Fischer-Z spielen im Columbia Theater einen Mix aus Klassikern und neuen Songs. Eigentlicher Star des Abends ist aber die Vorband.

Mitunter gerät ein Konzert, dem zur Verlängerung des Abends ein Vorprogramm vorangestellt ist, zu einem überraschenden Doppelkonzert, wie am Sonntagabend im bestens gefüllten Columbia Theater geschehen. Die britische 80er-Jahre-Legende Fischer-Z hat sich zu einem neuerlichen Berlin-Besuch angekündigt. Und noch vor 20 Uhr kommt Sänger John Watts auf der Bühne, um eigens die Vorgruppe Prada Meinhoff anzukündigen.

Da ist einer ein richtiger Fan. Und muss den Berlinern erst mal zeigen, was es für Perlen in dieser Stadt gibt. „Wir haben Prada Meinhoff in einem Club gesehen und waren begeistert“, schwärmt er. Er habe sich spontan entschlossen, das Berliner Duo einzuladen. Und in der Tat nehmen Sängerin Christin Nichols und René Riewer an Bass und Elektronik mit ihrem pulsierenden Elektro-Punk mit deutschen Texten sofort für sich ein. Einflüsse von DAF bis Ideal sind durchaus auszumachen, doch verstehen es die beiden, den Wave-Sound der Vergangenheit provokant und souverän ins Heute zu katapultieren.

Christin Nichols singt, schreit und skandiert in kämpferische Pose ins Mikrofon, während René Riewer pumpende Töne aus seinem Bass drischt und damit auch gleich noch eine Gitarre ersetzt. Den Rest besorgen Beats aus der Konserve. „Ich will mehr“, fordert die Sängerin, „und wenn ich’s dann hab, will ich’s gar nicht mehr.“ Es geht um Selbstbestimmung, Hedonismus, Aufbegehren. Ein phänomenales Duo, das selbst vor einer charmanten Coverversion von Grauzones „Eisbär“-Klassiker nicht Halt macht.

Auch Fischer-Z zeigen sich im Anschluss von ihrer besten Seite. Die alten Hits haben keineswegs Patina angesetzt, donnern frisch und energiegeladen in den Saal. Auch die neuen Stücke beweisen Klasse. Sänger und Songschreiber John Watts hat vier junge Musiker hinter sich, die seinen Liedern neue Kraft verleihen. „Angel of Gardenia“ von 1997 steht am Anfang dieses Abends. Der 62jährige Mastermind Watts versteht es, die Songs seiner mittlerweile 40 Jahre währenden Karriere klug aufzufächern.

Den Klassiker „Room Service“ gibt es gleich als zweites Stück, gefolgt vom neuen Song „So Close“. Fischer-Z stehen für eingängige Rocksongs mit dezenter Punkattitüde und lässigem Reggae-Groove. Zwischen 1979 und 1981 veröffentlichten sie die drei legendären Alben „Word Salad“, „Going Deaf For A Living“ und das Meisterstück „Red Skies Over Paradise“. Dann zog Watts es vor, eine Solokarriere einzuschlagen. Erst Jahre später entschied er sich, Fischer-Z mit neuen Mitstreitern wieder zu aktivieren. Ein weiser Schritt. Gerade ist das 20. Album „Building Bridges“ erschienen.

Natürlich spielen sie (fast) alle Hits, von „The Worker“ über „Red Skies Over Paradise“ bis „Marliese“. Watts ist in Topform. Er versteht es, politisch engagierte Botschaften in eingängige Songs zu packen, ob im Klassiker „Cruise Missiles“ oder im neuen Stück „Damascus Disco“. Als allerletzte Zugabe, das muss in dieser Stadt natürlich sein, gibt es „Berlin“ vom „Red Skies…“-Album. Das ganze Columbia Theater singt den Refrain lauthals mit.