Tag fünf, immer noch ist die Volksbühne besetzt. Die Hängepartie für Neu-Intendant Chris Dercon geht weiter. Zwar steigt der Druck auf Kultursenator Klaus Lederer (Linke), doch der setzt weiterhin auf Gespräche, statt zu räumen. Bei der Senatssitzung am Dienstag soll es deswegen zwischen dem Regierenden Bürgermeister und seinem Kultursenator Streit gegeben haben.
Am Dienstagabend wurde eine erste gemeinsame Offerte von Kulturverwaltung und Intendanz bekannt: Eine Verhandlungsgruppe mit Chris Dercon und Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert machte den Besetzern das Angebot, den Grünen Salon sowie einen kleinen Pavillon, der zur Volksbühne gehört, zu nutzen. Vonseiten der Besetzer hieß es kurz darauf, der Vorschlag wäre ein Nebeneinander und nicht das erstrebte Miteinander – das Angebot werde aber im Plenum diskutiert.
Bereits am Montag hatte die Senatsverwaltung für Kultur mitgeteilt, man setze im Konflikt um die Volksbühne auf „Deeskalation statt Konfrontation“. Ein Sprecher erklärte, dass man im permanentem Austausch mit der Intendanz und den Besetzern sei. Ziel sei es, dass die „Sicherheit aller Menschen, die sich in der Volksbühne aufhalten“, gewährleistet werde. Der Sprecher wollte sich auf Nachfrage aber weder auf Zeiten festlegen noch auf genaue Verhandlungsziele, die man im Auge habe.
Ein Sprecher der Besetzer erklärte wiederum, dass man davon ausgehe, bis zum Start der neuen Spielzeit am 10. November Zeit zu haben, eine Lösung zu finden – das wäre allerdings erst in eineinhalb Monaten.
Das alles klingt wachsweich und nicht nach einer schnellen Lösung für die Volksbühne. Auf der Senatssitzung am Dienstag soll es deswegen laut geworden sein zwischen dem Regierenden Bürgermeister und Lederer. Michael Müller (SPD) soll vom Kultursenator einen konkreten Zeitplan für die Gespräche verlangt haben. Lederer hingegen habe sich Eingriffe aus dem Roten Rathaus verbeten. Zwar verkündete Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) auf der Senatspressekonferenz salomonisch, dass eine deeskalierende Lösung immer die beste sei; die Nerven aber scheinen blank zu liegen im Senat.
Denn der politische Druck wächst: Der neue Intendant Chris Dercon hatte gefordert, dass die Politik „jetzt dringend ihrer Verantwortung nachkommt und handelt.“ Auch der kulturpolitischer Sprecher der Berliner FDP-Fraktion, Florian Kluckert, erklärte am Dienstag: „Ich erwarte, dass die unrechtmäßige Besetzung mit den Mitteln des Rechtsstaats schnellstmöglich beendet wird.“ Die „als Künstlergruppe getarnten Hausbesetzer“ führten Lederer vor. Ähnlich kritisch äußerten sich auch CDU und AfD.