Wie es nach dem Wochenende weitergehen wird, ist noch ungewiss. Am heutigen Sonntag sollen zunächst verschiedene freie Theatergruppen in und vor der Volksbühne in Mitte zu sehen sein. „Wir rufen zudem alle Berliner auf, vorbeizukommen und sich einzumischen“, sagte einer der Sprecher des Künstlerkollektivs, das seit Freitag die Berliner Volksbühne besetzt hält, der Berliner Morgenpost. „Wir haben ein Konzept für die Organisation und Nutzung der Volksbühne erarbeitet, über das jetzt diskutiert werden muss.“ Die Gruppe hat rund 100 Mitglieder – Wissenschaftler, Künstler, Verwaltungsangestellte, Autoren.
Seit Monaten gibt es in Berlin einen Streit über den neuen Volksbühnen-Intendanten Chris Dercon. Das Künstlerkollektiv will dem nun etwas entgegensetzen. „Wir planen für die nächsten drei Monate ein Alternativprogramm“, so der Sprecher auf Nachfrage der Berliner Morgenpost. Zudem sollte man sich zwei Jahre Zeit lassen, um darüber zu entscheiden, wie es mit dem Theater weitergeht und wer künftig die Intendanz übernimmt. „Wir wollen alle Mitarbeiter der Volksbühne in diese Entscheidungen einbeziehen“, sagte der Sprecher. In jedem Fall müsse ein hohes Maß an Selbstorganisation angestrebt werden.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) kritisierte die Besetzung des Theaters. Auf Facebook erklärte er: „Kunstfreiheit ist immer auch die Kunstfreiheit der Andersperformenden!“ Zwar sei der Kampf um Freiräume wichtig und notwendig. „Aber der Kampf um Freiräume kann nicht dadurch geführt werden, dass existierende Freiräume – ob mir gefällt, was dort passiert oder nicht – privatisiert und unter eine angemaßte Kontrolle gestellt werden“, sagte Lederer. Weiter verwies der Kultursenator darauf, dass die Volksbühne mit öffentlichen Mitteln bespielt werde und über die Intendanz auf demokratisch legitimiertem Weg entschieden wurde. Man könne solche Entscheidungen kritisieren. „Was nicht geht und was auch nicht progressiv ist: Die Intendanz daran zu hindern, ihre Arbeit zu machen und sie dem Lob oder der Kritik auszusetzen“, betonte Lederer.
Dem Künstlerkollektiv geht es aber nicht nur um den Theaterspielplan, sondern auch darum, in dem Haus am Rosa-Luxemburg-Platz ein „Anti-Gentrifizierungszentrum“ zu schaffen. Neben der Verdrängung der Wohnbevölkerung finde eine ebenso starke Verdrängung kultureller Einrichtungen wie Clubs, Ateliergemeinschaften oder Theaterbühnen statt, sagte der Sprecher der Aktivisten der Berliner Morgenpost. So dürfe es nicht weitergehen. „Wir sind nicht gegen den neuen Intendanten, sondern gegen die Kultur- und Stadtpolitik in Berlin.“