Camera Work-Ausstellung

"The Kennedys" zeigt einen unvergessenen US-Präsidenten

| Lesedauer: 2 Minuten
Susanne Leinemann
Letzter Berlin-Besuch des  US-Präsidenten John F. Kennedy, hier mit Willy Brandt und Konrad Adenauer (v.l.)

Letzter Berlin-Besuch des US-Präsidenten John F. Kennedy, hier mit Willy Brandt und Konrad Adenauer (v.l.)

Foto: © WILL MCBRIDE / BM

Die Galerie Camera Work zeigt in einer neue Ausstellung unter anderem geschichtsträchtige Fotos von John F. Kennedy.

Da sitzen sie gemeinsam im Auto, zwei vollkommen unterschiedliche Generationen der Politik: der Alte mit den beiden Nachwuchsstars. Bundeskanzler Konrad Adenauer, immerhin 1876 geboren – also noch mitten im 19. Jahrhundert – fährt im Auto mit Vertretern der Generation, die bald einen massiven Politikwechsel einleiten wird: mit dem US-Präsidenten John F. Kennedy (knackiger Jahrgang 1917) und dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (ein wenig älter, Jahrgang 1913).

Es heißt, Adenauer habe sich damals geärgert, wollte er doch eigentlich alleine mit JFK durch West-Berlin fahren. Aber Willy Brandt organisierte ein Auto, breit genug, damit alle drei darin Platz fanden. Und setzte sich dann wie ein verschmähter Liebhaber in die Mitte des Politik-Dates. Der US-Präsident musste an Brandt vorbei seinen Amtskollegen Adenauer ansprechen.

Will McBride hat das Bild, das so viel erzählt über eine Zeit, die kurz vor dem Aufbruch steht, am 26. Juni 1963 geschossen. Der Fotograf kam als US-Soldat nach Deutschland, blieb hier hängen, studierte zeitweise an der FU. Die Galerie Camera Work stellt nun einige seiner Bilder und Bilder anderer Fotografen aus, die alle John F. Kennedy und seine Frau Jacqueline abgelichtet haben. Zum ersten Mal inszeniert sich ein US-Präsident mit seiner Frau, das hat es vorher noch nie so gegeben. Präsidentschaft goes Pop.

Was ist Anlass für diese Ausstellung, in der große Fotografen wie Steve Schapiro, Elliott Erwitt, Yousuf Karsh und Mark Shaw zu sehen sind? Ist es die Sehnsucht nach einem Präsidenten mit Stil, jetzt, wo wir doch ganz andere, manchmal verstörende Bilder aus den USA sehen – dort wird bald ein Mann Präsident, der seine Popularität unterhaltsamen Fernseh-Shows verdankt. Nein, Grund ist das zehnjährige Bestehen des Museums „The Kennedys“, das zum Kosmos der Camera-Work-Galerien gehört.

Zum Jubiläum werden weitere Fotos der Familie Kennedy gezeigt. Manche erstmals, andere sind Ikonen der Moderne. Keine Politikergattin vorher hat so gekonnt Farben eingesetzt wie Jacqueline Kennedy. „Jackie in Pink mit JFK in einem gelben Raum“, heißt ein Bild von Mark Shaw. Gleichzeitig passt es, dass der „Alte“, Adenauer, und seine jungen Begleiter nur in Schwarz-Weiß existieren. Für Farbfilme war Adenauer nicht geschaffen.

1963 – das Jahr des Berlin-Besuches: Es wird für John F. Kennedy ein tragisches. Im November wird er in Dallas erschossen. Die Welt hat er trotzdem für immer verändert.

The Kennedys, vom 3.12. bis 14.1.2017, Galerie Camera Work, Kantstr. 149, Di.–Sa. 11–18 Uhr. Eröffnung: 3. Dez. um 11.30 Uhr