Kultur

Kein Museum der Moderne ohne neues Kulturforum

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Jochim Stoltenberg

Volker Hassemer und Bernhard Schultz fürchten Fehlplanung beim Wettbewerb

Es ist Berlins zumindest zweitgrößte Schatzkiste. Doch kaum jemand sucht nach ihr. Weil der Platz, auf der sie steht, so unwirtlich ist. Es geht um das Kulturforum zwischen Potsdamer Straße, Landwehrkanal und Tiergarten mit den Juwelen Neue Nationalgalerie, Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und nicht zuletzt Scharouns Philharmonie. Seit mindestens 40 Jahren gibt es Versuche, diesen Platz voller Kunst städtebaulich zu erschließen und mit Leben zu erfüllen.

Mit den vom Bund zugesagten 200 Millionen Euro für das Museum der Moderne gibt es nun die erneute Chance, das Kulturforum nicht allein durch eine weitere Kunsthalle zu bereichern, sondern es endlich räumlich zu ordnen, besucherfreundlich zu gestalten und damit zu einem attraktiven Ort auch des Verweilens zu machen. Kritiker fürchten, dass mit dem neuen Museum der Moderne wieder nur ein weiterer Solitär entsteht.

Zu denen, die sich um eine erneute Fehlplanung sorgen, zählen Volker Hassemer, einst Senator für Stadtentwicklung, heute Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin, und Bernd Schultz, Geschäftsführender Gesellschafter des Auktionshauses Villa Griesebach. Nach der Auslobung des Ideenwettbewerbs im September und vor dem Abgabetermin für die Pläne Anfang Dezember (das Preisgericht tagt Mitte Februar 2016) haben beide in einem gemeinsamen Gespräch mit der Berliner Morgenpost noch einmal ihre Sorgen und Hoffnungen präzisiert.

„Wir wollen in diesen Wettbewerb reinrufen: Wenn ihr Architekten Ethos habt, dann plant nicht allein die Architektur des Hauses, sondern denkt die stadtplanerische Gestaltung des gesamten Ortes mit. Die 200 Millionen Euro des Bundes sind für die nächsten 40 Jahre die letzte Chance, auch räumlich und funktional der Bedeutung und Rolle des Kulturforums gerecht zu werden“, sagt Hassemer.

Schultz fordert mehr Sensibilität für den unschätzbaren Wert des Kulturforums. „Da schlummert ein Milliarden-Vermögen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Allein die Gemäldegalerie ist die sechstgrößte der Welt. Berlins zweite Museumsinsel, und das ist das Kulturforum, muss wie der Lustgarten zu einer sinnlich wahrnehmbaren, lustvollen Umgebung gestaltet werden, die Menschen anzieht. Der Ort muss Spass machen. Jetzt tummeln sich auf dem Forum mehr Skater als Besucher ...“, ärgert sich der Kunsthändler. Das Kulturforum wurde nach dem Mauerbau als Alternative zur Museumsinsel im Osten geplant.

Hassemer und Schultz setzten ihre Hoffnungen auf das zweistufige Wettbewerbsverfahren. In der ersten werden Ideenskizzen vorgelegt, danach die ausgewählt, die für die Architektur infrage kommen. „Unser Vorschlag läuft darauf hinaus, dass aus dem ersten Wettbewerb nur die Ideen ausgewählt werden, die die bislang versäumte stadträumliche Planung einbeziehen“, sagt Hassemer. Sein und Schulzens dringlicher Appell gilt den beiden Berliner Frauen im Preisgericht, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher: „Sie müssen die Interessen Berlins vertreten und Advokaten unserer Position werden.“

Es müsse geradezu zu einem Ausschlusskriterium für die eingereichten Ideen werden, die allein den Bau des Museums im Blick haben, fordert Hassemer. Und: „Soll der Wettbewerb ein langfristig tragfähiges Ergebnis haben, muss das unter normalen Umständen Unmögliche hier verlangt werden.“ Schultz verspricht: „Wir werden weiter dicke Bretter bohren und mit unserer Forderung nicht nachlassen.“ Gestalterische Vorschläge machen beide nicht. Hassemer: „Die Wege zu den Zielen müssen die mit ihren Ideen weisen, die am Wettbewerb teilnehmen.“