Nu Metal

Linkin Park wettern gegen die atomare Apokalypse

Michael Pilz

Foto: KPS Concertbüro

Allerweltsballaden und bedrückter TripHop. Mit "A Thousand Suns" verlieren sich Linkin Park in kühnen Ambitionen.

Robert Oppenheimer, der New Yorker Physiker, beschwor die tausend Sonnen der Atomkraft. Als die Früchte seiner Forschung, "Little Boy“ und "Fat Man“, 1945 auf Hiroshima und Nagasaki fielen, hörte Oppenheimer auf, Bombe zu lieben. „Nun bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten“, sprach er 1965.

Warum Linkin Park, die Rockband aus Los Angeles, die Selbstbezichtigung zitiert, wird nicht ganz klar. Zwei Jahre haben gebrütet, um ein weiteres Album zu vollenden. Fürchten sie sich vor den Folgen von "A Thousand Suns“ wie Robert Oppenheimer vor dem Missbrauch des Atoms? Man weiß es nicht. "The Requiem“, Oppenheimers Rede, ist der Auftakt, und so geht es weiter: Chester Bennington krakeelt und singt vom brennenden Himmel und der großen Leere, von radioaktiven Niederschlägen und vom Warten auf das Ende. Martin Luther King kommt ebenfalls zu Wort mit einer Rede von Gerechtigkeit und Liebe.

Mike Shinoda dreht an seinen Plattentellern und den Knöpfen seines Samplers. Dazu schwankt die Band in 15 ausgedehnten Stücken zwischen Allerweltsballaden und bedrücktem TripHop, Songs und formlosem Gerumpel. Man beginnt, sich Linkin Park als Band zurück zu wünschen, die es in den späten Neunzigerjahren revolutionär fand, Rock und HipHop gleichzeitig zu spielen.

Heute braucht ihr Album einen selbst verfassten Klappentext, eine Erklärung an die Hörer. Schwere Worte fallen, "waghalsig“ und „wahre Kunst“, "unorthodox“ und "kühne Ambitionen“: "Monatelang hatten wir unsere Band zerstört und wieder aufgebaut. 'A Thousand Suns’ hat mit dem persönlichen Kreislauf aus Stolz, Zerstörung und Bedauern zu kämpfen. Genießt die Musik.“ Mahlzeit. (Einer von fünf Sternen.)

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