Die Direktoren der ARD sind auch nicht anders als jeder normale deutsche Arbeitnehmer: Mit der Idee, dass jeder wissen darf, wie viel sie verdienen, können sie sich kaum anfreunden. Vermutlich ist das der Grund, warum auf der neuen Transparenz-Site von „ard.de“, wo – vom Intendanten bis zum Azubi im ersten Lehrjahr – die Bezüge aller Beschäftigten verzeichnet sind, die Gehälter der Direktoren fehlen.
Nun heißt das nicht, wie wir irrtümlicherweise vor zwei Tagen geschrieben haben, dass die Gehälter der Direktoren komplett unbekannt wären. Sieben von neun ARD-Anstalten haben deren Bezüge auf ihren eigenen Websites veröffentlicht – auch wenn man in einigen Fällen sehr lange suchen muss, um sie zu finden. Der Saarländische Rundfunk, der die Gehälter seiner drei Direktoren nicht publiziert hat, gibt sie auf Anfrage preis. Auf den letzten Drücker übermittelt ein Sprecher dann auch noch die fehlenden MDR-Zahlen. Nur ARD-Programmdirektor Volker Herres hält sein Gehalt weiterhin geheim.
Vor dem Hintergrund aber, dass nun alle Anstalten bereit sind, die Einkommen ihrer zweiten Führungsebene bekanntzugeben, ist das Fehlen der Direktoren-Gehälter auf „ard.de“ noch unverständlicher. Ein ARD-Sprecher sagt, die Zahlen würden derzeit auf ihre Vergleichbarkeit hin geprüft und demnächst veröffentlicht. Hinter vorgehaltener Hand heißt es im Senderverbund aber, die Direktoren hätten verhindern wollen, dass man ihre Gehälter auf „ard.de“ vergleicht. Denn die Bezüge unterscheiden sich erheblich.
Die Top-Verdiener unter den ARD-Direktoren sind die des Südwestrundfunks (SWR). Die sieben Direktoren der Anstalt kommen im Schnitt auf ein Jahresgehalt von 253.000 Euro. Damit verdienen sie mehr als der Intendant des Saarländischen Rundfunks, der laut „ard.de“ jährlich 237.000 Euro einstreicht. Mit den Intendanten von Radio Bremen und des RBB, die ein Jahresgehalt von jeweils 257.000 Euro beziehen, liegen sie auf Augenhöhe. Vermutlich haben sie beide Intendanten mittlerweile überholt, denn die Zahlen von „ard.de“ sind von 2016, die des SWR von 2015.
Sehr gut verdienen auch die NDR-Direktoren, die im Schnitt jedes Jahr mit gut 236.000 Euro nach Hause gehen, gefolgt von denen des WDR, die auf knapp 228.000 Euro kommen. Etwas weiter oben in dieser Statistik wären wohl die Direktoren des Bayerischen Rundfunks (BR) angesiedelt, wenn sie denn – wie fast alle anderen Sender – auch Zuschläge und geldwerte Vorteile wie den Dienstwagen ausweisen würden. Da die Bayern aber nur das Grundgehalt ihrer Direktoren angeben, landen sie hinter dem Hessischen Rundfunk (HR), wo die Direktoren 221.000 Euro verdienen, mit knapp 216.000 Euro auf Platz fünf. Vergleichsweise moderat sind mit jährlich knapp 195.000 Euro die Direktorengehälter des RBB. Am schlechtesten verdient die zweite Führungsebene von Radio Bremen, die jährlich gut 151.000 Euro bezieht.
Um zu beurteilen, wie sorgsam die Sender mit den Gebührengeldern umgehen, ist allein die Höhe Direktorengehälter aber nur von beschränkter Aussagekraft. Entscheidend ist, wie viele dieser hoch bezahlten Mitarbeiter sich ein Sender leistet. Hier liegt der NDR mit neun Direktoren vorn, die die Anstalt jährlich zusammen 2,1 Millionen Euro kosten. 1,8 Millionen Euro im Jahr sind dem SWR seine sieben Direktoren wert, gefolgt vom MDR, der 1,33 Millionen Euro an seine acht Direktoren ausschüttet, fast ebenso viel wie der BR, der aber nur die Grundgehälter aufführt.
Das größte Problem der ARD ist aber, dass ihre Mitarbeiter sie auch nach ihrer Pensionierung richtig viel Geld kosten. Einige Sender haben dazu ziemlich konkrete Angaben in ihren Geschäftsberichten. So erhält etwa der im Januar pensionierte juristische Direktor des HR, Jürgen Betz, unter Anrechnung der gesetzlichen Rente 75 Prozent seines letzten Gehaltes, das ohne Zulagen bei knapp 195.000 Euro lag.