Natürlich war es ein Tiefpunkt in Sigmar Gabriels Karriere, als die SPD ihn zu ihrem „Beauftragten für Popkultur und Popdiskurs“ machte. Doch jetzt – zehn Jahre später – kann die Partei erneut davon profitieren, dass ihr Vorsitzender einst als „Siggi Pop“ mit der deutschen Musikszene in Kontakt kam. Die Genossen stehen ja nicht ganz zu Unrecht in dem Ruf, wichtige Events oft spaßbefreit mit Wasser und Brot zu bestreiten. Und so wäre außer Gabriel womöglich kaum einer auf die Idee gekommen, zur Feier des 150. Geburtstages der Sozialdemokratie ein „Deutschlandfest“ vor dem Brandenburger Tor zu organisieren, bei dem als Hauptact keine Ansprache des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, sondern ein Konzert von Nena geplant ist.
Steinbrück kann kein Karaoke
Neben ihr sind auf insgesamt vier Bühnen auch Samy de Luxe, Luxuslärm, Die Prinzen, Konstantin Wecker, Glasperlenspiel sowie Dick Brave & the Backbeats und Roland Kaiser zu erleben. Die – sicher saftige – Rechnung wird aus der Wahlkampfkasse des Willy-Brandt-Hauses beglichen. Deshalb soll Steinbrück zwischendurch auch Werbung in eigener Sache machen. Eher unwahrscheinlich ist, dass er am Ende mit Roland Kaiser „Santa Maria“ anstimmt. Steinbrück bekannte kürzlich, beim Karaokesingen höchstens mit „Hänschen klein“ punkten zu können. Auch bedauert er öffentlich seinen „zentralen Lebensfehler“, kein Instrument erlernt zu haben.
Aber vielleicht stürmt ja die stets etwas übereifrige SPD-Vizechefin Manuela Schwesig bei Nena die Bühne. Sie spekulierte schon spaßeshalber über ein Duett bei „99 Luftballons“. Und aus Spaß wird ja manchmal Ernst.