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Chillen und Grillen - Berlin eröffnet die Saison

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Erik Baumgärtel
Grillspaß am Landwehrkanal

Grillspaß am Landwehrkanal

Foto: Malte Jaeger/laif

Das schöne Frühlingswetter lockt die Berliner in Parks und Bäder. Und es wird unter freiem Himmel gegrillt. Doch was liegt im Trend?

Berlin.  Das Campinggeschirr steht bereit, die Parks füllen sich mit Sonnenanbetern, das Bier ist kalt gestellt und hungrige Menschen drängen sich vor den Fleischtheken. Startschuss für die Grillsaison! Aber was grillen? Und worauf? Und überhaupt – wie genau? Die Morgenpost hat Experten befragt.

Was soll ich bloß auf den Grill legen, was ist dieses Jahr „in“?

Im Jahr 2018, sagt Grillexperte Jan Richter vom Berliner Partyservice HornOxx, stehe klar im Trend des Exotischen. Gaumenfreuden wie Ananas-Tofuspieße mit Mandarinensoße, asiatische Sweet-Chilisoße, Curry-Mango-Dip oder gegrillte Wassermelone seien die absoluten Renner des Sommers. Dazu noch ein Geheimtipp: Ein paar Scheiben spanische Chorizowurst dazwischen, die geben den würzigen Geschmack. Jan Richter kennt sich aus – er hat sogar schon für die Kanzlerin gegrillt.

Was geht immer?

„Das ist mariniertes und eingelegtes Fleisch, Schweinbauchfackeln zum Knuspern oder saftige Hünchenspieße“, sagt Richter. „Liebhaber der Fleischeslust bleiben auch gerne bei Rind und Lamm. Es geht doch nichts über ein schönes Entrecôte Surf and Turf, was gut mit Fett durchzogen ist und beim Brutzeln ausschmilzt.“ Klingt doch anders als Ananas-Tofu.

Zurück auf Anfang: Wie steige ich am besten in die Grillwelt ein?

Anfangs eignet sich das einfache Grillwürstchen. Die ermöglichen, ein Gefühl für die richtige Temperatur zu bekommen. Damit nicht gleich alles anbrennt. Sollte das klappen, bloß nicht übermütig werden. Es ist beispielsweise ein Fehler, Flüssigkeiten wie Bier auf das Grillgut zu kippen. Die Folge: Asche wird aufgewirbelt und landet auf dem Fleisch. Gleiches gilt für Flüssiganzünder. Viele spritzen nochmals nach, das schmeckt man dann leider auch.

Worauf soll man beim Fleischkauf achten?

Jan Richter empfiehlt: Bio und artgerechte Haltung. Lieber zum Fachfleischer an der Ecke, dort gibt es Qualität. Damit stimmt er mit in den Chor der Berliner Fleischerinnung ein. Denn die sagt ganz klar, der Kunde müsse bereit sein, etwas mehr zu bezahlen, um weg von der Massenware zu kommen. Erkennungsmerkmale für gutes Fleisch sind: eine dunkle Fleischfarbe, dass das Fleisch nicht im Saft schwimmt und eine schöne Marmorierung hat.

Oh, gleich so teuer. Warum denn nicht Discounter?

Im Discounter, warnt der Experte, sei die Qualität schwer auszumachen. Die Marinade sei zu dick aufgetragen, damit man eine eventuell schlechtere Fleischqualität nicht erkenne. Kritikpunkt bei Massenfabrikaten ist sogenannte Flüssigwürze. Sie wird ins Fleisch gespritzt, um das Stück größer erscheinen zu lassen. Manchmal würden Fleischstücke sogar falsch deklariert. Wer doch im Supermarkt kauft, sollte auf die Bezeichnung „Dry Age“ achten, weil das Fleisch dann entsprechend lange gelagert ist und eine gewisse Zartheit besitzt.

Immer so viel Fleisch! Wie wäre es denn mal mit Fisch?

Einen Fisch zu grillen ist hohe Kunst. „Fisch ist nicht dankbar. Zu heiß, wird er außen schwarz und innen matschig. Fisch muss man vor direkter Hitze schützen. Zum Beispiel durch ein Zedernbrett.“ Sobald man das im Griff hat, kann man sich an Garnelenspieße in Koriandermarinade, Lachs-, Schwertfisch- oder Thunfischsteaks (unter 20 Euro das Kilo) oder gegrillte Jakobsmuscheln mit Marinade heranwagen. Die ganze Meereswelt steht dann offen.

Und wenn ich vegan grillen will? Das mag hartgesottene Fleischfresser schockieren aber vegan, vegetarisch und glutenfrei ist angesagt. Und auch auf den Burgertrend muss man da nicht verzichten. Süßkartoffel und Bohnen, daraus ein Teig und schon ist der Burger fleischlos. Jetzt keine Angst vor Verspottungen, perfekte Beilagen wie Halloumikäse, gegrillte Ananas mit Litschi, Champignons mit Blauschimmelkäse, gefüllte Paprika, marinierter und gegrillter Spargel oder knackiges Dinkelbrot machen das wieder wett.

Bald ist ja Fußball-WM. Irgendein Tipp?

Immer diese öde Rost-Bratwurst! Auch da hat der Experte eine Idee. Wie wäre es mit schwarz-rot-goldenen Hamburgern? „Richtig gehört. Aber weniger das Fleisch ist bunt als die Brötchen.“ Und damit das Fleisch in der Mitte auch schön saftig wird, rät Richter, es bei hoher Hitze und nicht länger als zwei Minuten von jeder Seite anzubraten. Gleiches gilt für Rindersteaks.

Hilfe, mein Grill ist schon so alt! Bei Ihnen zu Hause steht ein 30 Jahre alter, fetttriefender Rost. Igitt! Also muss ein neuer Grill her. Michael Schulz vom Grill-Shop sagt: „Ich rate meinen Kunden für den Balkon prinzipiell zum Gas- oder Elektrogrill. Das ist nachbarschaftskompatibler. Die Rauchentwicklung kommt aber vor allem durch das Fett, welches heruntertropft.“ Fans von Balkonien müssen für einen Gasgrill aber etwas tiefer in die Tasche greifen (ab 369 Euro). Wichtig ist die Anzahl der Brenner und Bratflächen mit unterschiedlichen Temperaturzonen und Hitzestufen, was gerade hinsichtlich der Röstaromen für Fisch und Gemüse entscheidend ist. Wer für den Garten einen fest stehenden Barbecue-Grill will, muss schon mit mindestens 500 Euro und mehr rechnen.

500 Euro für einen Grill? Das ist mir viel zu teuer!

Es gibt natürlich auch deutlich günstigere Grills – etwa im Baumarkt. Experte Jan Richter verweist außerdem auf Einweggrills, die selbst an der Tankstelle zu haben sind. „Die sind zwar eine einzige Umweltkatastrophe, aber heizt man die kleinen Dinger richtig hoch, bekommt man darauf köstliche Sachen zustande.“ Den Einweggrill gibt es ab 2,49 Euro.

Darf ich überhaupt auf dem Balkon grillen? Mein Nachbar schaut so streng.

„Gesetzliche Regelungen zum Grillen auf dem eigenen Balkon gibt es nicht“, sagt Reiner Wild vom Berliner Mieterverein. „Nur bundesweit vereinzelte Gerichtsurteile, die die Nutzung einschränken.“ So verweist Wild zum Beispiel auf ein 20 Jahre altes Urteil vom Amtsgericht Bonn, das das Grillen auf dem heimischen Balkon einmal im Monat und nur bei rechtzeiti­ger Vorabinformation erlaubt. Zu beachten ist aber, dass Nachbarn nicht beeinträchtigt werden dürfen. Wild rät, einen Blick in den Mietvertrag zu werfen, damit auch beim Vermieter nichts anbrennt.

Kein Lust auf den Stress. Wo kann ich in Berlin draußen grillen?

Grillen im Freien ist in Berlin nur an ausgewiesenen Stellen, wie zum Beispiel im Monbijoupark, Mauerpark, Görlitzer Park oder Volkspark Friedrichshain erlaubt. Untersagt ist es im gesamten Tiergarten. Wer sichergehen will, schaut am besten im Internet auf www.berlin.de. Die Senats­verwaltung für Umwelt warnt dort auch: Feuer nicht auf den Boden stellen und kein Brennholz sammeln. Pflicht ist immer ein Müllsack (für Asche, Reste und Verpackungen). Bei Zuwiderhandlung droht Verwarn- bzw. Bußgeld bis zu 20 Euro, für das Ausheben von Grillgruben oder ähnliche Beschädigungen können sogar 5000 Euro fällig werden.

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