20 Jahre lang führte Herbert Beltle das „Aigner“ am Gendarmenmarkt. Am 15. August ist Schluss. Aufhören wird der Gastronom trotzdem noch nicht.

Am 15. August endet am Gendarmenmarkt eine Ära. Dann verlässt Herbert Beltle (61) nach 20 Jahren das „Aigner“. Grund ist der Besitzerwechsel des Hotels in dem Gebäude an der Französischen Straße Ecke Charlottenstraße. Man habe ihm zwar angeboten, als Pächter des „Aigner“ weiterzumachen, erzählt Beltle. Und er sei auch schon bereit gewesen, wieder für zehn Jahre zu unterschreiben. Doch als er nach Hause ging, erinnerte er sich an ein Interview mit Pater Anselm Grün. Beltle sammelt Berichte, die ihn interessieren, und so schlug er nach. Darin sagt Pater Anselm, Altwerden bedeute auch loszulassen. Beltle, der sich selbst als gläubig bezeichnet, sagt, das habe ihn bewegt, als wäre es ein Zeichen. Und dann las er in einer weiteren Zeitschrift, dass viele Gastronomen Probleme mit dem Aufhören hätten, mit dem Weitergeben. Schließlich dachte er das, was er den „Verfall der Sitten“ nennt. Leute kämen unentschuldigt nicht mehr zu Vorstellungsgesprächen oder zu einer Probearbeitszeit. Und so habe er gedacht: „Herbert, vielleicht ist das nicht mehr deine Zeit. Man muss wissen, wann Schluss ist.“

„Weingrün“ und „Altes Zollhaus“ betreibt er weiter

So ganz will Beltle, der im Juli 62 wird, sich dann aber denn doch nicht auf das Altenteil zurückziehen. Das „Weingrün“ wird er noch weitere zehn Jahre betreiben, das „Alte Zollhaus“ läuft auch weiter. Dazu ist er noch am Weingut Horcher in der Pfalz beteiligt.

Er sei zufrieden mit der Entscheidung. „Man kann mehrere Restaurants gut machen, aber nur eins sehr gut“, das sei immer seine Maxime gewesen. „Mein Zeugnis ist also nur gut.“ Am Anfang, als er zehn Jahr nur das „Alte Zollhaus“ gehabt habe, da sei es schon fast perfekt gewesen. Insofern ist die Reduktion also auch eine Art Qualitätssteigerung. Und für ihn gelte vor allem: „Ich bin 30 Jahre selbstständig, 30 Jahre erfolgreich. Meine Sterne gibt mir nicht der Michelin, sondern mein Steuerberater.“ Jetzt wird es also etwas gemächlicher, etwas langsamer, auch wenn er für seine verbleibenden Restaurants auch schon wieder Ideen hat, über die er aber noch nicht sprechen möchte.

Stammgäste des „Aigner“ müssen sich übrigens keine Sorgen machen: Das Restaurant bleibe erhalten, auch die Mitarbeiter würden übernommen. An der Ausrichtung ändere sich ebenfalls nichts. Und es gebe auch eine Kooperation mit dem Horcher-Weingut. Beltle: „Herbert Beltle fehlt, sonst nichts.“