Berlin. Falls Berlins Pannen-Airport auch 2020 nicht eröffnen kann, schlägt CDU-Politiker Christian Gräff die Suche nach neuem Standort vor.

Der CDU-Abgeordnete Christian Gräff schlägt die Suche nach einem neuen Standort vor, sollte der Eröffnungstermin des Hauptstadt-Flughafens BER im Oktober 2020 erneut verschoben werden. „Wenn der BER, was ich befürchte, nicht 2020 fertig wird, sollten wir kein Steuergeld mehr verschwenden und uns ehrlich machen. Die Komplexität des Projekts, nach allen Pannen, ist nicht mehr beherrschbar. Wir sollten die beiden alten Flughäfen Tegel und Schönfeld renovieren und einen neuen Standort für einen ostdeutschen Großflughafen im weiteren Umland suchen“, sagte Gräff am Freitag der Berliner Morgenpost.

Wirk-Prinzip-Prüfung soll in nächsten Wochen starten

Der Flughafen Berlin Brandenburg in Schönefeld sollte ursprünglich im Oktober 2011 in Betrieb gehen, nun soll es im Herbst kommenden Jahres so weit sein. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hatte zuletzt erklärt, dass die Arbeiten zur Mängelbeseitigung gut vorangingen. Die sogenannte Wirk-Prinzip-Prüfung (WPP) soll in den nächsten Wochen beginnen, teilte Flughafensprecher Hannes Hönemann auf Anfrage mit. „Die Vorbereitungen dazu laufen bereits auf Hochtouren“, erklärte er. Bei der WPP wird das ordnungsgemäße Zusammenspiel aller wichtigen Anlagen getestet. Sie ist Voraussetzung für die Abnahme des BER durch die Baubehörde.

Erst Ende Mai hatte Lütke Daldrup den Baufortschritt gelobt. Die Baustelle liege insgesamt im Zeitplan, hatte er vor Journalisten erklärt. Fortschritte habe es insbesondere bei der Brandmeldeanlage gegeben. Bereits Anfang April hatte der TÜV zudem die Entrauchungssteuerung von Siemens durchgewinkt. Die fehlerhafte Entrauchungsanlage war in der Vergangenheit einer der Hauptgründe für die Verschiebung der geplanten Eröffnung gewesen.

CDU-Abgeordneter sieht „riesige PR-Kampagne“

CDU-Politiker Gräff, der auch Obmann im BER-Untersuchungsausschuss, hält das für taktisches Geplänkel. „Herr Lüdtke Daldrup veranstaltet eine riesige PR-Kampagne, die aber eine Luftblase ist. Aus meiner Sicht sprechen alle Fakten, die wir durch Dritte mitbekommen dafür, dass der BER nicht 2020 fertig werden wird und lediglich versucht wird, Druck auf den TÜV und die Genehmigungsbehörden auszuüben“, sagte das Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Es erhärte sich zudem der Verdacht, dass es nur darum gehe, die Landtagswahlen in Brandenburg abzuwarten, bevor eine Absage des Termins bekannt gegeben werde, sagte Gräff.

Der Flughafengesellschaft widerspricht auf Anfrage. „Die Inbetriebnahme des BER im Oktober 2020 ist das Ziel, auf das die Flughafengesellschaft mit Hochdruck hinarbeitet. Seitdem dieser Termin im Dezember 2017 festgelegt worden ist, entwickelt sich der Baufortschritt in der erwarteten Geschwindigkeit. Diese Entwicklung zeigt, dass dem Eröffnungstermin sehr valide Annahmen und Risikoeinschätzungen zugrunde liegen. Wahlen spielen in diesem Kontext keine Rolle“, sagte Sprecher Hannes Hönemann.

Zweifel an pünktlicher Fertigstellung von T2

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Neues Deutschland“ könnte sich allerdings die Fertigstellung des zweiten Terminalgebäudes (T2) am BER erheblich verzögern. Flughafenexperten aus dem Umfeld des Frankfurt Airport (Fraport) in Frankfurt am Main rechnen mit einer Fertigstellung des Terminals erst Ende 2022 – also zwei Jahre nach der geplanten Inbetriebnahme des Flughafens. Der Baufortschritt sei „überraschend gering“, heißt es in einem Schreiben der Experten, aus dem die Zeitung zitiert. „Für die Fertigstellung des Rohbaus werden noch rund fünf Monate benötigt“, heiße es weiter. In dem Gebäude sollen künftig jedes Jahr rund sechs Millionen Passagiere abgefertigt werden.

Die Flughafengesellschaft sei mit dem derzeitigen Baufortschritt hingegen zufrieden und rechne mit einer Inbetriebnahme im Oktober 2020, sagte Hönemann der Zeitung. In Kürze würden die Arbeiten an der Fassadenkonstruktion beginnen.

Durch den Terminal T2 soll sich die Gesamtkapazität des BER auf 28 Millionen Flugreisende pro Jahr erhöhen. Gemeinsam mit Schönefeld (alt) könnten am Standort jährlich bis zu 40 Millionen Passagiere abgefertigt werden.