Ab Anfang August wird VW Tausende Neuwagen auf dem Gelände des künftigen Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld parken.

Der unfertige Hauptstadtflughafen BER hat eine neue Einnahmequelle erschlossen. Die Folgen des Diesel-Skandals werden in den nächsten Wochen an vielen Orten Deutschlands sichtbar werden, nicht nur am eigentlich schon ziemlich fertig wirkenden Berliner Flughafen in Schönefeld. Bis zu 8000 Autos will Volkswagen zwischenzeitlich am BER parken. VW bestätigte eine grundsätzliche Einigung. Der Konzern hat aber auch noch zahlreiche weitere Flächen im Auge, wo er seine kurzfristig unverkäuflichen Wagen zwischenparken will.

Darunter finden sich nach Konzernangaben auch Parkplätze der Messe und des Flughafens in Hannover, die konzerneigene Teststrecke bei Wolfsburg, die eigenen Werke in Emden und Ingolstadt und weitere Areale. Immerhin muss VW wohl zwischenzeitlich 200.000 und 250.000 Kraftfahrzeuge auf Halde produzieren. Hintergrund der Probleme sind neue Abgastests nach dem Prüfzyklus WLTP.

Ab dem 1. September dürfen nur noch Autos zugelassen werden, die dieses neue Testverfahren durchlaufen haben. VW produziert deshalb bereits zahlreiche Autos vor, die so gebaut sind, dass sie das Prüfverfahren schaffen. Allerdings fehlen derzeit noch die Freigaben für viele dieser Modelle durch das Kraftfahrt-Bundesamt.

Als die Pläne von VW und der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) vor einem Monat publik wurden, war der Spott die vorherrschende Reaktion. Fotomontagen zeigten Volkswagen auf den Rollfeldern und Startbahnen des unfertigen BER. Aber die Autos sollen keineswegs die bereits durch den Betrieb des alten Terminals von Schönefelds für Flugzeuge benötigten Flächen blockieren.

Stattdessen vermietet der Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup dem Autobauer die ungenutzten Parkhäuser P2, P7 und P8 sowie die Open-Air-Parkplätze P102, P104 und P105. Das bereits von Fluggästen genutzte Parkhaus P3 soll weiter den Passagieren des Schönefelder Terminals SXF zur Verfügung stehen. Mit mehr als einer Million Euro bezifferte Lütke Daldrup allein für die fünf Rest-Monate des Jahres 2018 die zusätzlichen Erlöse der wegen der immensen Kosten für den BER-Bau hochdefizitären Flughafengesellschaft. Das sei ein „lohnendes Geschäft“, so Lütke Daldrup.

Diese Aussage erlaubt eine ungefähre Kalkulation zu den Kosten pro zwischengeparktem VW. Wären alle 8000 Plätze den kompletten Zeitraum belegt, würde das für jedes abgestellte Auto im Monat 25 Euro bedeuten. Allerdings schafft Volkswagen seine derzeit vorübergehend unverkäuflichen Wagen nicht alle auf einen Schlag zum BER und den anderen Not-Parkplätzen. Nach den Werksferien in Wolfsburg werden die neu produzierten Autos per Auto-Zug zum BER gefahren, die Flughafengesellschaft rechnet mit etwa 200 Fahrzeugen pro Tag, die dann am BER-Zanklager abgeladen und von Mitarbeitern zu den eigentlichen Stellplätzen gefahren werden sollen.

Eine VW-Sprecherin wollte diese Details aber nicht bestätigen. Dass die Wagen länger als ein paar Monate am BER und anderswo parken werden, wollen sie in Wolfsburg vermeiden. Wenn das neue Zulassungsverfahren etabliert ist, sollen die Neuwagen verkauft werden. Zum Teil seien die Wagen schon verkauft, aber eben noch nicht vom Kraftfahrt-Bundesamt freigegeben, hieß es aus der VW-Zentrale.

Am BER hat man es weniger eilig. Die Parkflächen werden erst benötigt, wenn der Flughafen wirklich den Betrieb aufnimmt. Das soll nach Lütke Daldrups Plänen im Herbst 2020 der Fall sein.

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