Bei der Baugenehmigung für den Hauptstadt-Airport BER in Schönefeld gibt es weitere Verzögerungen. Die von der Flughafengesellschaft FBB Ende Juni eingereichten Unterlagen für den Umbau des Fluggasterminals und der kritischen Schnittstelle zwischen Bahnhof und dem zentralen Airportgebäude haben nicht den Anforderungen des Bauordnungsamtes genügt.
„Am vergangenen Freitag hat die Flughafengesellschaft auf Anforderung weitere Unterlagen eingereicht, diesen Freitag sind weitere angekündigt“, sagte eine Sprecherin des Landkreises Dahme-Spreewald der Berliner Morgenpost.
Nach den Plänen der FBB sollte der sogenannte fünfte Nachtrag schon im Mai genehmigt sein. Doch die Flughafengesellschaft reichte die Unterlagen beim Landratsamt später ein als avisiert. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld beteuerte Ende Juni: „Wir rechnen damit, dass wir im August eine Genehmigung erhalten.“ Auch das klappt nun nicht. Mühlenfeld äußert sich aber optimistisch, dass eine Genehmigung zeitnah erfolgen könne.
Bürger sollen einen sicheren Flughafen bekommen
Der zuständige Baudezernent beim Landkreis, Chris Halecker, machte am Donnerstag hingegen deutlich, dass sich die Genehmigungsbehörde nicht drängen lasse. „Die Prüfung der Unterlagen dauert in der Regel vier bis sechs Wochen“, sagte Halecker auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Das bedeutet also bis Ende September oder Anfang Oktober. „Die Hoffnung, dass es schneller geht, hat jeder Bauherr“, betont Halecker. „Aber wir sind eine Genehmigungsbehörde, die umsichtig und vielschichtig prüfen muss.“ Am Ende haften die Prüfingenieure für den genehmigten Bauantrag, so der Baudezernent.
Er betont: „Wir wollen, dass unsere Bürger einen funktionierenden und sicheren Flughafen bekommen. Da lassen wir uns nicht hetzen.“ Halecker wie auch die Flughafengesellschaft unterstreichen, dass trotz der ausstehenden, wichtigen Teil-Genehmigung am BER weitergearbeitet werden könne.
Beim Zeitplan sei man noch im „gelben Bereich“
Bei der Vervollständigung des fünften Nachtrags zur BER-Baugenehmigung handelt es sich um Korrekturen und Ergänzungen der Planunterlagen. Die Unterlagen aller Umplanungen an den Entrauchungsanlagen wurden nach Angaben der FBB durch einen unabhängigen Sachverständigen fachlich geprüft.
In diesem Prozess wurden laut Flughafengesellschaft mehr als 40.000 Dokumente aus der Entwurfs-, Ausführungs- sowie Werk- und Montageplanung aller bis heute am Projekt beteiligten Planungsbüros bewertet. Und erforderliche Korrekturen in die knapp 5000 Dokumente des fünften Nachtrages eingearbeitet. In dem Nachtrag ist auch die Anlage 14, die größte Entrauchungsanlage im Fluggastterminal, enthalten, die in mehrere kleinere, leichter beherrschbare Bereiche aufgeteilt wird.
Welche Auswirkungen die Verzögerung auf die geplante Eröffnung im Herbst 2017 hat, ist nicht endgültig klar. Man sei „im gelben Bereich“, sagte Berlins Flughafenkoordinator Engelbert Lütke-Daldrup dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).
Flughafenchef Mühlenfeld hält immer noch an dem Termin im letzten Quartal nächsten Jahres fest. Spätestens Ende 2017 sollen am BER Flugzeuge starten und landen, so lautete seine Aussage im Juli vor dem Sonderausschuss des brandenburgischen Landtages in Potsdam. „Wir gehen davon aus, dass der Flughafen zum Flugplanwechsel Ende Oktober, Anfang November 2017 eröffnet werden kann“, so Mühlenfeld damals. Trotz der Verzögerungen geht er weiter davon aus, dass der Airport baulich noch 2016 fertiggestellt werden kann. Danach beginnt die Testphase am BER. Die Zeit ist knapp: Bis Oktober muss Mühlenfeld den Airlines verbindlich mitteilen, ob es mit einem BER-Start 2017 tatsächlich etwas wird. Der Flughafen sollte am 3. Juni 2012 eröffnet werden. Nach der geplatzten Inbetriebnahme war ein neuer Termin im Jahr darauf avisiert worden. Doch das zuständige Bauordnungsamt sah auch dann noch keine Möglichkeit, die Brandschutzanlage zu genehmigen.
CDU wirft Flughafen-Chef Salamitaktik vor
Inzwischen füllen mehr als 70 Aktenordner die Regale in der Behörde des Kreises Dahme-Spreewald. Und immer noch ist die Inbetriebnahme des einst angeblich so gut wie fertigen Hauptstadt-Airport nicht genehmigungsfähig.
Der Verkehrsexperte der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag, Rainer Genilke, kritisierte am Donnerstag die jüngsten Aussagen von Flughafenchef Mühlenfeld, man erwarte für den sogenannten fünften Nachtrag eine zeitnahe Genehmigung. „Ich kann nur eine zügige Genehmigung erwarten, wenn der Antrag vollständig und fehlerfrei ist“, sagte Genilke der Berliner Morgenpost. Er wirft dem Flughafen Salamitaktik vor. „Derzeit gibt es nicht einen Hinweis, dass der Eröffnungstermin 2017 noch zu halten ist“, so der Verkehrsexperte. „Es ist ganz offensichtlich, dass die erneute Verschiebung des Termins erst nach der Berlin-Wahl im September bekannt gegeben werden soll.“ Die nächste Aufsichtsratsitzung ist für Oktober angesetzt.