Die Suche nach einem neuen Generalplaner für den BER ist gescheitert – keiner wollte den Millionenauftrag haben. Nach Einschätzung der Grünen wird dies zu einer weiteren Verzögerung bei der Fertigstellung des neuen Hauptstadtflughafens führen. Es sei verantwortungslos vom Aufsichtsrat und der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft gewesen, auf einen Generalplaner zu verzichten, sagte die Grünen-Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Ramona Pop, am Freitag.
Es räche sich nun bitter, dass der Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) nach der geplatzten BER-Eröffnung im Mai 2012 den damaligen Generalplaner entlassen habe. Er habe von eigenen Fehlern und seiner Verantwortung ablenken wollen. Seitdem dümpele das Projekt Flughafen vor sich hin. „Damit rückt ein Eröffnungstermin in immer weitere Ferne, und die nächste Kostensteigerung ist programmiert“, sagt die Grünen-Politikerin. Christopher Lauer von den Berliner Piraten reagierte mit beißenden Spott auf die vergebliche Suche nach einem neuen Generalplaner. „Ich würde den BER fertigbauen. Ich habe keine Ahnung. Damit bin ich überqualifiziert“, twitterte der Abgeordnete.
Seit 2012 fehlt ein Generalplaner
Wie berichtet, hat die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) am Donnerstag die europaweite Ausschreibung für die zentrale Planung und Baukoordinierung am BER ergebnislos abgebrochen. Dem Vernehmen nach sind keine brauchbaren Angebote für den Millionen-Auftrag eingegangen. Konkret geht es um Planungsleistungen mit einem Gesamtwert von 32,6 Millionen Euro.
Die FBB versucht nach dem Scheitern einer europaweiten Ausschreibung nun per Direktvergabe einen neuen Generalplaner für die ausstehenden Arbeiten am Pannen-Airport zu finden. Einen weiteren Zeitverlust bei der BER-Fertigstellung soll es laut Flughafengesellschaft aber nicht geben. „Die FBB hat alle aktuell notwendigen Planungsleistungen für den BER vergeben. Daher gibt es auch keine Verzögerungen“, sagte Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel. Für die Koordinierung der Restarbeiten werde nun ein Generalplaner in einem sogenannten Verhandlungsverfahren gesucht. Dabei sollen bereits am BER tätige Planer gezielt angesprochen werden.
Seit der fristlosen Kündigung des Vertrages mit der Planungsgemeinschaft pg/bbi als Reaktion auf die kurzfristige Absage der BER-Eröffnung im Mai 2012 fehlt der Flughafengesellschaft für das Milliardenprojekt in Schönefeld ein Generalplaner. Stattdessen wurden monatelang alle Aufträge einzeln vergeben. Zeitweise sollen bis zu 65 Planungsbüros gleichzeitig auf der BER-Baustelle tätig gewesen sein. Inzwischen soll deren Zahl auf fünf Büros gesunken sein, die beispielsweise den Umbau der nicht funktionsfähigen Entrauchungsanlage planen.
Dabei kommt es jedoch immer wieder zu Pannen. Wie das Bauordnungsamt jetzt bemängelte, funktioniert am Nordpier die Notstromversorgung nicht. „Uns wurde eine falsche Netzersatzanlage geliefert. Dem gehen wir jetzt nach“, so der Flughafensprecher. Der Nordpier soll in Kürze als erster Teil des neuen Flughafen-Terminals fertiggestellt sein.