Die Kosten für den neuen Hauptstadtflughafen BER werden inzwischen auf 4,7 Milliarden Euro geschätzt. Das geht aus einem Bericht der Controllinggesellschaft an den Flughafen-Aufsichtsrat von Ende November 2013 hervor. Genehmigt waren bislang aber erst 4,3 Milliarden Euro. In der prognostizierten Summe sind zudem die Aufwendungen für den Schallschutz nur mit 444 Millionen Euro enthalten. Nach einem Gerichtsurteil wird jedoch mit rund 700 Millionen Euro gerechnet. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht“, sagte dazu Martin Delius (Piraten), Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses im Abgeordnetenhaus. Bereits vor Wochen war allerdings von Experten vorhergesagt worden, die Kosten würden die Fünf-Milliarden-Marke erreichen.
Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte dazu: „Das kommentieren wir nicht.“ Laut RBB-Abendschau bestätigte die Flughafengesellschaft aber, dass die BER-Baustelle 17 Millionen Euro Kosten pro Monat verursache. Die Gesellschafter müssten nun neues Geld bereitstellen, sagte Jochen Esser, Finanzexperte der Berliner Grünen im RBB. Der CDU-Abgeordnete Oliver Friederici hält einen Nachtragshaushalt für möglich.
Schon 2009 begann das Chaos am BER
Das Planungschaos am BER hat bereits 2009 und damit weit früher als bislang bekannt begonnen. Das geht aus Aussagen des früheren Gesamtprojektleiters und Prokuristen der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) für den BER, Joachim Korkhaus, im Berliner Abgeordnetenhaus hervor. Demnach hätten Ende 2009 rund 3000 Pläne für die im Brandfall wichtige Entrauchungsanlage im Terminal vorliegen müssen, es gab aber nur 500, sagte Korkhaus am Freitag im BER-Untersuchungsausschuss aus.
Viele Firmen hätten zudem Kabel planlos verlegt, bis 2011 auf den Trassen kein Platz mehr gewesen sei. „Dass es kritisch war, war uns bewusst“, sagte Korkhaus. Die Planer hätten aber nicht in allen Bereichen Platz für weitere Kabeltrassen gefunden. Das habe zur Absage der für den Juni 2012 geplanten Eröffnung beigetragen. Ein erster Eröffnungstermin – im Oktober 2011 – war bereits 2010 um sieben Monate verschoben worden. Damals schätzte der Projektsteuerer den Zeitverzug aber schon auf zwölf Monate, wie Korkhaus sagte.
Doch selbst bei einer planmäßigen Eröffnung wären auf dem neuen Airport noch monatelang Bauarbeiter im Einsatz gewesen. „Es war klar, dass nach der Eröffnung in Nachtarbeit sechs Monate lang gearbeitet werden muss“, sagte Korkhaus. So sollten Arbeiter nachts die Decken im Terminal öffnen und Kabel neu verlegen. Bis Weihnachten 2012 sollten sie so die Brandschutzanlage auf Vollautomatik umrüsten – bei laufendem Betrieb des Flughafens. Die Inbetriebnahme am 3. Juni 2012 war mit einer Teilautomatik geplant: Im Brandfall sollten Feuerwehrleute den Rauchabzug und die Sprinkler per Knopfdruck in Gang setzen, Türen sollten von Hunderten Helfern teils per Hand bedient werden – eine Idee der Architekten, nicht des Flughafens, wie Korkhaus am Freitag betonte. Die zuständigen Baubehörden akzeptierten diese Notlösung nicht, die Flughafengesellschaft musste die BER-Eröffnung absagen.
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