Flugrouten-Radar

Hunderte Leerflüge zwischen Tegel und Schönefeld

| Lesedauer: 3 Minuten
Viktoria Solms und Julius Tröger

Seit Anfang 2011 sind mindestens 900 Privatjets und Linienmaschinen ohne Passagiere an Bord in Berlin von Flughafen zu Flughafen geflogen.

Gerade einmal 15 Minuten dauert ein Flug von Schönefeld nach Tegel. Air Berlin, Lufthansa oder Easy Jet fliegen diese Kurzstrecke genauso wie Geschäftsflieger. Dabei wird das Stadtgebiet meist in Höhen von teilweise gerade einmal 1500 Metern überflogen. Das haben Auswertungen des Flugrouten-Radars der Berliner Morgenpost ergeben.

Besonders häufig taucht in der Statistik der Privatjet-Anbieter “Net Jets Europe” auf, ein Unternehmen, das eigenen Angaben zufolge mehr als 150 Geschäftsflieger in Europa einsetzt. “Wenn ein Kunde in Tegel ankommt und der nächste von Schönefeld abfliegen möchte, müssen wir unser Flugzeug umpositionieren”, sagte ein Sprecher des Unternehmens der Berliner Morgenpost.

Leerflüge in einer Woche

Air Berlin und Lufthansa erklären die Leerflüge vor allem mit dem Nachtflugverbot in Tegel. Wenn sich ein Flugzeug verspätet und nicht bis Mitternacht in Tegel landen kann, wird es nach Schönefeld umgeleitet, wo kein Nachtflugverbot herrscht. Da keine der beiden Airlines aber regulär in Schönefeld, sondern noch in Tegel fliegt, müssen die Maschinen dorthin „umgeparkt“ werden.

Es kann aber auch vorkommen, dass nach einer solchen Umleitung Maschinen leer von Schönefeld nach Frankfurt geschickt werden müssen, um wieder in den regulären Flugbetrieb eingegliedert werden zu können, erklärt Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber.

„Das müsste sich besser organisieren lassen“

“Inakzeptabel” findet das Jörg Stroedter, SPD Abgeordneter im Berliner Abgeordnetenhaus aus Reinickendorf. "Die Anwohner von Tegel sind ohnehin schon genug durch den normalen Flugbetrieb belastet. Das müsste sich besser organisieren lassen."

Auf den Tag gerechnet erscheinen die Leerflüge nicht viel. Tilmann Heuser, Geschäftsführer des BUND Berlin, sieht in den Leerflügen allerdings eine zusätzliche Umweltbelastung und einen Grund mehr, schnell den künftigen Hauptstadtflughafen BER fertig zu stellen.

Zusätzliche Umweltbelastung

Vor allem im Fall der Geschäftsflieger ist Heuser der Meinung, dass dort eine Taxifahrt zum richtigen Flughafen angebrachter wäre. „Fliegen ist eben immer noch zu günstig.“ Seiner Meinung nach sollten etwa die Flughafengebühren angehoben werden. „Mit Einführung der LKW-Maut gab es auch plötzlich weniger Leerfahrten in Deutschland.“

Ein weiterer Grund für Leerflüge zwischen den beiden Berliner Verkehrsflughäfen sind Flüge zu den Wartungshangars in Schönefeld. Dort betreibt die Lufthansa eine große Halle. Auch Privatjets aus ganz Europa werden dort gewartet und überholt.

Nicht offiziell erfasst

Frank Steffel, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Reinickendorf, fordert eine Untersuchung der Leerflüge: "Ein Sonderbeauftragter der Flughafengesellschaft sollte sich die Leerflüge detailliert anschauen und begutachten, ob sie wirklich notwendig sind. Es lässt sich doch keinem Anwohner vernünftig erklären, dass Flugzeuge etwa nur für die Wartung leer zwischen Tegel und Schönefeld hin und her fliegen”.

Zu Leerflügen, die laut Flughafensprecher Ralf Kunkel offiziell nicht gesondert erfasst werden, kann es auch nach unvorhergesehenen Flughafensperrungen kommen. So mussten etwa am 15. Februar dieses Jahres alleine sechs Easy-Jet-Flieger ohne Passagiere von Tegel nach Schönefeld fliegen, nachdem sie dorthin umgeleitet worden waren. Nach der Bruchlandung eines Flugzeugs war Schönefeld rund fünf Stunden gesperrt.

Der Flugrouten-Radar ist eine interaktive Online-Anwendung der Berliner Morgenpost. Darin werden Flugbewegungen von 96% aller Flüge der Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld dargestellt und statistisch ausgewertet.