Beruf und Beziehung verbinden: Kann das gelingen? Zwei Paare berichten, wie es ist, wenn man sich liebt und auch noch zusammen arbeitet
Jeremias Wolf (29) und Tabea Bork (30) sind seit wenigen Monaten Kinderbuchautoren – und frisch verheiratet. Alles scheint in ihrem Leben gleichzeitig zu passieren: Ihr Buch „Wie das Kuscheln erfunden wurde“ ist auf Platz Eins der Amazon-Bestsellerliste in der Kategorie „Gedichte und Reime für Kinder“. Erst kürzlich ließen sie eine dritte Auflage von 10.000 Stück drucken, nachdem sie schon 10.000 Stück verkauft hatten.
Sie sind nicht nur Autoren, sondern auch Verleger. Das Paar macht alles im Alleingang – aber zusammen: das Buch gestalten, mit der Druckerei kommunizieren, das Werk vermarkten. Die Illustratorin und der Autor versenden gegenwärtig ihre Kinderbücher und arbeiten an einem weiteren. Sie freuen sich darüber, wie beliebt ihr erstes Buch bei jungen Lesern ist.
Dass das alles ziemlich viel Arbeit ist, merkt man Jeremias Wolf und Tabea Bork nicht an. Im Gegenteil: Sie wirken erholt, haben sich nach den stressigen Wochen, die eine solche Veröffentlichung mit sich bringt, erst einmal einen Urlaub gegönnt. Nun sitzen sie am Küchentisch ihrer Wohnung in Kreuzberg. Beide strahlen, als sie von ihrer standesamtlichen Hochzeit im November vergangenen Jahres erzählen.
Sie wirken sehr entspannt
Nach zwei Jahren Beziehung hatten Tabea und Jeremias beschlossen zu heiraten. Das Zeichen für ihren Lebensbund ist eher unkonventionell: Statt Eheringe zu tauschen, hat sich das Paar die Umrisse eines schlichten, schwarzen Herzens auf die Ringfinger tätowieren lassen. Das Motiv steht auf dem Kopf. Einen Ring gab es dann aber doch noch. Die Hochzeit habe im kleinsten Rahmen stattgefunden, erzählt Tabea Bork: Auf dem Standesamt seien sie nur zu zweit gewesen.
Danach, fährt Jeremias Wolf fort, hätten sie sich eine Auszeit im Hotel gegönnt. Während Tabea auf einer Liege im Spa lag und sich wunderte, warum der frisch angetraute Ehemann ihr so viele Behandlungen gebucht hatte, war Jeremias auf dem Weg zu einem Juwelier in Mitte. „Ich fand, sie braucht dann doch einen schönen Ring, damit sie sich so ein bisschen wie eine Prinzessin fühlt.“
Im März kommt wieder etwas Neues auf die beiden zu: Dann entbindet Tabea. „Es wird ein Junge“, sagt sie. In der Wohnung steht eine Kiste mit Babysachen. „Die sollte ich wohl mal sortieren“, sagt die 30-Jährige und lacht. Der werdende Vater wirkt ebenfalls sehr entspannt. Wie gelingt es, Liebe und Arbeit zu verknüpfen, ohne dass eine Beziehung darunter leidet?
Nähe pur – das ist auch riskant
Beides, Liebe und Arbeit, prägen die Identität eines Menschen tief. Sie zu vereinbaren ist eine besondere Herausforderung. Zwar lernen in Deutschland viele Menschen ihren Partner bei der Arbeit kennen. Knapp ein Viertel hat sich schon einmal in einen Kollegen verliebt. Doch eine Beziehung kann sich nur rund die Hälfte aller Befragten vorstellen, so das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa.
Viele richten sich ohnehin nach dem Leitsatz, Berufliches und Privates möglichst nicht zu verbinden. Das ergibt durchaus Sinn. Gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten oder sich gar als Paar selbstständig zu machen, ist Nähe pur – mit allen Hochs und Tiefs, die das mit sich bringt. Doch der Spagat zwischen Arbeit und Liebe, Nähe und Abstand, Schreibtisch und Küche kann durchaus gelingen. Ein Paar, bei dem dieses Modell seit über 30 Jahren glückt, sind die Autoren und Filmemacher Hedwig und Andreas Munck.
Die Muncks arbeiten seit Anfang der 1980er-Jahre zusammen. Seit 20 Jahren ist „Der kleine König“ Teil ihres Repertoires. Aus den Geschichten rund um den kleinen König wurde über zwei Jahrzehnte ein Dauerbrenner, den Kinder lieben. Die Figur erscheint in Trickfilmen, Hörspielen und Kinderbüchern. Im RBB ist der kleine König Teil des Magazins „Unser Sandmännchen“. Schon 38 Hörspiele sind bei Universal erschienen. Im Frühjahr kommt die 39. Folge. Sie heißt „Der kleine König – die Katzenwäsche“. „Der kleine König wäscht sich nämlich nicht gerne“, sagt Hedwig Munck. Man merkt: Die zweifache Mutter weiß genau, was Kinder umtreibt.
Ihre Aufgabenbereiche haben sie streng getrennt
Nun stehen die Muncks bei tristem Winterwetter auf dem Spielplatz „Kleiner König“, direkt am S-Bahnhof Friedenau. Zum zehnjährigen Jubiläum des „Kleinen Königs“ beschloss der Bezirk, ihn ganz der beliebten Figur zu widmen. Zwischen dem kleinen König und der Königin, die ebenfalls in den Büchern auftaucht, ist ein Netz gespannt. Die Farbe an den Figuren ist zwar schon etwas verblasst. Doch die Kinder, die hier spielen, scheint das nicht zu stören.
Im Gespräch erzählen die Muncks von ihrer gemeinsamen Arbeit. Wie sieht die aus, ganz praktisch? „Wir haben eine Maisonette-Wohnung in Kreuzberg“, sagt Hedwig Munck. „Oben leben und kochen wir, unten wird gearbeitet.“
Die 63-Jährige und ihr vier Jahre älterer Mann denken noch lange nicht daran, in den Ruhestand zu gehen. Ihre beruflichen Aufgabenbereiche haben sie streng getrennt. „Wir sitzen uns zwar gegenüber“, sagt Hedwig Munck. „Doch wir sehen uns dabei nicht richtig, da wir ja auf den Bildschirm starren. Das ist schon gut so.“ Denn wenn sie zu eng zusammen arbeiteten, funktioniere es erheblich schlechter.
Sich gut streiten zu können, ist von Vorteil
Die Aufgaben sind in etwa so unterteilt: Hedwig Munck zeichnet die Storyboards und animiert die Filme, Andreas Munck kümmert sich um den Sound und viele organisatorische Dinge. Gemeinsam exakt das Gleiche zu tun, fiele beiden schwer. Auch, weil ihr Mann und sie sehr unterschiedlich seien, sagt Hedwig Munck. „Wenn wir zu sehr aufeinander sitzen, dann knallt es schon mal.“ Auch helfe es, wenn man Rückzugsbereiche habe, sagt sie. „Und man muss sich gut streiten können.“
Erst kürzlich, meint Hedwig Munck, habe ihr ihr Mann ein großes Kompliment gemacht. „Er meinte, er habe erst durch mich gelernt, was es heißt, Konflikte auszutragen.“ Andreas Munck nickt, sagt aber nichts.
Überhaupt spricht Andreas Munck sehr viel weniger und sehr viel langsamer als seine Frau. Sie redet wie ein Wasserfall, lacht viel. Ab und zu fällt sie ihrem Mann ins Wort, doch das scheint ihn nicht zu stören. „Andreas ist für mich wirklich ein guter Gegenpol“, sagt Hedwig Munck. Andreas nickt wieder. Er lächelt. Die Laute und der Stille, der Ernste und die Alberne: Bei den Muncks scheinen diese Gegensätze kein Problem zu sein.
Gemeinsam kamen sie nach Berlin
Das Paar verbindet eine lange Geschichte. Es lernte sich kennen, als Hedwig Munck in einer Trickfilm-Gruppe Mitglied werden wollte, in der Andreas Munck schon etabliert war. „Andreas wollten sie sofort haben, weil er technisch sehr versiert ist“, sagt sie. „Ich habe Kunst studiert und in der Gruppe gab es schon zu viele Künstler, es war für mich also schwer, dort aufgenommen zu werden.“ Sie lacht. Sie ist in Schwaben aufgewachsen, so wie auch Andreas Munck.

Der Trickfilm-Macher war 1979 nach Berlin gekommen, um sich zu verwirklichen. Zuvor hatte er erfolgreich Industrie- und Lehrfilme gedreht und sich so das teure Equipment finanziert, das vor dem digitalen Zeitalter nötig war, um Zeichnungen zu animieren. Trickfilme waren schon sehr früh seine Leidenschaft. „Andreas kann das wirklich gut, und dabei ist er sehr innovativ“, sagt Hedwig Munck. Sie wiederum hatte ein Lehramtsstudium mit den Fächern Kunst und Mathe abgeschlossen und studierte später an der Hochschule der Künste Visuelle Kommunikation. Sie sah sich nicht als Lehrerin und wollte versuchen, mit Kunst Geld zu verdienen. „In dieser Zeit gab es hier eine Aufbruchstimmung, die einen ungeheuren Sog auf mich hatte“, sagt Hedwig Munck. Auch ihr Mann suchte in Berlin den wilden Geist der 1980er-Jahre. Das Paar fand ihn in der linken Szene in Kreuzberg.
„Wir haben relativ schnell gemeinsam ein Trickfilm-Studio gegründet, im Wrangelkiez“, sagt Hedwig Munck. Eines ihrer ersten gemeinsamen Projekte war eine Wochenschau, die sich der damals sehr aktiven Hausbesetzerszene widmete. In Ermangelung eines geeigneten Raums zogen die Muncks mit Leintüchern und einem Projektor durch Berliner Kneipen und zeigten den Film. „Wir haben den Menschen vergnügliche 15 Minuten beschert und sind dann weitergezogen“, erklärt Hedwig Munck. Beide lachen, als seien sie auf einmal wieder frisch verliebt.
Pausen sind wichtig
Nicht alle Paare ergänzen sich so gut. Ohnehin scheint eine lange Partnerschaft in der heutigen schnelllebigen Zeit vielen eine Herausforderung zu sein, als würde sich das Marktdenken der digitalen Ära auch auf die Haltung der Menschen zu ihren potenziellen Partnern übertragen. Kein Wunder: Dating-Seiten wie Parship oder Elite Partner suggerieren, der perfekte Partner sei nur ein paar Mausklicks entfernt.
Verlieren sich die Menschen in der Suche, weil sie glauben, es gebe immer noch etwas Besseres? Fest steht: Die Scheidungsrate in Deutschland hat sich zwischen 1980 und 2005 fast verdoppelt, von rund 28 auf knapp 52 Prozent. Seit dem Jahr 2011 sinkt sie wieder, liegt aber immer noch bei knapp 40 Prozent. In den 1960er-Jahren wurden lediglich knapp elf Prozent der Ehen wieder geschieden.
Die Muncks haben Mechanismen gefunden, Streitigkeiten möglichst schon im Vorfeld zu vermeiden. Sie achten nicht nur auf ihre bewährte Aufgabenteilung, sondern wissen auch darum, wie wichtig Pausen sind. Diese sind allerdings nicht klar definiert. „Wir hören auf zu arbeiten, wenn wir merken, dass wir müde sind“, sagt Hedwig Munck. Das sei nicht immer zur selben Uhrzeit. „Ich merke immer daran, wenn ich schwäbisch schwätze, dass Feierabend ist“, fasst die Künstlerin ihr Konzept zusammen.
Gerne kocht das Paar gemeinsam. Und einmal jährlich gibt es eine große Auszeit: Dann heißt es Oliven ernten, im Norden Sardiniens. „Das ist Andreas’ Steckenpferd, aber mir bereitet die Auszeit an der frischen Luft in der Natur auch große Freude“, sagt Hedwig Munck. Den ganzen November erntet das Paar auf seinem Hof Oliven. Es sei Entspannung pur. „Das Öl schmeckt sehr frisch, fruchtig“, sagt Hedwig Munck.
Beide sparen nicht mit Lob für den Partner
Was bei den Muncks auffällt, ist die gegenseitige Anerkennung. Nicht nur Hedwig Munck ist voller Lob für ihren Mann Andreas, auch er schätzt seine Frau sehr und spricht das auch aus. Vor allem ihre Offenheit gefällt ihm. „Hedwig ist großartig im Umgang mit Kindern“, sagt Andreas Munck. „Sie ist mit ihnen sofort auf Augenhöhe und wenn sie mit ihr spielen, sind sie gleich voll bei der Sache.“
Hedwig Munck muss lachen. „Ja, es stimmt schon, ich bin ja selbst noch ein bisschen kindlich und gerne auch mal albern“, sagt sie. „Ich sage immer, wenn ich auf Kinder treffe: Endlich begegne ich mal Menschen mit ähnlichen Interessen.“ Von Neid oder Missgunst ist zwischen beiden nichts zu spüren.
Vielleicht ist das auch so, weil sie sich viele Freiräume lassen und nach unterschiedlichen Regeln operieren. So lebt Andreas Munck in der Zukunft, sucht ständig nach technischen Innovationen. Hedwig Munck hingegen vermisst manchmal das analoge Zeitalter. „Ich habe eine Zettelwirtschaft und notiere mir Termine und wichtige Informationen auf Papier“, sagt die Künstlerin.
Herausforderungen gemeinsam meistern
„Ich wusste sehr früh, dass die analogen Mittel, mit denen Trickfilme animiert werden, bald nicht mehr zeitgemäß sein werden“, stellt ihr Mann fest. Sein Hang zur Technik war es, der in der Anfangszeit die Familie finanzierte. So entwickelte Munck sehr früh Steuerungen für Tricktische. „Die ersten deutschen Trickfilme wurden mit diesen produziert“, sagt Andreas Munck. Bald hätten deutsche Filmemacher jedoch die Software aus den USA bevorzugt. Er musste sich nach einer neuen Geldquelle umsehen.
Die schwierigste Zeit ihrer Beziehung sei der Umzug in ihre heutige Wohnung gewesen. „Da kam wirklich alles zusammen: Wir mussten das Dach ausbauen, das dauerte ein Jahr“, sagt Andreas Munck. Im Vorfeld hatten sie ein Jahr auf die Baugenehmigung gewartet. „Und das alles mit kleinen Kindern. Das war schon viel“, sagt Hedwig Munck.
Ebenfalls schmerzhaft war für sie das Gefühl, ihre Figur, der kleine König, habe viele andere Verlage zur Entwicklung ähnlicher Figuren inspiriert. „Ein Verlag, mit dem wir nie verhandelt hatten, entwarf Merchandising für unsere Figur, ehe die Serie überhaupt fertig war“, sagt Hedwig Munck. „Ja, das stimmt, aber wer nicht beklaut wird, hat keinen Erfolg“, wirft Andreas Munck ein.
Sie akzeptieren ihren unterschiedlichen Arbeitsrhythmus
Tabea Bork und Jeremias Wolf verbindet noch keine so lange gemeinsame Geschichte wie die Muncks. Aber auch sie haben einen Weg gefunden, die Balance aus Abstand und Nähe für sich zu gestalten.
Die beiden haben sehr unterschiedliche Auffassungen davon, was nötig ist, um gut zu arbeiten. „Ich bin eher ungeduldig, Jeremias arbeitet sehr sauber und solide und gibt unserer gemeinsamen Arbeit eine Tiefe, die mir manchmal schwer fällt“, sagt Tabea Bork über ihren Mann. Er nickt und fügt hinzu: „Ich mag klare Aufgaben. Ich möchte entweder alles abgeben oder meinen Bereich komplett unter Kontrolle haben. Deswegen vergesse ich zeitweise sogar die Uhrzeit oder den Abgabetermin. Ich arbeite, wenn ich völlig darin versunken bin, wie besessen, abends, morgens, mittags.“
Tabea Borks Rhythmus ist ein anderer. „Ich stehe zwar gegen acht Uhr auf, doch ehe ich hochgefahren bin, brauche ich etwa drei Stunden freie Zeit. Ich frühstücke, meditiere, backe ein Brot oder mache einen Spaziergang. Erst dann setze ich mich an den Schreibtisch und beginne zu zeichnen.“
Die junge Frau liebt das Zeichnen und Malen schon seit ihrer Kindheit. Sie beschreibt sich als sprunghaft. „Manchmal fehlt mir der klare Fokus, ich denke eher assoziativ, lasse mich inspirieren und reiße 100 Baustellen gleichzeitig auf.“ Jeremias habe ihr gezeigt, wie wichtig es sei dranzubleiben. Er wiederum bewundert die unbändige Energie seiner Frau.
Es war eine spontane Idee
Die Idee, gemeinsam Bücher zu machen, entstand eher beiläufig. „Wir haben erst eine anarchische Prinzessin entworfen, aus Spaß“, sagt Tabea Bork. „Diese Figur mochten wir sehr, aber wir spürten, dass wir zu sehr aus der Erwachsenenperspektive herangingen und die Figur nicht alle Leser sofort anspricht.“ Sie blieben dran. Schließlich kam ihnen die Idee, ein Buch über das Kuscheln zu machen.
„Kinder lieben Bücher, und sie lieben es zu kuscheln“, sagt Tabea Bork. So entstand das erste Buch, dessen Protagonisten ein Waschbär und ein Murmeltier sind. Sie werden beste Freunde und erleben im Wald viele Abenteuer. Natürlich kuscheln sie auch. „Wir wollten bewusst Figuren schaffen, deren Namen eine gewisse Leichtigkeit in sich tragen und lautmalerisch sind“, sagt Jeremias Wolf.
Der Autor war in jungen Jahren als Gründer schon sehr erfolgreich. Mit Freunden erfand er die „Factory“, eine Art Start-Up-Campus für junge Gründer aus Berlin und aller Welt. Sie liegt in dem Gebäude, in dem früher die Oswald Brauerei zuhause war, direkt am Park am Gleisdreieck. Dort treffen sich kreative Menschen zu Konferenzen und vernetzen sich mit Gleichgesinnten.
Nachdem Jeremias Wolf im November 2016 bei der Factory ausgestiegen war, gründete er den Mentor Verlag. Dort erschien zunächst ein Buch über Rückenschmerzen. Wie kam es dazu? „Freunde von mir sind Physiotherapeuten, die in Norwegen leben, und suchten nach einem kleinen Verlag, der ihr Buch zu diesem Thema veröffentlicht“, sagt er mit einem Lächeln. Das Volksthema Rücken kam bei den Lesern gut an.
Endlich gemeinsam kreativ
Der 29-Jährige hatte schon lange den Wunsch, hauptberuflich zu schreiben. Als junger Mann war er begeistert vom Wortwitz und der Sprachgewandtheit deutscher Rapper und gründete eine Hip-Hop-Band. Dann entschied er sich aber zunächst für ein seriöses Jura-Studium. Der Traum vom freien Schaffen glückte erst danach, und alles kam anders als geplant.
„Wir wollten eigentlich mit einem Bus durch Europa fahren und gemeinsam an einem Buch arbeiten“, sagt Tabea Bork. Stattdessen blieben sie in Berlin und entdeckten das Format Kinderbuch für sich. Zufällig, als sie in einem Café durch eines blätterten. „Kinderbücher haben den Vorteil, dass die Sprache sehr bildhaft sein kann. Und die Illustrationen sind für Kinder sehr wichtig, vielleicht sogar wichtiger als der Text“, sagt Jeremias Wolf.
Das Paar ist glücklich darüber, dass es gemeinsam kreativ sein kann. Besonders freuen sie sich über Kommentare kleiner Leser. „Ein Junge schrieb uns, dass Waschbär und Murmeltier nicht mit dem Schlitten, sondern mit dem Snowboard hätten fahren sollen, dann hätte es keinen Unfall gegeben“, sagt Tabea Bork. Das zeige, wie sehr er sich mit dem Buch beschäftigt habe.
Liebe, Geduld und Glück
Vereinzelt gibt es auch negative Kommentare, etwa von Eltern, die das klassische Versmaß vermissen. „Viele erwarten sehr klassische Rhythmen, aber das ist nicht mein Stil“, sagt Jeremias Wolf. Dazu sei er zu sehr von der improvisierten, freien Form des Hip-Hops inspiriert. Dass er es aber kann, sieht man an einem der Reime im „Kuschelbuch“, wie das Paar sein Werk nennt. „Was das Murmeltier erfand, wurde in der Welt bekannt. Mäuse, Elefanten, Muscheln, alle lieben heut’ das Kuscheln.“
Nach dem Gespräch brechen die werdenden Eltern auf, um einen Kinderwagen zu kaufen. „Das muss jetzt mal erledigt werden“, sagt Tabea Bork. Jeremias Wolf grinst und nickt. Es scheint so, als hätten die beiden alles, was ein erfolgreiches Tandem im Job braucht. Und – bis auf ein paar Kleinigkeiten – auch schon alles, was Paare und Eltern brauchen: Liebe, Geduld und ziemlich viel Glück.
Im März erscheint „Die kleine Königin“. Hier spielt erstmals der Sidekick des kleinen Königs, die kleine Königin, die Hauptrolle. Hedwig und Andreas Munck: „Die kleine Königin: Karamilla und die Zauberkiste“, Edel Kids Books, 9,99 Euro Das Kuschelbuch inklusive Ausmalbuch kann man hier bestellen: www.jeremiasundtabea.de. Jeremias & Tabea: „Wie das Kuscheln erfunden wurde“, j&t Verlag, 24,80 Euro