Schönwalde. Schloss Dammsmühle in Brandenburg hat eine wechselvolle Geschichte. Die neuen Eigentümer wollen nun Touristen beherbergen.
Königliche Besuche, ausschweifende Feste, Filmkulisse - das 1768 als zweigeschossiges Palais errichtete und später umgebaute Schloss Dammsmühle bei Schönwalde (Barnim) hat so einiges erlebt. Wer nach Zeugnissen dieser wechselvollen Geschichte sucht, wird allerdings enttäuscht. Das einzige, was auf dem weitläufigen, denkmalgeschützten Gelände zwischen zwei Seen zu finden ist, sind Ruinen.
Nicht nur das einst neoromantische Schloss bröckelt mit leeren Fensterhöhlen und hässlichen Anbauten vor sich hin. Es gibt auch leerstehende Gebäude aus DDR-Zeiten, als die Staatssicherheit hier Hausherr war und auf dem Gelände eine Sprachenschule für die eigenen Mitarbeiter errichtete. Trotz des trostlosen Eindrucks zeigt sich die Schönwalder Ortsvorsteherin Maria Brandt (SPD) optimistisch: "Ich habe diesmal wirklich das Gefühl, dass es hier endlich voran geht." Zeit wäre es, denn selbst die Ruinen machen den Eindruck, als würden sie nicht mehr lange durchhalten. Brandt ist Kummer gewohnt: Nach der Wende hatten sich schon einige potenzielle Investoren mit großen Plänen vorgestellt. Tatsächlich saniert wurde allerdings nie.
Auch Denkmal- und Naturschutzbelange sind zu beachten
Seit dem vergangenen Jahr gibt es einen neuen Eigentümer für Schloss Dammsmühle. Dabei handelt es sich um eine Gesellschaft, zu der auch Roland Mary, Berliner Promiwirt des "Borchardt", gehört. "Die Gesellschaft steht bereits im Grundbuch. Aber wir befinden uns noch in einer frühen Planungsphase", sagt er und hält sich mit konkreten Details vorerst zurück. Dass aus Schloss Dammsmühle ein Hotel mit Spa-Bereich und Restaurants werden soll, wie Ortsvorsteherin Brandt erzählt, bestätigt Gesellschafter Mary zumindest.
Laut der Ortsvorsteherin hat es neben der Vermessung und Entrümpelung des Geländes schon einige Beratungen mit Kreis- und Landesbehörden gegeben. Mary agiere im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger mit Ruhe und Bedacht, beschreibt sie. Denn für das rund 28 Hektar große Anwesen sind auch Denkmal- und Naturschutzbelange zu beachten. "Spätestens Ende des Jahres sollte die Baugenehmigung vorliegen. Dann sind zwei Jahre Bauzeit angesetzt", sagt Brandt. Sie hofft, dass der 2500-Einwohner-Ort spätestens in zwei, drei Jahren im Schloss seinen Neujahresempfang abhalten kann.
Ob sich auch Otto Normalverbraucher Hotel und Küche leisten können wird? Sicher ist sie sich da nicht. Doch selbst bei ausschließlich gutbetuchten Gästen bleibe das Anwesen öffentlich zugänglich. "Immerhin die Straße, die über das Gelände führt, gehört der Gemeinde", sagt Brandt.
Ob hochpreisig oder nicht, Hauptsache das Anwesen werde gerettet, meint der Schönwalder Ortschronist Horst Getter: "Jeder hat am Schloss herum gebastelt, weil es so häufig den Besitzer wechselte." Aus dem Herrenhaus, das sich der Berliner Lederfabrikant Peter Friedrich Damm einst baute, wurde mehr als 100 Jahre später ein Lustschloss mit Türmchen für den Lebemann Adolf Wollank, der in einer Gruft auf dem Gelände bestattet wurde.
Einst stand dort ein Hubertus-Pavillon. Doch den gibt es längst nicht mehr, ebensowenig wie Rosengärten, Obstplantagen, Weinberg oder einen orientalisch anmutenden Tanzsaal auf dem Mühlenteich - verschollen möglicherweise schon in der Nazizeit, als SS-Führer Heinrich Himmler durch Enteignung in den Besitz des Anwesens kam und Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen für Baumaßnahmen einsetzte.
Wechselvolle Geschichte macht Faszination aus
Möglicherweise verschwanden die Gestaltungselemente, zu denen laut Getter auch zwei große Bronzehirsche am Eingangstor gehörten, jedoch auch erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als zunächst die Rote Armee das Gelände besetzte. Für große Veränderungen sorgte später auch die Staatssicherheit, die das einstige Schlossdach durch ein Vollgeschoss ersetzte sowie an der Rückseite des historischen Hauses einen Speisesaal anbauen ließ.
Doch diese wechselhafte Geschichte, in der es nach Ansicht des Ortschronisten noch viele Rätsel gibt, macht die Faszination von Schloss Dammsmühle aus. "Gerade an den Wochenenden kommen viele Ausflügler aus Berlin", sagt er. Möglicherweise haben die das Anwesen in Filmen entdeckt: Die Ufa nutze das Schloss schon in den 1930-er Jahren als Kulisse, der WDR drehte 1991 den Mehrteiler "Haus am See". Szenen für die Erfolgsserie "Babylon Berlin" entstanden auf dem Gelände am Mühlenteich und auch in einer "Polizeiruf"-Folge war das Schloss zu sehen.
Und so versprechen sich die Schönwalder vor allem einen touristischen Aufschwung, sollten Marys Pläne tatsächlich umgesetzt werden. "Schönwalde und Dammsmühle sollten zu einem Ort werden, über den man spricht und den man gern besucht", hofft Ortsvorsteherin Brandt.
dpa