Schöneiche. Martina Göldner-Kabitzsch bringt mit der Blütenküche das Jahr über Farbe in die Küche.

Den Anfang hatte ihre Blütenaromaküche in der Schweiz: Die gelernte Krankenschwester Martina Göldner-Kabitzsch schrieb eine Examensarbeit über ätherische Öle in der Küche. Später, da lebte sie in Berlin, begann die gebürtige Dortmunderin mit Blüten für Liköre zu experimentieren. „Dass ich darüber einmal Kochbücher schreiben oder in Fernseh-Kochshows auftreten würde, hätte ich mir nicht träumen lassen“, sagt die 53-Jährige.

Inzwischen ist ihre „Manufaktur von Blythen“ in Schöneiche (Oder-Spree) Feinschmeckern ein Begriff. Vor 21 Jahren wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit, ein paar Jahre später entdeckte sie das leer stehende Postamt in der Berliner Speckgürtel-Gemeinde für sich. Inzwischen ist sie mehrfach ausgezeichnete Unternehmerin mit vier Mitarbeitern und viel Experimentierfreude. Blüten sind bei ihr nicht nur Zutaten für Liköre oder Marmeladen, sondern auch Bestandteil von Marinaden, Balsamico und Saucen.

Handwerkliche Dinge stehen derzeit hoch im Kurs, sagt Pascal Johanssen, Kurator im Kunst- und Kulturzentrum Direktorenhaus Berlin und erklärt: „Aufgrund der Omnipräsenz von Digitalem gibt es eine Art Renaissance für Materielles, Greifbares.“ Diese Art der Konsumwende funktioniere in Ansätzen allerdings bisher nur im Ernährungsbereich. „Es ist schön zu sehen, dass beispielsweise die handgemachte Blütenküche immer mehr Abnehmer findet. Da ist die Manufaktur von Blythen schon etwas sehr Besonderes“, lobt Johanssen, der die Ausstellung „Handmade in Germany“ entwickelt hat, die Arbeiten von mehr als 300 deutschen Manufakturen, Kunsthandwerkern und Designern zeigt.

Zurzeit liegt der Geschmack von Lavendel im Trend

Holunderblüten waren laut Göldner-Kabitzsch lange Zeit Trendprodukte bei der kulinarischen Verwendung, später Rosen, laut der Manufakturchefin immer noch ein Klassiker. „Aktuell gefragt sind aber vor allem Lavendel-Geschmacksrichtungen“ – als Öl, im Fruchtaufstrich oder in Kombination mit Lauch für eine Tarte. Drei Kochbücher hat Göldner-Kabitzsch bereits geschrieben. Gastronomen, so ihre Erfahrungen, trauten sich jedoch nicht so richtig an das Thema heran. „Da sind Blüten eher Dekoration.“ Dafür erfreuen sich die von ihr geführten, fünfstündigen Kochkurse in Schöneiche großer Beliebtheit. 99 Euro kostet die Teilnahme – gemeinsam werden die Blüten geerntet, verarbeitet und verspeist.

Besonderer Schmuck: Blütenblätter auf einem Beerentörtchen.
Besonderer Schmuck: Blütenblätter auf einem Beerentörtchen. © ZB | Patrick Pleul

Fachkundig führt Göldner-Kabitzsch durch ihren Blütengarten mit 55 unterschiedlichen Blumen. Essbare Blüten unterteilt sie in drei Kategorien: Zunächst gibt es die, die schmecken wie sie riechen – Jasmin, Holunder oder Flieder etwa. „Diese Blüten verschaffen uns ganz neue Geschmackskomponenten, das schafft kein Kraut und auch kein Gewürz“, erläutert die Expertin. In der zweiten Kategorie sieht sie Blüten ohne eigenen Duft, aber mit charakteristischem Aroma, wie die pfeffrige Kapuzinerkresse oder die säuerlichen Begonien. Und dann gibt es Blüten ohne viel Geschmack, die wegen ihrer Optik mit ins Essen kommen: Mohn, Astern, Kornblumen.

Für die Kochseminare pflückt die 53-Jährige die Zutaten im eigenen Garten. Für die Produktion von Ölen, Marinaden, Likören, Gewürzmischungen oder Marmeladen kauft sie Blüten aus dem Bio-Handel dazu. „Unsere größte Konkurrenz beim Ankauf des Rohmaterials sind inzwischen Hersteller von Naturkosmetik“, sagt Göldner-Kabitzsch an. Wer mit Blüten kocht, sollte einiges beachten, rät sie: Die Blüten müssen tatsächlich essbar und nicht etwa giftig sein, wie etwa Eisenhut oder Maiglöckchen. Die verwendeten Pflanzenteile sollten zudem ungespritzt, also nicht chemisch behandelt sein, und es sollten in der Regel tatsächlich nur die Blütenblätter verwendet werden.

Das Geschäft mit den Blüten läuft das ganze Jahr über, sagt die Manufakturchefin, die sich im Vorstand des Berlin-Brandenburger Unternehmerinnenverbandes engagiert. Im Winter, wenn es keinen frischen Nachschub gibt, werden getrocknete Pflanzen verarbeitet. Schon jetzt freut sich die zweifache Mutter auf die Vorweihnachtszeit. Dann gibt es bei ihr traditionell Rosenblütenstollen und Rosenblütenglühwein.