Weder Freunde, noch Vater, nicht einmal der Mann, der ihr näher gekommen war - niemand bemerkte etwa von der Zwillingsschwangerschaft einer jungen Frau aus Brandenburg. Sie steht wegen der Tötung ihrer Kinder vor Gericht. Der Vater fand seine Tochter am Tattag mit Schaum vor dem Mund auf dem Sofa.

Im Bekanntenkreis der 22-Jährigen, die nach eigenem Bekunden ihre Zwillingsbabys getötet hat, ist die Schwangerschaft nicht bemerkt worden. Kommilitonen und Freunde der inzwischen exmatrikulierten Studentin berichteten am Dienstag vor dem Landgericht Frankfurt (O.), von einer Schwangerschaft bei der jungen Frau nichts gewusst oder gehört zu haben. Nach Auskunft eines Kriminalbeamten, der den Vater der Angeklagten vernommen hatte, will dieser ebenfalls nichts von der Schwangerschaft bemerkt haben. Dass die Tochter etwas dicker geworden war, habe der Mann damit erklärt, dass sie mit Rauchen aufgehört hatte, sagte der Zeuge.

Ein 28-Jähriger, der die Angeklagte zum Jahreswechsel 2008/2009 kennengelernt hatte und ihr auch näher gekommen war, sagte, er habe sie als kräftig und mollig empfunden. Dies habe ihn aber nicht auf eine Schwangerschaft schließen lassen. Einem Studenten aus Greifswald - dort hatte die Angeklagte vor ihrem Wechsel nach Rostock studiert - war aufgefallen, dass sie „an Gewicht zugelegt hatte“. Auf eine Schwangerschaft habe er aber zwangsläufig nicht geschlossen.

Der Frau wird zweifacher Totschlag vorgeworfen. Sie soll im März ein Kind im elterlichen Haus in Biesenthal (Barnim) geboren und danach erstickt haben. Den anderen Zwilling tötete sie laut Anklage im Mutterleib durch Drücken auf ihren Bauch. Ärzte holten das tote Kind per Kaiserschnitt. Die Angeklagte hatte zu Beginn des Prozesses über einen Anwalt ein Geständnis abgelegt und erklären lassen, Kinder hätten nicht in ihre „egoistische Lebensplanung“ gepasst. Am Mittwoch sollen die Plädoyers gehalten und auch ein Urteil gesprochen werden.

Der Kriminalbeamte der den Vater der Beschuldigten vernommen hatte, berichtete, der Mann sei in der Tatnacht hektisch geweckt worden, um den Notarzt zu rufen. Nach den Worten des Vaters habe die Tochter auf der Couch gelegen, Schaum vor dem Mund gehabt und ihn nicht erkannt. Sie soll auch um sich geschlagen haben.

Zwei andere Beamte berichteten, wie bei den Ermittlungen im Badezimmer der Angeklagten mit einer speziellen Untersuchungsmethode verwischte Blutspuren in den Fugen der Fußbodenkacheln sichtbar gemacht wurden. Im Bad soll das erste Kind zur Welt gekommen sein. Seinen Leichnam fanden Beamte später unter einem Bett im Zimmer der Angeklagten. Im Rucksack der jungen Frau entdeckten sie die Quittung für einen Schwangerschaftstest, dessen Ergebnis negativ ausgefallen sein soll.