Der Schrecken steckt noch in den Gliedern, doch die Show geht weiter - allerdings ohne Löwen. Nachdem Löwin Nala wegen ihrer Flucht aus dem Zirkus erschossen wurde, wollen Direktor Joschi Ortmann und seine Truppe das Gastspiel in Neuruppin am Samstag wie geplant fortsetzen: „Am Nachmittag und am Abend gibt es eine Vorstellung.“. Den beiden sechsjährigen Löwen Simba und Brigant will er jedoch eine einwöchige Pause gönnen. Sie müssten sich von der Aufregung erholen.
Am Vortag hatte Löwin Nala bei der Vorstellung Ortmann attackiert und war geflohen. Polizeibeamte erschossen sie in der Nähe eines Wohngebiets. Das Tier war in einer Gartenkolonie in der Nähe des Wohngebietes entdeckt worden. Dort wurde die Löwin in Absprache mit den Verantwortlichen vom Zirkus von einem Beamten niedergestreckt worden.
„Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen: Bevor einem Menschen etwas passiert, habe ich ihrer Tötung zugestimmt“, sagte Ortmann. „Alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Ich wollte kein Risiko eingehen. Menschenleben gehen vor.“
Der etwa 30-minütige Ausflug des Tiers hatte gegen 16.15 Uhr während der Vorstellung mit rund 100 Zuschauern begonnen. Die dreieinhalbjährige Nala habe ihn angegriffen, sagt Ortmann; seine Frau Carmen und sein Sohn Gino seien ihm zur Hilfe geeilt. Aus Angst um seinen Vater habe der 23-Jährige Gino eine Tür geöffnet – für ihn den Dompteur. Doch die Löwin sei schneller gewesen, habe ihn beiseite gedrängt – und sei aus dem Zelt geflohen.
„Sie war schon immer ein wenig schwierig“, so Ortmann. Er sei jedoch mit dem Tier klargekommen. Aktuell schätzte er die Situation jedoch als brisant ein, weil das Tier ihm gegenüber aggressiv gewesen sei - und weil Brunftzeit sei. Die Polizei prüft nun, ob Versäumnisse seitens des Zirkusses vorliegen, der sich selbst Raubtier-Circus Humberto nennt.
Seit Donnerstag gastiert die Truppe in der Stadt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Bis Sonntag will das Unternehmen noch bleiben. Als nächste Station sei die Stadt Pritzwalk (Prignitz) vorgesehen - dann nur noch mit zwei statt drei Löwen. Es war nicht der erste Zwischenfall mit einem Zirkustier in Brandenburg: Schmerzhaft endete kürzlich für zwei Spaziergänger die Begegnung mit einem ausgebrochenen Kamel in Teltow. Dieses biss und trat um sich.