Berlin. Mit einer Sternfahrt nach Köpenick haben Ruderer, Paddler und Segler gegen die Rücksichtslosigkeit Berliner Hobbykapitäne protestiert.
Einige Hundert Ruderer, Paddler, Segler und andere nicht motorisierte Wassersportler haben am Sonntag unter dem Motto „Mach ma’ keine Welle!“ mit einer Sternfahrt auf Dahme und Spree gegen die teils chaotischen Zustände auf Berlins Wasserstraßen protestiert. „Für Wassersportler wird es immer gefährlicher“, sagte einer der Initiatoren von der Treptower Rudergemeinschaft. Hauptproblem sind in den Augen der Sportler PS-starke Mietboote, für die kein Führerschein erforderlich ist. Regeln auf Wasserstraßen würden daher oft missachtet und kaum eingehalten.
Die Folgen seien insbesondere an Wochenenden zahlreiche kreuz und quer fahrenden Boote und mangelnde Rücksichtnahme. Manche Hobbykapitäne seien eher mit Grillen und teils auch Alkoholtrinken beschäftigt, statt auf das Wasser zu blicken, so der Vorwurf der Demonstranten.
Die Demo-Teilnehmer waren am Morgen von drei Orten aus in Richtung Köpenicker Becken nahe dem Rathaus Köpenick aufgebrochen: vom Baumschulenweg, von Schmöckwitz und von Friedrichshagen. Am Rathaus fand dann eine Kundgebung statt, ehe es weiter zum Müggelsee ging. Veranstalter und Polizei sprachen übereinstimmend von circa 500 Teilnehmern. In Berlin gibt es etwa 60 Kanu-, 60 Ruder- und 100 Segelvereine mit jeweils rund 10.000 Mitgliedern.
Wassersportler: Führerscheinfrei nur bis fünf PS
Die Protestierenden fordern in einer Petition, die nun dem Berliner Abgeordnetenhaus übergeben wurde, dass die PS-Grenze für Führerscheinfreiheit wieder auf fünf PS abgesenkt wird. „Die Wellen, die Menschen in Motorbooten ohne Kenntnisse und ohne Führerschein machen, sind viel zu groß“, hatte Erik Haase von der Treptower Rudergemeinschaft und Mitglied des Organisationsteams im Vorfeld der Berliner Morgenpost erklärt. „Früher konnte man ohne Bootsführerschein Boote bis fünf PS ausleihen, heute sind es 15 PS.“ Dass entspreche einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Stundenkilometern bei maximal erlaubten zehn.
Die Petitionen haben nach Angaben der Initiatoren mittlerweile über 3500 Menschen unterschrieben. Das Anliegen soll daher zeitnah im Umweltausschuss des Parlaments diskutiert werden. Eine weitere Forderung darin: Die Berliner Wasserschutzpolizei soll die geltenden Regeln stärker kontrollieren können, um Verstöße konsequenter zu ahnden und die „Wildwest-Mentalität auf Spree und Havel“ zu beenden.
Mehr Kontrollen durch die Berliner Wasserschutzpolizei
„Die Berliner Gewässer werden immer mehr zu Party- und Eventflächen“, hatte auch Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik im Juni im Innenausschuss gesagt. Der Chef der Wasserschutzpolizei, René Behrendt, sprach damals über eine Vielzahl von eingehenden Beschwerden. „Kopfzerbrechen“ machten der Polizei neben den Geschwindigkeitsverstößen von Motorboot-, Rennboot- und Jetski-Rasern dabei auch die zunehmenden Lärmbelästigungen für Anwohner und Anrainer.
Allerdings müssten 200 Kilometer Wasserstraßen in Berlin überwacht werden und man komme hier jetzt schon nicht mit der Arbeit hinterher, wie Behrendt im Ausschuss zugab. Um diese „Präsenzlücke“ immerhin in Wannsee und Unterer Havel zu schließen, will die Berliner Wasserschutzpolizei dort künftig dauerhaft drei Boote stationieren.
mit dpa