Berlin. Auf Berlins beliebter Radstrecke soll eine Leitung erneuert werden. Das Projekt wurde kurzfristig verschoben – Abstimmung läuft weiter.
Die Mitteilung kam kurzfristig: Eigentlich sollte der Kronprinzessinnenweg durch den Grunewald bereits am 31. Juli für Bauarbeiten der Berliner Wasserbetriebe (BWB) gesperrt werden. Am Nachmittag dieses Tages erklärte das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf dann, das Vorhaben verzögere sich. Als Grund wurden damals „weitere interne Abstimmungsprozesse“ genannt, die nach wie vor nicht abgeschlossen sind – wobei die Wasserbetriebe bald loslegen wollen, während das Bezirksamt noch eine andere Option in den Blick genommen hat.
Steglitz-Zehlendorfs Verkehrsstadtrat Urban Aykal (Grüne) verweist dabei auf die geplante Radschnellverbindung, die in Zukunft vom S-Bahnhof Wannsee über den Kronprinzessinnen- und Königsweg zu den S-Bahn-Stationen Halensee und Messe-Süd führen soll. „Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, diese Maßnahmen zu koppeln“, sagte Aykal auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Er habe deshalb bei der Senatsverkehrsverwaltung um einen Zeitplan für die Umsetzung des Radschnellwegs gebeten, eine Rückmeldung stehe aber noch aus.
Radschnellweg über Kronprinzessinnenweg wird wohl nicht vor 2027 gebaut
Klar ist, dass für den Bau der Radverbindung zunächst noch ein Planfeststellungsverfahren erforderlich ist. Das landeseigene Unternehmen Infravelo, das die Projekte für Radschnellwege in Berlin koordiniert, hat für das Verfahren mit einer Dauer von etwa zwei Jahren kalkuliert, allerdings ist diese auch abhängig davon, wie viele Einwendungen von Bürgern, Behörden oder Verbänden zu den Planungen eingehen. Der Baubeginn wurde, mit Stand Anfang des Jahres, für 2027 angestrebt.
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Aus Sicht der Berliner Wasserbetriebe ist dagegen klar, dass die Bauarbeiten auf der schon jetzt beliebten Strecke für Radfahrer zeitnah erfolgen sollen. Das Projekt, bei dem eine neue Trinkwasserleitung gebaut werden soll, sei nach einem fünfjährigen Planungsvorlauf und unter Einbeziehung des Bezirksamts und der Infravelo bereits gestartet, heißt es. „Auf Höhe des Wannseebadwegs sind die ersten 70 Meter Rohr bereits in den Kronprinzessinnenweg verlegt“, erklärt BWB-Sprecher Stephan Natz. Ab September plane die beauftragte Baufirma mit einer zweiten Kolonne ab der Havelchaussee zu starten, wobei dafür noch die erforderliche verkehrstechnische Anordnung fehle.
Leitung mit „übergeordneter Bedeutung für Versorgungssicherheit“
In den Neubau der Trinkwasserleitung auf einer Länge von insgesamt knapp fünf Kilometern investieren die Berliner Wasserbetriebe rund sechs Millionen Euro. Gerade weil die Baufirma bereits beauftragt wurde und mit dem Vorhaben auch schon begonnen hat, hätte eine weitere Verschiebung des Projekts Folgen. „Begonnen bedeutet auch, dass die entsprechende Rohr-Menge eingekauft worden ist und für den Fall des selbstverschuldeten Nicht-Bauens eine sicher nicht billige Entschädigung für die Baufirma fällig würde“, so Natz.
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Die zu ersetzende Trinkwasserleitung ist laut Wasserbetrieben eine Hauptleitung, die Trinkwasser aus dem Wasserwerk Beelitzhof in die Stadt bringt. Sie besitze „übergeordnete Bedeutung für die Versorgungssicherheit“, betont Natz. Allerdings stammt die Trinkwasserleitung schon aus dem Jahr 1900. Sie sei damit „eine der ältesten Leitungen und besteht noch aus dem damaligen Standardmaterial Grauguss, dass wegen seiner Bewegungsintoleranz grundsätzlich als bruchgefährdet gilt“, erklärt der Sprecher weiter. Solche Leitungen würden deshalb seit Jahrzehnten, wo immer möglich, ersetzt.
Sperrung von beliebter Radstrecke. Bezirk prüft Umfahrung
Die Sperrung des Kronprinzessinnenwegs für die Bauarbeiten sollte – entsprechend der Ankündigung aus dem Juli – an Wochentagen in der Zeit von sieben bis 18 Uhr gelten und bis zum 21. Dezember 2024 dauern. Außerhalb dieser Zeiten sollte der Weg mit Einschränkungen weiter befahr- und begehbar sein. Bezirksstadtrat Urban Aykal betont, dass die Radverbindung schon jetzt für Pendelnde wichtig sei. Mögliche Umfahrungen für die Zeit der Sperrung würden derzeit noch geprüft. „Aktuell wird überlegt, die Wegeverbindung, die in Verlängerung der Fischerhüttenstraße durch den Weg bis zum Kronprinzessinnenweg führt, für den Radverkehr zu ertüchtigen“, sagt er. Auch dazu fänden aber noch Abstimmungen statt, in diesem Fall mit den Berliner Forsten.