Berlin . Die Bildungsverwaltung rügt Bezirk Steglitz-Zehlendorf und kritisiert dessen Blockadehaltung.

Der Streit um das kostenlose Schulessen an Grundschulen eskaliert. Staatssekretärin Beate Stoffers hat der Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Cerstin Richter-Kotowski (CDU), jetzt einen Brief geschrieben, in dem sie den Bezirk auffordert, seine Blockadehaltung aufzugeben. „Die Untätigkeit Ihres Bezirksamtes gefährdet die erfolgreiche Umsetzung dieses für die Schülerinnen und Schüler so wichtigen Projektes“, heißt es in dem Brief der Staatssekretärin.

„Abschließend bitte ich Sie noch einmal eindringlich, die Umsetzung des kostenfreien Mittagessens nicht parteipolitisch zu betrachten, sondern das Wohl der Kinder und die besondere pädagogische Bedeutung des Mittagessens ins Zentrum Ihres Handelns zu stellen.“

Scheeres: Nicht alle Schulen fit für Gratis-Essen

Schon am Donnerstag hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) im Abgeordnetenhaus eingeräumt, dass es an einigen Schulen möglicherweise zu Schwierigkeiten kommt, ab August ein kostenfreies Schulessen für alle Schüler anzubieten. An manchen Schulen fehlten die baulichen Voraussetzungen dafür. Dabei hatte sie auch den Widerstand in einigen Bezirken kritisiert.

Der Senat hatte das kostenfreie Essen für alle Grundschüler im März beschlossen. Zuständig für die Umsetzung sind die Bezirke. In mehreren Werkstattgesprächen zwischen Senat und Bezirken wurde nach Möglichkeiten gesucht, die Umsetzung bis zum Beginn des kommenden Schuljahres zu ermöglichen. An einigen Schulen bestehen Probleme, geeignete Räume für alle Schüler zur Verfügung zu stellen, andere Schulen haben Schwierigkeiten, Caterer zu finden, die das Essen liefern.

Steglitz-Zehlendorf hinkt hinterher

Vor allem in Steglitz-Zehlendorf laufen die Vorbereitungen nach Auffassung der Bildungsverwaltung nicht planmäßig. So habe der Bezirk entgegen der Absprachen bislang noch nicht festgestellt, wie viele Grundschüler am Schulessen teilnehmen wollen. „Mit der Anzahl der am Essen teilnehmenden Kinder hätte noch konkreter über Handlungsbedarfe entschieden werden können, zumindest wäre aber auch manche schulische Situation nicht mehr so herausfordernd gewesen“, kritisiert Staatssekretärin Stoffers in dem Brief weiter. Der Bezirk reagiert am Freitag auf die Kritik aus der Bildungsverwaltung zunächst nicht. Bezirksbürgermeisterin Richter-Kotowski verwies an den Bildungsstadtrat, der am Freitag nicht zu erreichen war.

Gewerkschaft kritisiert den Senat

Experten, wie die Gewerkschaft GEW, kritisieren, dass der Senat das kostenlose Essen für Grundschüler übereilt beschlossen habe und die Vorbereitungszeit bis zum Start des kommenden Schuljahres zu kurz sei. Bildungssenatorin Scheeres räumt zwar Schwierigkeiten in einige Schulen ein, hält aber weiter an dem Beschluss fest. „Es ist alles andere als eine leichte Aufgabe für unsere Schulen“, sagte Scheeres am Freitag. „Deshalb erwarte ich, dass sich alle hinter das wichtige Projekt stellen und alles dafür unternehmen, gute Lösungen zu finden.“ Dass jedes Kind ein kostenfreies Mittagessen bekommen soll, sei ein riesiger Schritt. „Dieses Ziel müssen doch alle verfolgen“, sagte Scheeres.