Berlin. Mehr als 20 Jahre wurden in der Villa in der Zehlendorfer Schmarjestraße 14 Kinder betreut. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hatte dem Betreiber der Kita 2007 gekündigt, nachdem die Verhandlungen über einen neuen Mietvertrag gescheitert waren. In erster Linie aber wollte das Amt die Villa selbst nutzen oder einen neuen Betreiber finden. Seit die Kita das Haus nach einem langen Rechtsstreit 2012 verlassen musste, steht es leer. Jetzt will Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) die Villa verkaufen.
Dagegen wehren sich die Fraktionen der FDP, SPD und der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Sie haben einen Antrag gestellt, in dem sie das Bezirksamt auffordern, "alle Aktivitäten mit dem Ziel der Veräußerung der bezirkseigenen Immobilie in der Schmarjestraße einzustellen, bis durch die BVV über die Zukunft entschieden wurde". Der Antrag ist derzeit noch in den Ausschüssen in der Diskussion.
Der früheren Besitzer der Villa - ein Ehepaar, das beide Söhne im Krieg verloren hatte - hat die Villa dem Bezirk überlassen, mit der Auflage ein Altenheim einzurichten. Als sich das nicht umsetzen ließ, entschied die Witwe 1988, einen Mietvertrag für den Betrieb einer Kita abzuschließen. Ein Jahr später starb sie und der Bezirk erbte das Haus mit den Mietern.
Mehrere Ideen zerschlugen sich
Bei der Diskussion um die Verlängerung des Mietvertrages habe man damals festgestellt, das der obere Teil der Villa als Wohnraum untervermietet war, sagt Cerstin Richter-Kotowski. Dafür hätte es keine Berechtigung gegeben, zumal auch ein zweiter Rettungsweg aus dem Dachgeschoss fehlte. Weil die Nutzung als Kita sowieso nicht dem Testament entsprach, habe man dem Betreiber gekündigt. „Seitdem hat das Bezirksamt versucht, eine dem Testament konforme Lösung zu finden“, so die Bezirksbürgermeisterin. Doch alle Ideen hätten sich zerschlagen, zuletzt der Vorschlag von Stadträtin Carolina Böhm (SPD), dort ein Frauenhaus einzurichten. Ein Frauenhaus sei kein Altenheim und erfülle damit nicht das Testament, so die Begründung. Mittlerweile befände sich das Haus in einem schlechten Zustand. Deshalb solle es verkauft werden, so Richter-Kotowski. Sie will den Verkaufserlös einer Stiftung zugunsten der Altenhilfe übertragen.
Sowohl FDP- als auch SPD-Fraktion drängen auf mehr Zeit, um weitere Nutzungsoptionen zu prüfen, damit das Haus in Bezirkseigentum bleiben kann. "Wir brauchen dringend Räume für die soziale Infrastruktur", sagt Kay Erhardt, Vorsitzender der FDP-Fraktion. Deshalb sollte man verschiedene Möglichkeiten doppelt und dreifach prüfen, bevor das eigene Tafelsilber verscherbelt werde. Dabei sollte auch noch einmal das Testament angeschaut werden, inwieweit sich der letzte Wille auch auf eine soziale Nutzung ausweiten ließe.
Ähnlich argumentiert Norbert Buchta von der SPD-Fraktion. "Jetzt stand die Villa so lange leer, da kommt es auf ein paar Monate auch nicht an", sagt Buchta. Er halte das Gebäude durchaus für ein Frauenhaus geeignet und das sei schließlich auch ein soziales Projekt.
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