Berlin. Der Senat setzt nun auf einen Radschnellweg in der Nähe. Man habe „die Planungen verschränkt“. Die Bäume aber sind weg.

Der Bau eines neuen Radwegs an der Heerstraße verzögert sich weiter. Die Senatsverkehrsverwaltung hat die laufende Ausschreibung für den Abschnitt zwischen Stößenseebrücke und Freybrücke gestoppt. Das teilte sie am Donnerstagnachmittag mit. Als Grund nannte die Senatsverwaltung den „jüngsten Fortschritt beim Projekt der geplanten Radschnellverbindung zwischen Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau“. Diese Verbindung soll auch entlang der Heerstraße führen – allerdings wird sie nicht vor dem Jahr 2023 gebaut. Bis alles fertig ist, soll es weitere zwei Jahre dauern.

Die Senatsverkehrsverwaltung erklärt, dass die Pläne zum Ausbau des Radwegs nun mit denen zur künftigen Radschnellverbindung „verschränkt“ werden sollen. Noch offen ist, ob der Abschnitt zwischen Freybrücke und Stößenseebrücke, dessen Ausbau eigentlich bereits 2018 starten sollte, dann erst im Zuge des Radschnellwegs angegangen wird. Oder ob der Ausbau vorher beginnt und später in den Radschnellweg integriert wird. „Die Frage, wann an dieser Stelle mit dem Bau begonnen werden kann, ist gerade Teil der Überarbeitung“, sagt Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung. Zu klären sei, inwieweit die Standards eines Radschnellwegs – etwa eine Breite von drei Metern – dort realisiert werden können.

Radweg an der Herrstraße in Spandau: Senatsverwaltung spricht von „ärgerlichem Planungsfehler“

Für Ärger sorgt vor allem, dass schon im Frühjahr 2018 insgesamt 61 Bäume in dem Abschnitt gefällt wurden - möglicherweise also fünf Jahre, bevor dort überhaupt Bauarbeiten beginnen. Inzwischen mussten die stehengebliebenen Stümpfe bereits zweimal beschnitten werden, weil diese stark austrieben und die Verkehrssicherheit einschränkten. Die Kosten lagen laut Senatsverwaltung dabei jeweils bei gut 2000 Euro. „Dass die Bäume gefällt wurden, ohne dass die Arbeiten begonnen haben, war ein ärgerlicher Planungsfehler“, räumt Sprecher Thomsen ein. „Damals gab es aber noch keine konkretere Planungsvorbereitung zu Radschnellverbindungen.“ Weil es diese jetzt aber gebe, sei es „höchst sinnvoll“, die alten Pläne nicht weiterzuverfolgen, sondern zu überarbeiten.

Der alte Radweg an dem Abschnitt der Heerstraße ist sehr schmal, außerdem uneben. Die Bäume wurden gefällt, um Platz für den neuen Radweg zu schaffen und hätten wohl ohnehin weichen müssen – aber eben erst einige Jahre später. Kritik an dem frühen Fällen der Bäume hatte bereits mehrfach der Spandauer SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz geübt. Dass die Planung nun gestoppt wurde, hält er für richtig. „Man hätte niemandem erklären können, wenn wir jetzt einen Radweg bauen, den wir in ein paar Jahren dann schon wieder umbauen“, sagt er. Allerdings fordert er auch, soweit möglich, den Ausbau des Abschnitts vorzuziehen und damit nicht noch einmal vier Jahre zu warten. „Der momentane Zustand des Radwegs ist halb lebensgefährlich“, sagt Buchholz.

Die gestoppte Ausschreibung hatte vor ein paar Wochen bereits für Irritationen gesorgt. Diese hatte für den beidseitigen Ausbau des Radwegs in dem rund 600 Meter langen Abschnitt eine Bauzeit von 400 Werktagen vorgesehen. Daraufhin hatte die Senatsverwaltung angekündigt, diese noch einmal zu prüfen.