Berlin. “Zita“ soll die erste Hochschule im Bezirk heißen. Weil eine Gründung teuer ist, will man mit der Rangsit Universität zusammenarbeiten.

Bislang ist Spandau einer von zwei Bezirken in Berlin, in denen es keine anerkannte Hochschule oder Universität gibt. Höchste Zeit, das zu ändern, findet Gabriele Fliegel. "Spandau braucht einfach junge, dynamische Leute", sagt sie. Fliegel ist Leiterin des Wirtschaftshofs Spandau, hat lange selbst als Lehrerin und als Dozentin an einer Hochschule gearbeitet. Nun setzt sie sich zusammen mit anderen Initiatoren dafür ein, dass in Spandau eine Hochschule entsteht. Diese soll sich vor allem den Bereichen Wirtschaft und Soziales widmen und "Zita" heißen, in Anlehnung an das Spandauer Wahrzeichen, die Zitadelle. "Ohne Soziales kann Wirtschaft nicht funktionieren, deshalb haben wir beides zusammen gedacht", erklärt Britta Marschke, Erziehungswissenschaftlerin und Vorsitzende des Aufsichtsrats der geplanten Hochschule.

"Zita" soll sich dabei durch ihre Internationalität auszeichnen. Einheimische und internationale Studenten sollen mit Migranten und Menschen mit Fluchterfahrung zusammen kommen, erklärt Marschke. Außerdem soll das Studium Praxis und Theorie miteinander verknüpfen, "Study and work" heißt das Modell. Vor allem soll dabei mit Unternehmen aus Spandau kooperiert werden. Anfangs sind als Bachelor-Studiengänge Community Diversity Management, Gesundheitsmanagement, Interkulturelle Pädagogik und Umweltmanagement angedacht. Weitere Ideen gibt es aber bereits einige: Masterstudiengänge, eine Kinderuniversität, eine sogenannte Flying University, bei der die Studenten den Campus verlassen und sich in verschiedenen Ländern – zusammen mit örtlichen Partnern – an Problem-Analysen und Lösungen beteiligen.

Stichwort Campus: Als Standort wurde das Alte Kant Gymnasium in der Altstadt ausgewählt. "Das Bezirksamt hat die Prüfungen und Planungen dazu aufgenommen, dass sowohl die Zita als auch bis zu sechs Schulpraktische Seminare in der Carl-Schurz-Str. 59 untergebracht werden können", heißt es in einem aktuellen Zwischenbericht. Der Abschluss eines Mietvertrags werde vorbereitet. Was das Gebäude betrifft, so gibt es außerdem Hoffnung, vom Förderprogramm "Städtebaulicher Denkmalschutz" zu profitieren. Seit 2015 ist die Spandauer Altstadt Fördergebiet, insgesamt 50 Millionen Euro sollen dort investiert werden. Die Invesitionsbank Berlin, sagt Fliegel, wolle im Laufe des Novembers prüfen, ob ein Umbau und eine Sanierung des Alten Kant Gymnasiums gefördert werden können.

Finanzierung ist größte Herausforderung

Dennoch bleibt für die Hochschul-Initiatoren eine große Herausforderung: das Ganze finanziell zu stemmen. "Die Finanzierung hat mir schon schlaflose Nächte bereitet", sagt Fliegel. Zwar könnten die Studenten, je nach ihren Mitteln, später Studiengebühren bezahlen. Für die Anlaufphase und als Anfangskapital wäre aber wohl eine Summe in Millionenhöhe erforderlich. Doch nach einem kürzlichen Besuch in Thailand könnte dafür eine Lösung dafür in Sicht sein: Jürgen Zimmer, emeritierter Professor und Präsident des Kuratoriums der geplanten Hochschule, kam die Idee, statt einer völlig neuen Gründung lieber mit einer existierenden Universität zu kooperieren. "Wir können eine Universität nach Spandau zu holen, in der wir uns verwirklichen, statt bei Null anzufangen", sagt er.

Zimmer machte sich auf die Suche nach einem Partner und kam über einen thailändischen Freund, ebenfalls Professor, an die Universität Rangsit - eine private Universität in der Provinz Pathum Thani nördlich von Bangkok. Er habe mit verschiedenen Verantwortlichen der Universität gesprochen, zuletzt mit deren Präsident. Das Ergebnis: Der Präsident würde gerne nach Spandau kommen. "Im Mai wollen wir uns in Spandau zu Workshops treffen, um den Betrieb der Hochschule genauer zu definieren", erklärt Zimmer. Das Ganze soll eine Fusion werden. So könnten etwa aus Thailand existierende Studiengänge eingebracht werden, gleichzeitig aber auch die neuen Ideen der Initiatoren verwirklicht.

Bezirksamt unterstützt Gründung der Hochschule

Dabei betont der Professor die Vorteile einer Kooperation: Der bürokratische Aufwand sei geringer, außerdem könnte die Universität Rangsit Studenten aus Thailand und anderen asiatischen Ländern anziehen. Und wenn es nach den Vorstellungen der Thailänder geht, dann könnte die Umsetzung auch ziemlich schnell gehen. "Der Präsident hat gesagt, er will in einem Jahr starten", sagt Zimmer. Das ist ambitioniert. Für die neuen Studiengänge müssen etwa noch Akkreditierung und die Anerkennung der Abschlüsse geklärt werden. Die Initiatoren hatten bislang mit einem Studienbeginn für das Wintersemester 2020/21 geplant.

Für die Initiatoren geht es in den kommenden Monaten neben der Akkreditierung darum, weitere Partner zu gewinnen. Aus dem Spandauer Bezirksamt gibt es derweil Zustimmung für das Projekt. "Die Gründung einer Hochschule für Wirtschaft und Soziales wäre in vielerlei Hinsicht ein Gewinn für unser Spandau", sagt der für Weiterbildung zuständige Stadtrat Gerhard Hanke (CDU). Das würde auch eine breite Unterstützung der Wirtschaft, Bildungslandschaft und Bürgerschaft zeigen. Das Bezirksamt habe die Hochschule unter anderem bereits durch die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie unterstützt und wolle die Gründungsbestrebungen weiter "positiv und konstruktiv begleiten", so der Stadtrat.

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