Berlin. Er wirkt etwas vernachlässigt: An manchen Stellen klaffen Löcher in der dreieckigen Rasenfläche, woanders sieht das Gras aus wie in diesem Jahr noch nicht gemäht. Dazu passt, dass der kleine Vorplatz des am 10. Juli 1877 eröffneten S-Bahnhofs Hermsdorf im Bezirk Reinickendorf nicht einmal einen Namen trägt. Doch nun soll das an der Ecke Glienicker Straße/Wachsmuthstraße gelegene Stück Straßenland auf Vorschlag der CDU einen Namen mit entsprechendem Straßenschild erhalten.
Die Anwohnerinnen und Anwohner können dazu ab sofort Vorschläge unterbreiten. „Der kleine Platz soll durch mehrere Maßnahmen aufgewertet werden“, erklärt der Vorsitzende der CDU Hermsdorf, Marvin Schulz. „Wir haben beantragt, neue Mülleimer aufzustellen und eine ordentliche Rasenpflege durchzuführen, um das Gebiet in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs aufzuwerten.“
Auch eine Blumenbepflanzung und vielleicht sogar eine Beleuchtung, die nebenbei den Weg zum nahen Bahnhofseingang „einladender“ machen würde, könnte sich Schulz vorstellen.
Berlin-Hermsdorf: So kam Farin Urlaub ins Spiel
Um die verschiedenen Vorschläge einzusammeln, verteilt die CDU in diesen Tagen im gesamten Quartier Flyer, auf denen Hermsdorferinnen und Hermsdorfer Namensvorschläge unterbreiten können. Diese werden dann wieder an die CDU Hermsdorf gesandt. „Es wäre wünschenswert, wenn der Name einen unmittelbaren Bezug zur Historie unseres Ortsteils oder der unmittelbaren Umgebung hat“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der CDU Hermsdorf, Friedrich Wächter.
Um die Initiative der Hermsdorfer Christdemokraten kommunalpolitisch umzusetzen, haben ihre Vertreter einen entsprechenden Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf eingebracht, der vorsieht, dass das Bezirksamt die Vorschläge auswertet und den Platz anschließend benennt.
Grundsätzlich ist die Benennung von Straßen und Plätzen relativ offen. Aber einige Einschränkungen gibt es doch: So heißt es in den Ausführungsvorschriften zu §5 des Berliner Straßengesetzes unter anderem: „Ein in Berlin bereits vorhandener Straßenname darf nicht erneut verwendet werden. Sich nur in den Grundwörtern (Straße, Platz, Weg, Allee, Damm oder dergleichen) voneinander unterscheidende sowie gleich und ähnlich lautende Straßenbezeichnungen gelten als Wiederholung.“ Darum ist Erich-Kästner-Platz als Vorschlag aussichtslos, denn obwohl der Autor von 1966 bis 1969 in der Parkstraße 3a in Hermsdorf gelebt hat, hat der bereits der Bezirk Marzahn-Hellersdorf eine Erich-Kästner-Straße.
Prominente Hermsdorfer gesucht
Auch der Maler Max Beckmann, der von 1906 bis 1914 an der Ringstraße 17 lebte, hat bereits einen eigenen Platz und zwar ganz in der Nähe: Der große Vorplatzes auf der westlichen Seite des Bahnhofs trägt seinen Namen. Es bleibt als dritter Prominenter Hermsdorfer Farin Urlaub, Sänger, Gitarrist und Bassist der Band „Die Ärzte“. Er hat 1981 am Georg-Herwegh-Gymnasium in Hermsdorf Abitur gemacht. Einziger Hinderungsgrund: Er erfreut sich glücklicherweise bester Gesundheit. Und grundsätzlich dürfen Straßen und Plätze erst fünf Jahre nach dem Tode einer Person nach ihr benannt werden. Allerdings hat der Senat die Möglichkeit, Ausnahmen zu beschließen. Voraussetzung hierfür ist, dass es sich um eine herausragende Persönlichkeit handelt und ein gesamtstädtisches Interesse beziehungsweise Hauptstadtbelange gegeben sind. Welcher Ärzte-Fan würde das bestreiten?
Auch müssen nicht unbedingt Frauen bei der Namensvergabe vorrangig bedacht werden, obwohl das grundsätzlich so angestrebt ist, um die numerische Ungleichheit der Geschlechter allmählich zu beheben. „Mir ist es aber wichtiger, dass es eine Persönlichkeit aus Hermsdorf ist, als deren Geschlecht“, so Schulz. „Ich habe selbst auch eine Idee möchte sie aber natürlich nicht vorab verraten.“ Mit Spannung wartet er auf die Vorschläge der Bürger. Zwölf verschiedene Ideen sind bisher eingegangen.
Vorschläge können im Übrigen auch per E-Mail an schulz@cdu-reinickendorf.de unterbreitet werden. Die Aktion läuft noch bis zum 30. Juni.
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