Berlin-Reinickendorf. Durch Füttern und das Nahrungsangebot auf Grundstücken dringen Wildtiere immer weiter in die Stadt vor. Spezielle Zäune können helfen.
Viele Menschen, die am Stadtrand leben, kennen das wohl zu gut: Abends erfreut man sich über die Pflanzenpracht und den grünen Rasen im eigenen Garten, am nächsten Morgen zeigt sich ein Bild der Verwüstung: Der Boden ist aufgewühlt, kaum eine Blume ist dort, wo man sie eingepflanzt hat - der einst schöne Garten gleicht einem Acker. Dann haben wahrscheinlich Wildschweine gewühlt. Die Tiere halten sich schon lange nicht mehr nur im Wald auf, sondern suchen immer häufiger nach etwas Essbarem in Wohngebieten - für Hausbesitzer sind sie zur Plage geworden, genauso wie Waschbären und Marder. Doch warum kommen die Tiere in die Stadt? Und wie wird man sie wieder los?
Antworten auf diese Fragen hatte Wildtierexperte und Pressesprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Derk Ehlert, der auf Einladung der CDU Frohnau und dem Wahlkreisabgeordneten Jürn Jakob Schultze-Berndt in der Evangelische Schule Frohnau zu dem Thema referiert hat.
Füttern ist verboten
"Wildtiere sind seit circa 30 Jahren in der Stadt anzutreffen", sagt Derk Ehlert und nennt die fünf Großen von Berlin, die so genannten "Big Five": Wildschwein, Fuchs, Waschbär, Marder und Kaninchen. Berlin sei eine der grünsten Metropolen Europas und somit ein idealer Wohnort für Tiere. Und dazu gehöre gerade die Gartenstadt Frohnau. Was diesen Wohnort aber so attraktiv macht, ist der Mensch. "Viele füttern die Tiere, weil sie meinen, die Tiere würden nichts in den Wäldern finden. Dadurch gewöhnen sie sich an den Menschen, werden zutraulich und dringen immer weiter vor", weiß Ehlert.
"Füttern ist verboten. Das hat nichts mit Tierschutz zu tun. Wildschweine finden Futter im Wald. Wenn der Mensch zusätzlich etwas gibt, steigt das Nahrungsangebot und so auch die Population", sagt Ehlert. Dabei verweist er auch auf die Hausbesitzer selbst. "Es sind nicht nur die Menschen aus der Innenstadt, die füttern. Es gibt viele in den Randbezirken, die ihre Gartenabfälle am Waldrand abladen und so die Tiere anlocken."
Wildschweine seien laut Ehlert geniale Tiere. Sie riechen 1800 mal besser als der Mensch und somit auch die Blumenzwiebeln und anderen Leckereien in den Gärten. Durch den trockenen Sommer haben es die Tiere schwer gehabt, an Futter zu kommen, da sich dann die Käfer und Regenwürmer weiter nach unten graben, sagt Ehlert. Die Gärten aber seien permanent bewässert worden, das Futter demnach direkt an der Erdoberfläche. Es sei klar, dass die Wildschweine den einfachen Weg bevorzugen und lieber die Gärten umpflügen, sagt Ehlert.
Hausbesitzer bleiben auf Schaden sitzen
Ein großes Problem: Das Jagdgesetz gilt nicht in Wohnsiedlungen, auf Friedhöfen und in Parkanlagen. Nur zur Gefahrenabwehr und zur Seuchenbekämpfung dürften die Tiere laut des Experten geschossen werden. Heißt: Die Hauseigentümer haben keinen Anspruch auf Ersatz und bleiben auf dem Schaden sitzen. Wildtierexperten raten daher, das Grundstück zu sichern und das am besten mit einem 1,50 Meter hohen Zaun, da die Tiere auch springen. Hilfreich ist zum einen ein Betonfundament mit Sockel in Verbindung mit einem stabilen Zaun, zum anderen ein Zaun, der 40 Zentimeter tief in die Erde eingegraben und im Erdreich nach außen gebogen wird - das Wildschwein steht dann auf dem Zaun, so dass ein Hochheben mit der Schnauze verhindert wird.
Derk Ehlert weist darauf hin, dass das Fangen durch Fallen in Berlin verboten ist. Es müsse also den Tieren die Möglichkeit genommen werden, in Haus und Garten zu kommen. Generell sollten keine Essensreste draußen aufbewahren, dazu zählt auch Hunde- und Katzenfutter. Marder beispielsweise können durch ein Ultraschallgerät fern gehalten werden.
Mehr Tipps zu Wildtieren und wie Haus- und Gartenbesitzer sie fernhalten, gibt es im Internet auf der Seite https://www.berlin.de/senuvk/forsten/wildtiere/