Berlin. Der 1970 erbaute Postenturm auf einem Gewerbegelände an der Neumagener Straße in Berlin-Weißensee diente der Stasi als Überwachungsposten. Heute ist der denkmalgeschützte Turm zu einer Bauruine verkommen, der als einer der vielen Lost Places in Berlin Geschichtsinteressierte und Abenteuerlustige anlockt. Hier erhalten Sie alle wichtigen Informationen zu dem Stasi-Wachturm in Weißensee.
Das sind die Fakten zum Stasi-Wachturm Neumagener Straße im Überblick:
- Adresse: Neumagener Straße, 13088 Berlin-Weißensee
- Geschichte: 1970
- Führungen: Keine
- Status: Aktueller Lost Place. Der Turm steht unter Denkmalschutz
Wo liegt der Stasi-Wachturm Neumagener Straße genau?
Der Stasi-Wachturm liegt in der Naumagener Straße auf dem Gelände des ehemaligen Raspe-Werks auf Höhe der Neumagener Straße 28 im Stadtteil Weißensee im Bezirk Pankow. Für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bieten sich die Buslinien X54, 255 und 259 an, die jeweils die Haltestelle Rathaus Weißensee bedienen.
Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Stasi-Wachturms Neumagener Straße:
Stasi-Wachturm: Errichtung 1970 als Überwachungsposten
Mehr als 200 Beobachtungstürme standen entlang der innerdeutschen Grenze in Berlin gegen Ende der DDR-Ära. Etwas verwunderlich: Der ehemalige Stasi-Wachturm in Weißensee befindet sich kilometerweit von den Grenzanlagen der Berliner Mauer entfernt. Errichtet wurde er im Jahr 1970 nicht für den Grenzschutz, sondern zur Überwachung des umliegenden Areals.
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Der Postenturm steht auf dem Gelände des ehemaligen Askania-Werkes, dessen Rüstungsproduktion 1945 mit der Besetzung durch die Rote Armee endete. Nach der Schließung des Staatsvertrages zwischen der UdSSR und der DDR erfolgte im Jahre 1953 die Übergabe des Gebäudekomplexes an das Ministerium für Staatssicherheit. Auch interessant: Die Berliner Mauer damals und heute
Stasi-Wachturm: An der Protokollstrecke nach Wandlitz
Nach der Übergabe zog die Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in den Gebäudekomplex ein. Die Hauptaufgabe der knapp 3800 Mitarbeiter starken Behörde: der physische Schutz der Partei- und Staatsführung. Dazu gehörte auch die Absicherung von Auslandsreisen und Delegationen der DDR auf internationalen Konferenzen sowie die Sicherheit von Staatsgästen im Inland.
Nicht zufällig wurde das Areal in Weißensee für den Dienstsitz gewählt. Es lag an der Protokollstrecke nach Wandlitz: der Fahrtroute, die Erich Honecker und andere Politbüromitglieder benutzten, um zwischen Berlin-Mitte und ihren abgeschotteten Wohnsiedlungen in Wandlitz zu pendeln.

Stasi-Wachturm: Schutz für ein DDR-Waffenarsenal
Im Staatssicherheitsgebäude, das sich angrenzend zum Postenturm befand, war die Motorradstaffel der Regierungseskorte untergebracht. Hinten im Gebäude befand sich im Parterre eine Abteilung des berüchtigten Wachregiments "Feliks E. Dzierzynski" und im Keller eine Waffenkammer mit eigenem Schießplatz. Eine Vielzahl an brisanten Objekten also, die die Staatssicherheit mit dem Bau des Postenturms abgesichert wissen wollte.
Die Ausstattung des Postenturms war spärlich: Bei dem Postenturm an der Neumagener Straße handelt es sich um einen Wachturm nach dem Baumodell BT-6. Er wurde aus kreisrunden Betonteilen angefertigt. Der etwa sechs Meter hohe Sockel mündet in einer achteckigen Beobachtungskanzel, die Platz für zwei Wachposten bietet. Über die Dachluke konnte eine Scheinwerferanlage erreicht werden.
Stasi-Wachturm: Verfall nach der Wiedervereinigung
Nach dem Fall der Mauer waren die Tage des Wachturms gezählt. Seit 1990 wurde das Gelände vom Finanzamt und dem Bezirksamt Weißensee genutzt. Seitdem verfiel der Wachturm auf dem Areal weitgehend unbeachtet zu einer Betonruine: Auf den Wänden verewigten sich Graffiti-Künstler, der Innenbereich ist vermüllt. Alle beweglichen Teile wurden entfernt. Nur die fest verankerte Metalltreppe hat den Verfall bis heute einigermaßen getrotzt. Ungeachtet seines desolaten Zustandes steht das Objekt unter Denkmalschutz.