Berlin. Am 29. April fand Zohra G. in Pankow einen gewaltsamen Tod. Die 31-Jährige wurde mitten am Tag auf der Straße erstochen – mutmaßlich von ihrem Ex-Mann und dem Vater ihrer sechs Kinder. Am Sonntag, genau einen Monat nach der Tat, sind rund 250 Menschen vom Garbátyplatz zum Tatort an der Maximilianstraße gezogen, um an Zohra zu erinnern und mehr Schutz für Frauen vor Gewalt zu fordern. Dieser blieb der sechsfachen Mutter nach Ansicht vieler Demonstrierender verwehrt.
Mehrere Anzeigen lagen vorher gegen Täter vor
Kurz nach dem Tod der jungen Frau gab die Polizei bekannt, dass gegen den 42-jährigen Ex-Partner zuvor bereits drei Anzeigen wegen häuslicher Gewalt vorlagen. „Zohra ist schon Monate vor der Tat erstmals und danach mehrfach zur Polizei gegangen“, sagte Ava Moayeri vom Frauenbündnis „Zora“, das neben anderen linken Gruppen zu der Demonstration aufgerufen hat. „Man hätte sie an einen Ort bringen müssen, der dem Täter unbekannt war und wohin sie hätte ihre Kinder mitnehmen können.“ Stattdessen sei lediglich ein Kontaktverbot in Vorbereitung gewesen.
Statt die Hilferufe der Afghanin ernst zu nehmen, sei sie von den Polizeibeamten rassistisch angegangen worden, so der Vorwurf des Bündnisses. Daher gelte es, die „Mittäter in der Polizei“ zur Rechenschaft zu ziehen, sagt Moayeri. Daher zog die Demonstration vom Garbátyplatz nicht direkt zum Tatort, sondern zunächst zum zuständigen Polizeiabschnitt 13 an der Hadlichstraße. Die Polizei gab bereits vor mehreren Wochen bekannt, Prüfungen zu etwaigen Versäumnissen eingeleitet zu haben.
Gewaltbereitschaft der Täter muss richtig eingeschätzt werden
Viele der überwiegend weiblichen Teilnehmenden zeigten sich von der Bluttat schockiert, zeigten sich aber auch kämpferisch. „Ohne einen Aufschrei von uns Frauen ändert sich aber auch nichts“, sagte etwa Anni. Der Protestmarsch zog dabei mit Sprechchören wie „Man tötet nicht aus Liebe, stoppt Femizide“ durch Pankow. Der Begriff bezeichnet den Mord an Frauen oder Mädchen aufgrund ihres Geschlechts.
Zohra G. ist in Deutschland bereits die 28. Frau, die seit Jahresbeginn durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners starb. „In Fällen wie diesen muss die Gewaltbereitschaft der Täter vorher richtig eingeschätzt werden“, sagte Rechtsanwältin Christina Clemm am Rande der Demonstration. Die Anliegen der Hilfesuchenden dürften nicht bagatellisiert und Drohungen müssten Ernst genommen werden.
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