Berlin. Umweltprobleme, Vandalismus und Gelage im Park am Weißen See sollen ein Ende haben. Erste Lösungen kommen jetzt, andere erst 2025.
Wie leicht die Rohheit der Großstadt und die empfindliche Natur im Park am Weißen See in Widerspruch treten, zeigte sich am Fall eines Vogelnests: Mit Aushängen und Aufrufen machen Anwohner seit Tagen darauf aufmerksam, dass Unbekannte offenbar Schwanen-Eier aus der Brutstätte am Ufer gestohlen haben. Stattdessen fand die Berliner Polizei Pflastersteine in dem Gelege. Egal ob man Verantwortliche für den Vorfall ermitteln wird – dass Tiere und Pflanzen unter Vandalismus und der Übernutzung des Biotops in Weißensee leiden, wissen die Fachexperten der Pankower Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) nicht erst seit heute.
Eine neue Beschilderung soll Parkbesucher nun dazu bringen, grundlegende Regeln zu beachten. Was gefordert wird, ist simpel: Radfahrer sollen auf Gehwegen absteigen, Erfrischungswillige das seit Jahren missachtete Badeverbot jenseits des Strandbads Weißensee endlich einhalten. Die Natur gilt es allgemein zu schonen. Denn die Behebung der jetzigen Missstände gestaltet sich schon schwierig genug.
Park am Weißen See: Bezirk Pankow repariert Ufer und baut LED-Laternen
Verlandete Ufer, fallender Wasserpegel, vertriebene Vögel: Nicht alles ist mit dem Fördergeld aus einem Klimaschutzprogramm des Bundes in Höhe 1,98 Millionen Euro zu heilen. Und es wird viele Jahre dauern, den Park am Weißen See wieder in einen annähernd schadlosen Zustand zu versetzen. Das zeigt sich am Programm für die Sanierung, das Anders-Granitzki nun auf Anfrage der Pankower SPD-Fraktion vorgelegt hat.

Höchste Priorität hat dabei die Ufersicherung des Gewässers – dort wächst zum Beispiel wegen unerlaubter Bade-Orgien schon seit Jahren kein Gras mehr. Als zweite Maßnahme ist eine energiesparende Beleuchtung vorgesehen. Moderne LED-Lampen sollen Licht ins Dunkel des Erholungsorts bringen, an dem nächtliche Gelage nicht selten für Beschwerden sorgen. Und schließlich nennt Anders-Granitzki die Herstellung von barrierefreien Wegen als Nahziel – alle drei Maßnahmen begrenzt auf den nördlichen Parkteil und erst zu verwirklichen in den Jahren 2023 und 2024.
Pankow bekommt für Projekt in Weißensee auch SED-Geld
Bei der Ausschreibung müsse das Bezirksamt Pankow wichtige Grundsätze für die Förderung beachten, begründet Anders-Granitzki die ausführliche Vorbereitung. „Die Freigabe der Bundesmittel ist an innovative oder besonders nachhaltige Planungsansätze gebunden. Eine einfache Erneuerung oder Ersatz des Bestands ist über die Bundesförderung nicht förderfähig“, beschreibt sie die Bedingungen. Weil zuerst mehrere Prüfschritte durch die Bundes-Bauverwaltung nötig sind, ehe tatsächlich Geld fließt, braucht es außerdem Geduld. Vor Ende dieses Jahres sei mit einer Freigabe nicht zu rechnen.
Und so erklärt sich auch der lange Zeitrahmen der Sanierung. Wenn 2024 die Arbeiten im nördlichen Parkteil enden, starten im Süden vergleichbare Baumaßnahmen. Allerdings bezahlt aus einem anderen Topf – hier bedient sich Pankow an Geld aus dem früheren Vermögen des DDR-Partei-Apparats, im Berliner Behördendeutsch „PMO-Mittel“ genannt. Dabei muss der Bezirk aber Finanzmittel aus den eigenen Kassen zuschießen.
Vandalismus schadet dem Park am Weißen See
Und auch wenn die Maßnahmen im Süden der Grünanlage erst 2025 enden – besonders die neue Beleuchtung dürfte einen oft beklagten Missstand beheben. Im Park am Weißensee begünstigt die Düsternis Ordnungswidrigkeiten und verleidet Anwohnern abendliche Spaziergänge.
In einem speziellen Beleuchtungskonzept soll künftig zwischen Haupt- und Nebenwegen unterschieden werden, berichtet die Stadträtin. Ziel sei es, die neue Helligkeit möglichst energiesparend und insektenschonend im Park zu verteilen.

Kundige Spaziergänger wissen: Etliche der heutigen Laternen sind seit langem defekt. „Eine zunehmende Anzahl an ausgefallenen Leuchten können nur noch ersetzt aber nicht mehr repariert werden. Meist fallen die Leuchten durch Vandalismus-Schäden aus“, sieht Anders-Granitzki die Dunkelheit als Folge der Zerstörungslust.
Wasserverlust des Weißen Sees immer noch nicht ausgeglichen
Anderer Natur sind die Defizite des Sees an sich. Nur mühsam gelingt es, den Verlust von Millionen von Litern Wasser durch sommerliche Verdunstung und Dürre auszugleichen. Ein neu gebohrter und mit einem aufwendigen Filter aufgerüsteter Grundwasserbrunnen läuft dazu seit Monaten rund um die Uhr.
Und doch sieht das Bezirksamt Pankow die komplette Auffüllung des Weißen Sees so bald nicht kommen. „Die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre führte auch beim Weißen See zu deutlichen Wasserstandsschwankungen bis hin zur periodischen Austrocknung der Uferbereiche“, heißt die Einschätzung aus dem Umweltamt.
Tatsächlich gilt die Neubefüllung mit Brunnenwasser auch nur als Teil der Lösung. Das Umweltamt setzt auch auf eine bessere Kanalisierung von Niederschlägen. So heißt es: „Die Lage inmitten des stark bebauten Wohngebietes eröffnet dem Weißen See ein hohes Potenzial hinsichtlich der Regenwassernutzung. Anstatt Niederschlagswasser von versiegelten Flächen in die Kanalisation abzuleiten, kann es gesammelt und aufbereitet dem See zugeführt werden.“
Weißensee: Technische Lösungen und schonender Umgang sollen Biotop erhalten
Dies sind die technischem Überlegungen zur Rettung eines der beliebtesten Freizeitorte Pankows. Aber Probleme wie die Vertreibung von Schwänen werden aus Bezirkssicht nicht anders zu lösen sein, als mit einer neuen Achtsamkeit der Nutzer.