Im Straßenbahnbetriebshof Niederschönhausen wütet der Schwamm. Die BVG ergreift Maßnahmen – aber zerstört auch eine Hoffnung.

Einen Abriss verbietet der Denkmalschutz – eine Neu-Nutzung scheitert an zu schmalen Tordurchfahrten für die breiten Trams von heute: Der Straßenbahnbetriebshof Niederschönhausen in Pankow dämmert seit seiner Schließung 1999 einer ungewissen Zukunft entgegen. Erstmals hat die BVG nun Auskunft darüber gegeben, wie schwer die Schäden am besonders maroden Verwaltungsgebäude des Depots wirklich sind.

„Es wurde laut Mitteilung der BVG festgestellt, dass die Decken durchfeuchtet und ohne Unterstützung einsturzgefährdet sind", berichtet Staatssekretär Tino Schopf auf Anfrage des Pankower SPD-Abgeordneten Torsten Hofer. "Dieser Zustand bezieht sich auf alle Ebenen. Bei der Untersuchung des Schimmels wurde festgestellt, dass es sich um ,echten’ Hausschwamm handelt.“

Tram-Depot in Pankow-Niederschönhausen: „Zerstörung tragender Bausubstanz“

Der setzt sich nach Kritik von Anwohnern am ungehinderten Verfall des Depots immer wieder dafür ein, Maßnahmen zur Sicherung des Baudenkmals zu ergreifen. Tatsächlich hat die BVG für das Verwaltungsgebäude inzwischen eine Notbedachung mit massiven Gerüsten errichten lassen, um die Substanz zu retten.

Und dennoch: Die Schäden sind aus Sicht des Senats so tiefgreifend, dass sie irreparabel sein könnten. „Ein Versagen von Deckentragsystemen und damit gegebenenfalls auch des Aussteifungssystems kann für die nahe Zukunft nicht ausgeschlossen werden“, meldet Tino Schopf. „Signifikante Substanzverluste verbunden mit der Zerstörung von tragender Bausubstanz sind in der Vergangenheit aufgetreten. Durch mehrere kleinere Maßnahmen und die Aufstellung eines Wetterschutzdaches kann der aktuelle Zustand des Gebäudes bis zum Vorliegen eines finalen Konzeptes gesichert werden“, heißt es zu der Situation.

Dass die Schutzmaßnahmen sinnvoll sind und greifen, daran hegt man im Senat aber keine Zweifel. Der Erfolg der Sicherung sei nun im Vergleich mit früheren Begehungsterminen erkennbar geworden. Vor allem sei das Innenklima „spürbar trockener“. Eine Entwicklung, die eine Ausbreitung des Schwamms zumindest verlangsamen dürfte.

Wegen Brandschutz: BVG betrachtet Zwischennutzung als unmöglich

Trotz jahrzehntelanger Schließung betrachtet die BVG das Depot laut Senat weiterhin als „betriebsnotwendig“. Allerdings gilt dies wohl nur theoretisch. Und zwar so lange, bis ein neues, geeignetes Depot erbaut ist. Für das Quartier Blankenburger Süden mit bis zu 6000 Wohnungen wird wie berichtet in Heinersdorf ein neues Werk für bis zu 90 Straßenbahnen erbaut. Kostenpunkt: über 120 Millionen Euro.

Obwohl sich verschiedene Initiativen laut Torsten Hofer eine Zwischennutzung des alten Straßenbahnbetriebshofs Niederschönhausen für Märkte und Feste oder die Nutzung des Vorhofs als Freizeitfläche wünschen, erteilt die BVG solchen Hoffnungen einen deutlichen Dämpfer. So heißt es in der neuen Erklärung von Staatssekretär Schopf: „Die BVG teilt mit, dass für eine temporäre Nutzung durch Betriebsfremde bauliche Veränderungen notwendig wären, welche genehmigungspflichtig sind, wie zum Beispiel in Fragen des Brandschutzes. Alle baulichen Veränderungen müssen über die Technische Aufsichtsbehörde zugelassen werden, was eine kurzfristige, temporäre Nutzung ausschließt.“

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