Berlin. . Laut Polizei nehmen etwa 2400 Menschen an der Demo in Prenzlauer Berg teil - weniger als erwartet.
„Friede, Freiheit, Selbstbestimmung“. skandierten am Sonnabendnachmittag Teilnehmende einer Impfskeptiker-Demonstration in Prenzlauer Berg. Laut Polizei Berlin beteiligten sich 2400 Personen am Protest, womit die Veranstaltung unter der erwarteten Teilnehmerzahl von 4500 blieb.
Zunächst sammelten sich die Demonstrierenden beim Amphitheater im Mauerpark, bevor sie den Marsch durch Prenzlauer Berg antraten. Kurzzeitig stand die Veranstaltung kurz davor, von der Polizei abgesagt zu werden, weil die Teilnehmer sich nicht an die Maskenpflicht hielten.
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Angereist waren Personen aus ganz Deutschland, wie Marcel, Berufsfeuerwehrmann aus Dresden, der nicht mit vollen Namen zitiert werden möchte. „Wir bei der Dresdener Feuerwehr sind zu 40 Prozent ungeimpft und werden das auch bleiben. Wir sind gespannt, wie der Arbeitsbetrieb aufrechterhalten wird, wenn man so einen Unsinn macht, der noch nicht mal einen richtigen Nutzen hat.“
Die Schutzwirkung der Impfstoffe bezweifelt er und geht bereits seit Längerem gegen die Impfpflicht in Dresden auf die Straße. Seit vier Wochen habe er Urlaub, damit er sich um die Organisation des Protests kümmern kann. Neben ihm sind weitere Kollegen aus Dresden angereist, aber auch aus Nordrhein-Westfalen, die alle von der am 15. März in Kraft tretenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sein werden.
Für eine Allgemeinärztin aus Mecklenburg-Vorpommern, die ebenfalls ihren Namen nicht nennen möchte, ist es die erste Demonstration gegen die Impfpflicht. „Ich glaube nicht, dass eine Impfung vor der Verbreitung des Virus schützt, womit sie sich erledigt hat.“ Grundsätzlich sei sie nicht gegen Impfungen und auch nicht von Anfang an gegen die Corona-Impfstoffe gewesen. Sie stand diesen eher skeptisch gegenüber. „In meiner Praxis habe ich bisher keinen Menschen durch Corona verloren – und ich habe sehr viele Patienten.“
Aufgerufen zur Demonstration hat die Initiative „friedlich zusammen“, die schon in der Vergangenheit Proteste gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen in Berlin veranstaltet hat. Eine Demonstration am 26. Dezember wurde von der Polizei aufgrund des Verdachts auf radikale Unterwanderung abgesagt, weshalb die Organisatoren während der Anfangskundgebung betonten, dass sie keine Nazis in ihren Reihen duldeten.
Demonstration gegen Impfpflicht in Berlin: „Wir haben gleich keinen Widerstand mehr"
Die Menge an Teilnehmenden war durchmischt. Neben Vertretern aus den von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffenen Berufsgruppen waren auch Organisationen vor Ort, die Parolen gegen Rassismus und Sexismus verkündeten. Über alle Gruppen hinweg herrschte eine breite Ablehnung gegenüber der Maskenpflicht. Immer wieder rief die Polizei, die mit bis zu 170 Einsatzkräften Kundgebung und Demonstrationszug begleitete, zum Tragen einer Masken auf und warnte die Veranstalter. So verzögerte sich der Beginn der Demonstration zunächst, da viele Menschen keinen Mund- und Nasenschutz trugen. Zuvor gab es ein lautes Pfeifkonzert, als die Polizei zur Einhaltung der Hygieneregeln aufforderte. „Wir haben gleich keinen Widerstand mehr, wenn ihr so weitermacht. Also entweder wir beenden die Demo, oder ihr haltet euch an die Regeln“, warnte eine Demo-Organisatorin von „friedlich zusammen“.
Schließlich setzten sich die Demonstrierenden doch in Bewegung und zogen vom Mauerpark Richtung Eberswalder Straße und bogen in die Kastanienallee ein. Am Straßenrand standen viele Schaulustige. Einige begrüßten den Protestmarsch mit Händeklatschen, viele andere jedoch zeigten ihre Abneigung gegen die Position der Impfskeptiker: „Dieser absurde Gedanke, man hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und wüsste es besser als die Wissenschaft, macht mich unglaublich aggressiv, vor allem in meinem Kiez“, beschwert sich Oskar, ein Handwerker aus Prenzlauer Berg. Andere Personen auf dem Gehweg strecken den Demonstranten ihren Mittelfinger entgegen.
Gegenwind erfuhren die Corona-Skeptiker aber auch von Teilnehmenden einer Gegendemonstration im Mauerpark, die vom Verein „Freunde des Mauerparks“ spontan organisiert wurde. Deren Mitglieder setzen sich unter anderem für die Pflege des Geländes und für die Erhaltung des Parks als Begegnungsstätte ein: „Wir wollen den positiven Charakter dieses Ortes bewahren, trotz seiner düsteren Vergangenheit“, so Vereinsvorsitzender Alexander Puell. Das bezieht sich auf die historische geografische Lage des Mauerparks im deutsch-deutschen Grenzgebiet. „Früher stand der Ort für die Trennung zwischen den Menschen, heute ist es ein Treffpunkt, wo sich die Bürger auf Augenhöhe begegnen“, so Puell. Prinzipiell spreche nichts dagegen, dass Menschen gegen Corona-Maßnahmen auf die Straßen gingen, doch sei die Kulisse schwierig.