Berlin. Er war von 1992 bis 1999 Bezirksbürgermeister im Altbezirk Pankow und eine prägende Figur für die SPD in den Jahren nach der Wende. Am Sonnabend ist Jörg Richter im Alter von 78 Jahren gestorben. Das Bezirksamt Pankow gab die Nachricht über den Todesfall am Montag offiziell bekannt. "Wir trauern um einen verdienten Bürger Pankows. Jörg Richter hat stets für die Interessen unseres Bezirkes gekämpft und war auch nach seiner Amtszeit politisch und gesellschaftlich sehr aktiv“, erklärte der amtierende Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke).
Richter wurde 1939 in Dresden geboren, war verheiratet und hinterlässt zwei Kinder. Der Diplom-Psychologe promovierte 1981 und trat 1989 der SPD bei. 1990 wurde Mitglied der Stadtverordnetenversammlung vom Berlin und 1992 zum Bezirksbürgermeister von Pankow gewählt. Im Jahre 2000 ging er nach gesundheitlichen Problemen in Ruhestand, wirkte aber in seinem Wohnbezirk weiter als ehrenamtlich engagierter Bürger.
Als Buchautor beschrieb Richter den Aufbau der Pankower SPD
Richter betätigte sich auch als Autor und steuerte im Buch „Wir 89er“ ein Kapitel bei. Unter dem Titel „Aller Anfang ist schwer“ beschreibt er die Schwierigkeiten beim politischen Neuanfang nach dem Mauerfall.
„Die ersten Schritte waren tastend und rührend in ihrer Unbeholfenheit. Aber wir alle, die wir uns zusammenfanden, waren beseelt vom Willen zur Veränderung“, heißt es dort. Richter schreibt: „Unkenntnis, Unbeholfenheit, aber auch eine charmante Naivität bringen eine menschliche Note ein, die ich nicht missen möchte.“
Die Schilderung dieser Unsicherheit stand im Gegensatz zum beherzten Auftreten Richters in der Öffentlichkeit. Der Abgeordnete Torsten Hofer sagte am Montag im Namen des SPD Kreisverbands Pankow: „Jörg Richter hatte eine zupackende Art, war beliebt.“ Erst vor wenigen Monaten habe er noch bei einer Abteilungsversammlung der Partei munter mitdiskutiert, erinnert sich Hofer. „Ganz wichtig war ihm die Basisdemokratie – also dass in der SPD Vollversammlungen statt Delegiertenversammlungen stattfinden und dass es mehr Mitgliederentscheide gibt. Für mich kommt sein Tod plötzlich und unerwartet. Wir werden ihn alle sehr vermissen.“