Klimawandel

Wie die Hasenheide in Neukölln dem Klimawandel trotzen soll

| Lesedauer: 4 Minuten
Victoria Atanasov
Mit 650 neuen Bäumen, Bodenverbesserungen und neuem Bewässerungssystem soll der Park Hasenheide dem Klimawandel widerstehen.

Mit 650 neuen Bäumen, Bodenverbesserungen und neuem Bewässerungssystem soll der Park Hasenheide dem Klimawandel widerstehen.

Foto: Victoria Atanasov

Der Hasenheide geht es nicht gut. Das Projekt „Klimaresiliente Hasenheide“ stellt konkrete Maßnahmen für den Umbau des Parks vor.

Neukölln.  Die Hasenheide leidet nicht nur unter einem schlechten Ruf, sondern auch unter dem Klimawandel. Zu wenig Regen, zu viel Hitze und heftige Stürme machen vor allem den Bäumen zu schaffen. Von ihnen mussten in den letzten drei Jahren zehn Prozent des Bestands vorzeitig gefällt werden.

Dabei sei die Hasenheide ein einzigartiges Biotop, sagt Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (Grüne), zuständig für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr. Neben Vögeln wie dem Gartenbaumläufer und dem Grauschnäpper sowie Fledermäusen leben zahlreiche andere Tiere im Park. Er vereint Wald, Wiese und Kultur in einem. Die Hasenheide ist die größte Grünfläche im Bezirk Neukölln und versorgt dicht besiedelte Kieze durch ihre Bäume mit kühler Luft.

Hasenheide: Die erste Projektphase ist abgeschlossen

Im Rahmen des Bundesprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ bekommt der Bezirk Neukölln fünf Millionen Euro, um die Grünanlage "klimaresilient" umzugestalten - heißt, sie soll widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Einflüssen werden und sich von verursachten Schäden erholen. Das zuständige Straßen- und Grünflächenamt hat einen straffen Zeitplan: Bis Ende 2024 sollen die vom Bund mit fünf Millionen Euro geförderten Baumaßnahmen umgesetzt werden.

In der ersten Jahreshälfte 2022 beteiligten sich Bürgerinnen und Bürger sowie Fachplaner am Pflege- und Entwicklungsplan (PEP). Parkgäste konnten durch Umfragen ihre Anliegen und Wünsche einbringen und Experten begutachteten den derzeitigen Zustand der Hasenheide. Die Ergebnisse und konkreten Baumaßnahmen wurden am 6. Oktober im Freiluftkino der Hasenheide vorgestellt.

Wenn das Wasser des Freibads den Besitzer wechselt

So lautet das Fazit: Nicht nur der Zustand der Bäume, auch der Zustand des sandigen Boden sei schlecht. Er lässt das Regenwasser einfach durchsickern und kann die Baumwurzeln nicht halten, stellt Johann Sennar vom beauftragten Planungsbüro Sennar fest. Nur Bäume pflanzen sei also zu wenig.

Die große Frage bleibt, wie sich der Park ausreichend bewässern ließe. 18.000 Kubikmeter Wasser fehlen ihm. Ein Vorschlag: Das Wasser vom Freibad Columbiadamm in den Park abfließen lassen. Eine nachhaltige und technisch umsetzbare Strategie. Aber dafür fehlt momentan die rechtliche Grundlage in Berlin, ergänzt der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts Andreas Luczynski. Durch die Weiterleitung des abgebadeten Wassers wechsle der Besitzer und dafür müssten derzeitige Gesetze geändert werden - so etwas dauert bekanntlich länger als zwei Jahre.

Konkrete Maßnahmen für den Umbau der Hasenheide

Rund 650 neue Bäume, 6000 Tonnen Mulch und Kompost und 10.000 Kubikmeter Wasser sollen den “Patienten“ Hasenheide zukunftsfit machen, so Sennar. Der derzeitige Planentwurf wird momentan geprüft. Wenn alles glatt läuft, sollen im Winter bereits die ersten Bäume gepflanzt werden.

Damit sich der Park von den Klimafolgen erholen kann, werden einige Stellen brach gelegt und für die öffentliche Nutzung gesperrt. Ob das Projekt gelingt, liegt also auch an den Parkbesuchern, die der Hasenheide Ruhe gönnen müssen. “Egal ob es der Drogenhandel ist, der Partytourismus oder die fehlenden Toiletten. Es ist das Dilemma, dass wir hier einen sehr hohen Nutzungsdruck haben. Wir haben hier 40 bis 50 Verkäufer, die haben ihre Bunker, die in diese Flächen gehen, die eigentlich schützenswert wären”, so Luczynski.

Spaziergang durch die Hasenheide

„Das war hier alles bewachsen vor zehn Jahren“, erzählt ein Anwohner während des Spaziergangs und zeigt auf die ausgetrockneten Wiesen und kahlen Stellen zwischen den Bäumen. Auch die diesjährigen Maientage im Park haben Spuren hinterlassen. Statt einer umfangreichen Bodenlockerung gab es nur oberflächliche Dekoration - und dann auch noch mit dem falschen Saatgut, bemerkt Michaela Hecht, zuständig für Pflege und Unterhalt im Park.

Dennoch, “viele Dinge sind hier möglich’’, sagt Luczynski abschließend. Vielleicht ja auch ein Aussichtsturm auf der Rixdorfer Höhe, damit man oben vom kleinen Berg endlich auch mal etwas sehen kann.

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