Berlin. Die Berliner DManufaktur Brammibal’s stellt mittlerweile täglich 10.000 Donuts her – und plant nun eine Preiserhöhung.
Wie groß diese Idee mit den veganen Donuts tatsächlich einmal sein würde, ahnten Jessica Jeworutzki (29) und ihr Freund Bram van Montfort (32) wohl nicht, als sie 2014 in einer Berliner Küche ein paar Donuts für den Geburtstag einer Freundin kredenzten. Die Begeisterung innerhalb der kleinen Geburtstagsrunde führte dann aber schnell dazu, dass Jeworutzki und van Montfort ihre Hobbyküche vergrößerten: Eine Zeit lang tingelten beide über Berliner Märkte, hatten zeitweise auch einen Stand in der bekannten Markthalle Neun in Kreuzberg.
Mittlerweile erzielt der Berliner Donut-Anbieter einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro
Einmal, erinnert sich Jessica Jeworutzki, hätten sie an einem Wochenende 1200 Donuts produziert und verkauft. „Wir kamen nicht mehr hinterher. Wir hatten das gar nicht groß beworben. Aber das lief einfach von Anfang an“, sagt die Gründerin und nippt an der Tasse Cappuccino, die vor ihr auf dem Tisch der Brammibal’s-Filiale an der Warschauer Straße in Friedrichshain steht. Mittlerweile ist aus dem kleinen, privaten Zweier-Team ein großes Unternehmen mit sechs Standorten in der deutschen Hauptstadt geworden. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz auf rund sechs Millionen Euro. 100 Angestellte sind derzeit für Brammibal’s tätig.
In der firmeneigenen Backstube unweit der Neuköllner Sonnenallee werden täglich etwa 10.000 Donuts gebacken und verziert. Mehrmals täglich liefern Mitarbeiter die frischen Produkte in die Filialen aus. Nicht nur Jessica Jeworutzki bringt diese Entwicklung manchmal zum Staunen, auch Konkurrenten wie die US-amerikanische Schnellrestaurantkette Dunkin Donuts schauen ganz genau hin – und haben erstaunlicherweise nun auch vegane Donuts im Sortiment.
Gründerin Jessica Jeworutzki kündigte für Brammibal’s ihren Job als Krankenpflegerin
Angefangen hatte alles mehrere Nummern kleiner. Nachdem die Nachfrage auf den Berliner Märkten die Kapazitäten beider Gründer deutlich an die Grenzen brachte, eröffnete Brammibal’s 2016 das erste Café mit kleiner Backstube am Maybachufer in Neukölln. Bedenken und Hürden gab es durchaus. „Viele haben gesagt, das wird doch nie was werden. Aber ich dachte, jetzt oder nie. Wir müssen das einfach ausprobieren“, sagt Jessica Jeworutzki.
Damals kündigte sie ihren Vollzeit-Job als Krankenpflegerin. Kreditanfragen bei Banken jedoch liefen zunächst ins Leere. „Vegane Geschäftsideen wurden damals noch kritisch beäugt“, erinnert sie sich. Auch ein Crowdfunding, das 30.000 Euro einbringen sollte, ging schief. Am Ende halfen Freunde und Verwandte mit etwas Startkapital aus. Den Laden am Maybachufer renovieren Jeworutzki und van Montfort selbst. Doch ausgerechnet am Eröffnungstag hatte jemand den kleinen Donut-Laden sabotiert und das Schloss mit Sekundenkleber verschlossen. Ein Schlüsseldienst musste kommen und die Tür aufflexen. „Das war ein Notdienst und hat 500 Euro gekostet. Dann hatten wir kein Geld mehr für die Einkäufe mit denen wir die Donuts machen wollten“, erzählt Jessica Jeworutzki. Von dem Rückschlag erholte sich Brammibal’s jedoch recht schnell. „Wir waren schon im ersten Jahr profitabel und konnten gleich alles zurückzahlen, was wir uns ausgeliehen hatten.“
Mitarbeiterzahl von Brammibal’s soll in diesem Jahr deutlich wachsen
Ohne Investoren sind die Brammibal’s-Gründer bislang auch weiterhin ausgekommen, Kredite sind aber nunmehr auch kein Problem mehr für das stark wachsende Unternehmen. Seit 2016 sei im Schnitt ein jährliches Umsatzplus von 20 Prozent erwirtschaftet worden. In diesem Jahr will Brammibal’s in Berlin weitere Filialen eröffnen: Im Gespräch ist ein Geschäft in Charlottenburg und ein weiteres am Hauptstadtflughafen BER. Zudem verlässt der Donut-Spezialist das erste Mal die Berliner Stadtgrenzen. Noch im Frühjahr soll eine Backstube in Hamburg eröffnet werden, vier weitere Cafés in der Hansestadt sollen folgen. Insgesamt soll die Mitarbeiterzahl von Brammibal’s dann auf bis zu 170 anwachsen.
Zwischen 2,90 Euro und 3,50 Euro kostet ein veganer Donut bei dem Berliner Filialisten. Im Wettbewerb mit Konkurrenten liegt Brammibal’s damit im Mittelfeld. Der US-Anbieter Dunkin Donuts ist preislich etwas günstiger, bei dem Kölner Anbieter Royal Donuts können die Kreationen aber auch schonmal bis zu sechs Euro kosten. Industrieprodukte, die man auch im Supermarktregal erstehen kann, sind natürlich deutlich billiger. Jessica Jeworutzki sagt, sie ärgere die schlechte Qualität anderer Anbieter mitunter. „Wir versuchen, dem Donut ein besseres Image zu geben. Der oft verkannte Donut kann eben auch ein Handwerksprodukt sein, jeden Tag frisch hergestellt und mit guten Zutaten“, sagt die Unternehmerin.
Was ist das Erfolgsgeheimnis hinter den Bramibal’s-Kreationen?
Die Warteschlange vor den Brammibal’s-Läden lassen durchaus die Annahme zu, dass das Konzept aufgeht. Sogar in einigen Berlin-Reiseführern wurde die regionale vegane Donut-Kette schon erwähnt. 14 Sorten hat das Unternehmen im Sortiment. Kreationen wie Bienenstich oder Zimt und Zucker gehören zu den Standards. Darüber hinaus gibt es wechselnde Produkte. In diesem Monat sind zum Beispiel Donuts mit dem Müsli Fruit Loops oder mit Erdnussbutterglasur Teil des Menüs.
Was ist das Geheimnis? Die Gründerin lächelt. Man stelle jeden Tag frisch her und nutze keine Konservierungsstoffe oder Fertigmischungen für den Teig. „Füllungen machen wir auch alle selber. Wir nutzen richtige Vanille anstatt Aromen und wenn wir eine Fruchtglasur haben, dann ist da auch wirklich Frucht drin“, erklärt sie. Bei Zutaten würde zudem auf Nachhaltigkeit geachtet. Das Mehl komme von einer Mühle aus Deutschland. Der Berliner Anbieter Twisted Nut beliefere Brammibal’s mit Nussbutter, die in der Stadt von Hand geröstet und gemahlen werde. Natürlich kommt der Lieferant mit dem Lastenrad.
Brammibal’s-Donut-Boxen werden bis zu zwei Euro teurer
Kosten für Rohstoffe und auch für Energie sind zuletzt mitunter allerdings deutlich gestiegen. Bei Brammibal’s macht sich das noch nicht am Preis bemerkbar. Das wird aber nicht so bleiben, kündigt Jeworutzki an. Zwar soll der Einzelpreis pro Donut stabil bleiben, die Boxen werden aber teuerer. So werden vier der süßen, veganen Kreationen voraussichtlich künftig 11,50 statt 11 Euro kosten. Die größere Box mit zwölf Donuts liegt dann bei 32 statt bislang 30 Euro. „Gutes Essen hat seinen Preis“, sagt die Gründerin.
Brammibal’s will aber auch Gutes tun. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Backstube würden übertariflich bezahlt. Zudem gibt es jeden Monat einen wechselnden „Charity Donut“. Ein Euro pro verkauftem Hefe-Krapfen spendet das Unternehmen an gemeinnützige Organisationen wie Tierheime oder auch den Naturschutzbund Nabu. Mehr als 280.000 Euro seien so schon für wohltätige Zwecke zusammengekommen.