Berlin. Die Postfiliale im Bahnhof Friedrichstraße hat zugemacht. Wer ein Paket abgeben will, muss 800 Meter weiter zum Friedrichstadtpalast.

Beim Umsteigen von der S- in die U-Bahn schnell noch ein Paket loswerden – am Bahnhof Friedrichstraße geht das nicht mehr. Die Poststelle im Bahnhof, eigentlich eine Zeitschriftenhandlung, kümmert sich nur noch um Hermes-Pakete. An der Friedrichstraße 133 hat die Post/DHL zwar einen Ersatzpartner gefunden. Allerdings muss man, will man dort ein Päckchen abgeben, 800 Meter zum Friedrichstadtpalast laufen.

Die Partnerfiliale im Bahnhof Friedrichstraße habe das Vertragsverhältnis gekündigt, sagt ein Post/DHL-Sprecher. Er präsentiert die neue Partnerfiliale als Gewinn. Dort gebe es sogar eine Paketausgabe. Das habe die DHS-Partnerfiliale im Bahnhof Friedrichstraße nicht bieten können.

„Das war so umkompliziert, wie nebenbei, mit wenig Zeitverlust.“

„Dass die Post im Bahnhof weg ist, nervt mich sehr“, sagt Henriette Hambrecht. Pakete abholen – diesen Service benötige sie nicht. Seit Jahren pendelt sie über den Bahnhof Friedrichstraße. Seit Jahren nimmt sie abends den Stapel Briefe aus ihrem Büro mit, der sich im Laufe des Tages im Ausgang angesammelt hat, und gibt ihn beim Umsteigen in der Postfiliale ab. „Das war so unkompliziert, wie nebenbei, mit wenig Zeitverlust.“ Eine Alternative, um die Geschäftskorrespondenz schnell loszuwerden, hat sie noch nicht gefunden. Zum Friedrichstadtpalast laufe sie jedenfalls nicht, sagt sie.

Viele Berliner haben den Eindruck, es gibt immer weniger Poststellen. Stimmt nicht, erklärt ein Post-Sprecher: Gerade in Berlin stehe ein stabiles und engmaschiges Filialnetz mit mehr als 1000 Partnerfilialen zur Verfügung – und ein ständig wachsendes Netz an Packstationen.“ Habe es 1999 in Berlin nur 165 Partnerfilialen gegeben, gebe es mittlerweile mehr als 1000 Partnerfilialen und Paketshops.

„Unser Angebot ist also deutlich größer und vielfältiger geworden“, sagt der DHL-Sprecher – „auch mit viel besseren Öffnungszeiten“. Hatten die Berliner Filialen 1999 eine durchschnittliche Wochenöffnungszeit von 53,9 Stunden, so betrage diese mittlerweile 69,9 Stunden.

DHL: Berlinerinnen laufen weniger als 500 Meter um ein Paket abzugeben

Auch die Wege hätten sich für die DHL-Kunden im Schnitt verkürzt, wurde bei der Deutschen Post errechnet. 85 Prozent der Berlinerinnen und Berliner müssten weniger als 500 Meter zurücklegen, um eine Partnerfiliale oder einen Paketshop zu erreichen, behauptet der Sprecher. „Hinzu kommen mehr als 500 Packstationen, die 24/7 bequem zwecks Einlieferung und Abholung von Paketen zur Verfügung stehen. Tendenz wachsend.“

Lesen Sie auch: Neues von der Friedrichstraße in Berlin

Vorwiegend Geschäftskunden hätten sie gehabt, sagt die Mitarbeiterin in der ehemaligen Poststelle. Und viele ÖPNV-Kunden, oft auch Touristen. Von ÖPNV-Kunden spricht die Mitarbeiterin in der neuen Filiale 800 Meter weiter am Friedrichstadtpalast nicht. Sie berichtet von Geschäftskunden, Touristen und Anwohnern. Die neue Filiale werde seit dem ersten Tag gut angenommen. Und Beschwerden über den Standortwechsel habe es noch keine gegeben.

Die Deutsche Post betreibt seit 1995 keine eigenen Filialen mehr. Dafür sucht sie sich Partner. Der Finanzdienstleister Postbank lässt die DHL hinein in ihre Filialen. Die meisten Kooperationspartner findet die DHL allerdings beim Einzelhandel. In Berlin sind es meist Spätis, die die erstaunlich schlecht bezahlten Postdienstleistungen zusätzlich zu ihrem eigentlichen Geschäft mit anbieten.

Ende 2023 soll es noch 550 Postbank-Filialen geben. 2021 waren es 750 Filialen

Viele Post-Kunden sehen das Problem oder die Lösung nicht beim Einzelhandel, sondern bei der Postbank. Denn nur in deren Filialen stehen ihrer Ansicht nach die Post-Profis am Schalter, nur dort – ausgestattet mit Geld- und SB-Automat, Briefmarken-Ausgabe und Postfächern – stellt sich der Eindruck von einem Postamt im alten Stil ein. Die Postbank-Filialen werden allerdings, anders als die kleinen DHL-Partner, mehr und mehr geschlossen. 2021 kündigte der Vertriebschef der Deutschen Bank, Mutterkonzern der Postbank, das Aus für jede dritte Postbank bis Ende 2023 an.

Ende 2023 soll es deutschlandweit noch 550 Postbank-Filialen geben. 2021 waren es 750 Filialen. Weil sich Postbank-Filialen meist in guten, städtischen Lagen befinden, sorgen Standortschließungen für Unmut bei Kunden. Die DHL-Partnerfiliale im Bahnhof Friedrichstraße hatte zwar keinen solchen Luxus zu bieten – aber sie war für ÖPNV-Nutzer ungemein praktisch.

Mehr aus Mitte lesen Sie hier.