Einigen der Streikenden drohen schlechte Noten, weil sie zu oft gefehlt haben. Das Schulrecht verlangt eine Mindestanwesenheitspflicht
Sie fühlen sich unverstanden und ungerecht behandelt. Einige Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen des Weddinger Lessing-Gymnasiums haben sich regelmäßig an den „Fridays for Future“-Demonstrationen beteiligt. In einer Presseerklärung kritisieren sie, dass „den dreizehn aktivsten SchülerInnen gedroht“ werde, „bei einem weiteren Streikbesuch nicht versetzt zu werden“.
Unterstützt von der kommunistischen Jugendorganisation „Revolution“ haben sich deshalb einige von ihnen am Donnerstag vor der Schule versammelt, um gegen die Konsequenzen zu protestieren, die ihnen drohen. Eine der betroffenen Schülerinnen sagt, sie fühle sich wie eine Schulschwänzerin behandelt, obwohl sie doch für die Zukunft aller auf die Straße gehe.
Das Problem: Fächer, die nur freitags unterrichtet werden
Ihr und zwölf weiteren Aktivisten drohen in einigen Fächern, die nur freitags unterrichtet werden, Sechsen im Zeugnis, weil sie nicht auf die erforderlichen Anwesenheitsstunden im Schulhalbjahr kommen. „Dabei steht doch im Schulgesetz, dass uns die Schule zu bewussten Menschen erziehen soll“, sagt ihre Mitschülerin Finja. „Wenn wir an einem freien Tag oder an einem Nachmittag auf die Straßen gehen würden, würde uns doch keiner zuhören“, sagen sie beide.
Schulleiter Michael Wüstenberg hat durchaus Verständnis für das Anliegen der Schüler. Er habe in den 80er-Jahren studiert und selbst für alles Mögliche demonstriert. Es sei ja auch keineswegs so, dass die Versetzung gefährdet sei, nur weil man an einer Demonstration teilnehme. „Als nach den Osterferien für uns nicht absehbar war, wann die „Fridays for Future“-Proteste enden, habe ich den Eltern in einem Brief die Situation und auch die Konsequenzen erklärt“, sagt er.
Schulleiter: Einheitlichkeit im Umgang mit Regeln
Er sei kein Freund von Tadeln und anderen Ordnungsmaßnahmen, aber das Lessing-Gymnasium müsse wie andere Schulen auch die Regelungen für die Sekundarstufe I beachten, und die sehe eben eine Mindestanwesenheitspflicht in Fächern vor, die nur freitags unterrichtet würden. „Wir müssen einheitlich vorgehen im Umgang mit Schülerdemonstrationen, unabhängig von deren Thematik und Zielrichtung, so Wüstenberg.