Vorkaufsrecht

Berlin kauft Häuser in Moabit und Gesundbrunnen

| Lesedauer: 4 Minuten
Christian Latz
Die Mieter der Rathenower Straße 59 hoffe, dass ihr Haus von einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft gekauft wird.

Die Mieter der Rathenower Straße 59 hoffe, dass ihr Haus von einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft gekauft wird.

Foto: Lisa Buchholz

Berlin hat zwei weitere Häuser über das Vorkaufsrecht im Bezirk Mitte erworben. Einige Mieter sehen es als Rettung in letzter Sekunde.

Berlin. Für die Hausgemeinschaft der Rathenower Straße 59 in Moabit war es ziemlich knapp. Die Frist zur Ausübung des Vorkaufsrechts für ihr Haus wäre am Montag dieser Woche ausgelaufen. Bis zum Ende vergangener hatten mehrere landeseigene Wohnungsbaugesellschaften abgewinkt, das Haus zu kaufen. „Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben“, sagte Mietersprecherin Lisa Buchholz. „Wir sind überglücklich, dass es dann doch noch geklappt hat.“
Die Verhandlungen führten schließlich erst am vergangenen Freitag zum Erfolg – und das mit einem Novum. Am Ende fand sich eine Berliner Wohnungsbaugesellschaft, die bisher noch nie über das Vorkaufsrecht gekauft hat: die Berlinovo Grundstücksentwicklungs GmbH (BGG), Tochter der hochumstrittenen Berlinovo. Im Verbund der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ist sie ein Sonderfall. Sie konzentriert sich auf Bau und Verwaltung von Studentenwohnungen und möblierten Micro-Apartments - teils zu horrenden Mieten. In Mitte bewirbt die Berlinovo etwa 28-Quadratmeter-Appartements zu einem Preis ab 850 Euro. Anders als die anderen Wohnungsbaugesellschaften des Landes, gilt für sie nicht die Kooperationsvereinbarung. Sie muss daher nicht 50 Prozent der Neuvermietungen zu einer Kaltmiete von 6,50 Euro vermieten.

Teils 70 Prozent Mietsteigerung in der Rathenower Straße 59

In der Rathenower Straße 59 sind sie trotzdem froh über den neuen Besitzer. „Für uns ist das eine Tausend Prozent bessere Lösung, als ein privater Investor“, sagte Mieterin Buchholz. Zustande kam der Deal letztlich, da die Mieter freiwilligen Mieterhöhungen zustimmten. Im ganzen Gebäude wurden die Kaltmieten nun auf 4,70 pro Quadratmeter erhöht. Im Schnitt sei das eine Steigerung von 32 Prozent gewesen, sagt Buchholz. Einzelne Mieter hätten auch eine Steigerung von 70 Prozent hinnehmen müssen. Trotzdem sind sie froh, dass sich ihr Haus nun in Landesbesitz befindet.

Vorkaufsrecht auch in der Prinzenallee ausgeübt

Und es ist nicht der einzige Neuzugang: Am Montag verkündete das Bezirksamt Mitte, dass auch für das Haus an der Prinzenallee 36 in Gesundbrunnen zugunsten der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) das Vorkaufsrecht ausgeübt werden konnte. Während in Moabit 15 Wohnungen im Milieuschutzgebiet geschützt werden konnten, sind es in der Prinzenallee 20, die nun dem Land gehören.
Erfreut ist auch Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Beide Gebäude seien für die Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung in den jeweiligen Milieuschutzgebieten von großer Bedeutung. Die Mieten hätten zum Zeitpunkt des Verkaufs im Durchschnitt noch deutlich unter der durchschnittlichen Nettokaltmiete im Quartier gelegen.

Steigende Mieten Thema beim Morgenpost-Leserforum Mitte

Das Problem der massiv steigenden Mieten in allen Ortsteilen im Bezirk Mitte wird auch Teil der Diskussion beim Morgenpost-Leserforum am 12. März im Märkischen Museum sein. Unter dem Motto „Mitte - Probleme und Perspektiven eines Bezirks“ debattieren Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne); der stellvertretende Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Sebastian Bar­tels; die Quartiersmanagerin Katja Niggemeier (Quartiersmanagement Brunnenstraße); der Leiter des Referats Kriminalitätsbekämpfung der Polizeidirektion 3, Kriminaldirektor Frank Millert, sowie der Mitte-Reporter der Berliner Morgenpost, Christian Latz über die Lage im Bezirk. Moderator des Abends ist Morgenpost-Autor Hajo Schumacher.

Das Leserforum beginnt am 12. März um 19.30 Uhr im Märkischen Museum, Am Köllnischen Park 5, und dauert circa zwei Stunden. Nach der etwa 60 Minuten langen Podiumsdiskussion ist das Publikum gefragt. Teilnehmer des Forums können ihre Fragen stellen und sich in die Debatte einschalten. Die Teilnahme ist kostenlos, sie müssen sich allerdings zuvor in unserer Redaktion anmelden per E-Mail an aktionen@morgenpost.de, oder per Fax an die Nummer 030/8872 77967.

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