Ausflugs-Tipp

Stasi-Knast und Flusspferde in Lichtenberg

| Lesedauer: 4 Minuten
Martin Schwarz
Der Wachturm an der Gedenkstätte verursacht immer noch ein beklemmendes Gefühl.

Der Wachturm an der Gedenkstätte verursacht immer noch ein beklemmendes Gefühl.

Foto: Martin Schwarz

Mal alt, mal neu: Ein abwechslungsreicher Spaziergang durch den Lichtenberger Ortsteil Alt-Hohenschönhausen.

Berlin. Alt-Hohenschönhausen macht es einem architektonisch nicht leicht. Zwar gibt es hübsche Siedlungen und interessante Wohnanlagen aus den 20er-Jahren, aber auch Gegenden, an denen Neu und Alt partout nicht zusammenpassen wollen. Aber auch das hat ja einen gewissen Reiz.

Der Spaziergang beginnt an der Haltestelle Alt-Hohenschönhausen (Tram M5, M6, M13). Auf der einen Straßenseite: denkmalgeschützte Häuser des alten Dorfkerns nebst dem Schloss Hohenschönhausen auf der anderen Straßenseite: ein unansehnliches Einkaufszentrum. Wir gehen Richtung Osten am Schloss vorbei und biegen gleich dahinter in einen Weg ein, allerdings nicht ohne vorher ein Stück weiter einen Blick auf die Taborkirche, dem ältesten Gebäude Alt-Hohenschönhausens, geworfen zu haben.

Der Weg bringt uns über den Malchower Weg zu einem Fachwerkbau: Was heute das Gemeindebüro der Taborkirche beheimatet, war 1913 als Trinkhalle erbaut worden. An einigen roten Imbissbuden vorbei führt die Wartenberger zur Paul-Koenig-Straße.

Auch der große Bruno Taut war in dem Bezirk aktiv

Zwei illustre Torbögen zeigen uns, dass hier eine Siedlung steht, bei deren ­Entwicklung der berühmte ­Architekt Bruno Taut Mitte der 1920er-Jahre beteiligt war. Gegen Ende der Paul-Koenig-Straße geht links die Straße 142 ab, die zur Biesterfelder Straße wird, die wiederum in die Niehofer Straße mündet. Nach rechts und an der Degnerstraße wieder links erreichen wir die Suermondtstraße. Rechts ginge es an schicken Altbauten vorbei zum Faulen See. Wir gehen nach links und biegen gleich rechts in einen Pfad ein, der uns an einem kreisrunden Wohnhaus und dem futuristisch anmutenden Gebäude der Orankeseeschule zur Konrad-Wolf-Straße leitet. Ihr folgen wir nach rechts an einem kleinen Park vorbei bis zur Freienwalder Straße, die nach links zur Große-­Leege-Straße führt.

Nach rechts geht es an einer kleinen Grünanlage und an Altbauten vorbei zu einer Fläche, die sich verwirrenderweise Strausberger Platz nennt. Hier biegen wir ein, um beim Schild „Strausberger Straße 12a–13c“ in einen Pfad abzubiegen. Wir sind nun in der Flusspferdhofsiedlung. Die Häuser hier wurden von den Architekten Paul Emmerich und Paul Mebes ab 1932 erbaut. Der namensgebende Brunnen mit zwei Fluss­pferden folgt etwas ­weiter hinten.

Die anschließende ­Simon-Bolivar-Straße leitet nach links zur Zechliner Straße. Hinter einer Eisdiele geht es rechts durch eine Grünanlage mit etlichen Findlingen zu einem kleinen Platz. Von hier gehen wir die Genslerstraße bis zur Neustrelitzer Straße, die uns nach links zu einem Weg führt, der an einem Sportplatz vorbei über die Werneuchener Straße hinweg nach rechts zur Genslerstraße leitet.

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Und da ist er in Sichtweite: der Wachturm, der zur Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, dem ehemaligen und berüchtigten Stasi-Knast, ­gehört. Am nördlichen Ende der Genslerstraße leitet die Bahnhofstraße nach links zur Große-­Leege-Straße, sie bringt uns nach rechts wieder zur Hauptstraße und der anfänglichen Tramhaltestelle Alt-Hohenschönhausen, unserem Ausgangspunkt.

Ausflugs-Info

Gedenkstätte Hohenschönhausen Ursprünglich war es eine Großküche. 1951 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit das Gelände von den Sowjets und baute es zur zentralen Untersuchungshaftanstalt aus. Fast alle bekannten DDR-Oppositionellen waren hier inhaftiert. Heute steht die Anlage unter Denkmalschutz. Die Dauerstellungen „Inhaftiert in Hohenschönhausen“ und „In Zwangsgemeinschaft“ (ab 25.2., Eröffnung: 23.2., 18 Uhr) kosten keinen Eintritt, die Führungen (Mo.–Fr. 11, 13 & 15 Uhr, Sbd.+So. stdl. 10–16 Uhr) 6, erm. 3 Euro und werden von ehemaligen politischen Gefangenen und Historikern geleitet. Generell wird eine Vorabreservierung empfohlen. Genslerstr. 66, Lichtenberg, Tel. 98 60 82 30, tgl. 9–18 Uhr, Eintritt frei, Führungen: 6, erm. 3 Euro, www.stiftung-hsh.de

Wegstrecke und Dauer Für die knapp sieben Kilomter lange Tour sollte man um die zwei Stunden einplanen. Sie lässt sich über den Faulen See oder durch das Villenviertel am Orankesee verlängern.