Vor einem Jahr plätscherten noch ein paar kleiner Springbrunnen in Wasserbecken, alte Glyzinien umrankten mit ihren blauen Blüten eine Pergola, überall in der Grünanlage des Olivaer Platzes hätten sich in einem Sommer wie diesem schattige Plätze für eine Rast gefunden. Daran ist ausgerechnet in diesem Sommer nicht zu denken.
Das Bezirksamt hat den Platz Ende Februar abräumen lassen, bevor ein Vogel sein Nest hätte bauen können. So will es das Naturschutzgesetz. Die Fakten wurden aber auch geschaffen, um dem jahrelangen Streit zwischen Verwaltung und Anwohnerinitiativen um Sinn und Form einer Umgestaltung des Parks ein Ende zu setzen.
Befürworter des Umbaus wollten Angsträume beseitigen
Die rot-rot-grüne Mehrheit im Bezirk sowie der Förderkreis Neuer Olivaer Platz will den Platz nach Plänen der Landschaftsarchitekten Rehwaldt umgestalten. Im Zentrum der neuen Grünanlage soll eine offene Wiese statt verwinkelter Pergolen, Nischen und Hochbeete liegen. Monika Schümer-Strucksberg vom Förderkreis, der die Umgestaltung befürwortet, sagte: „Mich haben viele Leute angesprochen, die einfach Angst hatten, durch diesen uneinsehbaren Park zu gehen.“ Zudem, so die ehemalige SPD-Bezirksverordnete, gebe es für die Umgestaltungspläne schon lange eine Mehrheit in der BVV.
Für die Bürgerinitiative (BI), die sich für eine behutsame Erneuerung des Ist-Zustandes der Grünanlage eingesetzt hatte, übertrifft der Jetzt-Zustand die schlimmsten Befürchtungen. Denn seit dem Abschluss der Rodungsarbeiten, tat sich nichts mehr hinter dem mannshohen Zaun, der das Areal abgrenzt. Spontanvegetation statt Glyzinien. Ödnis statt grüner Wiese.
Bürgerinitiative will Proteste fortsetzen
„Mir fehlen einfach die Worte“, sagt BI-Sprecher Raimund Fischer. „Was bleibt, ist einfach nur Wut.“ Den Protest einstellen will die BI aber noch immer nicht. „Nach den Ferien starten wir nochmal eine neue Aktion, um diesen Irrsinn anzuprangern“, sagt Fischer.
Bau- und Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) wehrt sich gegen den Vorwurf, dass gar nichts auf dem Olivaer Platz geschehe: „Aktuell reißen wir dort beispielsweise den alten Kiosk ab“, sagt er. An seiner Stelle soll ein neuer Kiosk oder ein kleines Café entstehen, dass sich mit einer Terrasse zur Grünanlage hin öffnen soll. Dass der Platz den Sommer über in diesem so unwirtlichen Zustand hätte bleiben müssen, sei der gesetzlichen Pflicht geschuldet, Rodungen vor der Brutperiode vorzunehmen. „Wenn wir erst nach der Vegetationszeit abgeräumt hätten, wären wir mit der Neugestaltung in die Frostperiode gekommen“, sagt er. Die Aufträge dafür seien aber ordnungsgemäß ausgeschrieben worden und man sei jetzt mit den Bewerbern in Verhandlung. „Wir sind zuversichtlich, dass im Spätsommer oder im Herbst mit der Gestaltung der Anlage begonnen werden kann“, sagt Schruoffeneger.
Wasserversorung für Staudengarten am Kudamm gekappt
Obwohl durch eine Straße getrennt, hat die Neugestaltung des Olivaer Platzes auch den Staudengarten zwischen Olivaer Platz und Kudamm getroffen. Gartenplaner Christian Meyer, der das dreieckige Grundstück seit 20 Jahren ehrenamtlich pflegt, musste Ende April plötzlich feststellen, dass die Wasserversorgung für seine Pflanzen gekappt worden war. „Erst seit zwei Wochen läuft das Wasser wieder“, sagt Meyer. Das Grünflächenamt habe geholfen und die Stauden in der heißen Zeit mit einem Tankwangen sprengen lassen. Das habe das Schlimmste verhindert.