Rolf Hochhuth kritisiert Abriss der Kudamm-Bühnen

Dramatiker: „Abriss der beiden Theater ist eine Kulturschande“. Am Mittwoch tagt der Stadtentwicklungsausschuss zum Kudamm Karree.

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Redaktion

Dramatiker: „Abriss der beiden Theater ist eine Kulturschande“. Am Mittwoch tagt der Stadtentwicklungsausschuss zum Kudamm Karree.

Der Dramatiker Rolf Hochhuth, dessen Stück "Der Stellvertreter" 1963 im Theater am Kudamm uraufgeführt wurde, hat die Pläne für die Kudamm-Bühnen scharf kritisiert. Seine Rede am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses brach er ab, als er gebeten wurde, allmählich zum Ende zu kommen. Hochhuth verließ türknallend den Saal. Zuvor sprach er mit Blick auf den vorgesehenen Abriss der Bühnen von einem Ärgernis ersten Ranges. "Dass Berlin 2017 diskutiert, Theater abzureißen oder sie zu Kellertheatern zu degradieren, ist eine Kulturschande."

Ein schmerzhafter Kompromiss

Jahrelang war um die Zukunft der traditionsreichen Theater gerungen worden. Ein gerade gefundener Kompromiss sieht vor, dass es statt zweier Bühnen nur noch ein neues Theater geben wird, unterirdisch. Theaterdirektor Martin Woelffer betonte, dass es sehr traurig sei, dass die alten Theater nicht zu halten gewesen seien. "Aber wir sind mit der jetzigen Lösung, die vom Kultursenator moderiert wurde, sehr zufrieden", sagte er. Danach erhält er einen Mietvertrag über 20 Jahre mit der zweimaligen Option, jeweils um fünf Jahre zu verlängern. Vorausgesetzt, dass das Abgeordnetenhaus der Aufstockung der Zuschüsse zustimmt, gleicht das Land zudem die künftige Miete in Höhe von jährlich 800.000 Euro aus. "Eine reale Chance, dass der Theaterbetrieb gut fortgeführt werden kann", so Kultursenator Klaus Lederer (Linke).

Der Kompromiss sieht zudem vor, dass der Investor Woelffer fast 3,3 Millionen Euro für den Innenausbau stellt. Neben Architekt Jan Kleihues, der mit der kompletten Neugestaltung des Kudamm-Karrees beauftragt ist (die Investitionskosten betragen nach Auskunft eines Sprechers des Eigentümers mehr als 500 Millionen Euro), kann Woelffer jetzt auch einen Theaterarchitekten beauftragen. Woelffer sagte, die 3,3 Millionen Euro würden wohl nicht reichen. Er gehe von zusätzlichen 1,7 Millionen Euro aus, die er über Kredite finanzieren will.

Schruoffeneger will Theaterstandort mit städtebaulichem Vertrag sichern

Oliver Schruoffeneger (Grüne), als Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtrat für die Baugenehmigung zuständig, kündigte an, dass der Theaterstandort per städtebaulichen Vertrag und Grundbucheintrag über die vereinbarten 30 Jahre hinaus gesichert werden soll. Im Mai soll der Bauantrag eingereicht werden, der Theaterbetrieb im Juni 2018 in eine Ausweichspielstätte ziehen. Der Theaterneubau soll dann im Juli 2021 fertig sein, so die Planung.

Am Mittwoch stellt Investor Cells Bauwelt um 17.30 Uhr im Stadtplanungsausschuss im BVV-Saal des Rathauses Charlottenburg seine Pläne für das Kudamm Karree vor.