Sorge vor Verdrängung

Anwohner im Kiez wehren sich gegen neue Eigentumswohnungen

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Christiane Amrehn in ihrem Garten an der Lausitzer Straße.

Christiane Amrehn in ihrem Garten an der Lausitzer Straße.

Foto: Patrick Goldstein

Rund um die Reichenberger Straße in Kreuzberg werden immer mehr Eigentumswohnungen gebaut. Die Anwohner fürchten teurere Mieten.

Berlin.  In der Nachbarschaft rund um die Reichenberger Straße in Kreuzberg herrscht Unruhe. „Hier werden auf den Hinterhöfen zunehmend Privatwohnungen gebaut, die das Preisniveau im Kiez hochtreiben und den Mietspiegel beeinflussen“, klagt etwa die 55-jährige Christiane Amrehn.

Die Netto-Kaltmiete beträgt in dem Bereich für einen der 50er/60er-Jahre-Bauten im Schnitt zwischen 4,10 und 6,50 Euro. Zu den bereits angebotenen Wohnungen des Projekts „Hype & Hide“, die auf Amrehns Nachbargrundstück an der Reichenberger Straße entstehen, gibt es Quadratmeter-Eigentumspreise von bis zu 13.492 Euro.

Eigentumswohnungen mit fünfstelligen Quadratmeterpreisen

Auf sechs Geschossen sind zehn Eigentumswohnungen und eine Gewerbefläche geplant. Hinzu kommt eine Tiefgarage für zehn Autos.

Landschaftsplanerin Amrehn schmerzt das. Im Vorgarten ihrer Zwei-Zimmer-Mietwohnung sagt sie: „Schauen Sie: da ist jetzt noch Himmel zu sehen. Das neue Gebäude wird das verdecken.“ Auch wenn sie sich mehr Grün, mehr unversiegelte Fläche wünsche, verstehe sie, wenn im Auftrag von städtischen Wohnungsbaugesellschaften Mietflächen entstehen. Aber Eigentumswohnungen verbesserten doch für normale Menschen nicht die Wohnungsnot, sagt sie.

In Kreuzberg wollen viele Anwohner keine reichen Zuzügler

Wer mit ihr Amrehn im Kiez unterwegs ist, dem zeigt sie Hinterhöfe, in denen ebenfalls Privateigentum gebaut werden soll. Auf einem an der Lausitzer Straße, der jetzt noch mit Unkraut überwachsen ist, ist neben einem rostigen Garagentor auf gut zehn Metern ein mächtiges Expose an die Mauer geschraubt, das für elegante Appartements in cremefarbenen Tönen und mit viel Holz wirbt.

Amrehn und ihre Handvoll Mitstreiter meldeten sich mit ihrer Sorge beim Bezirksamt. Dort allerdings erfuhren sie, dass es für „Hype & Hide“ schon im Mai 2022 eine Baugenehmigung gab. „Wir wohnen hier und solche Bauten verändern unsere Lebensqualität“, sagt sie. „Warum wird man als Bürger da nicht mit einbezogen?“

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