Berlin. Für die linksautonome Szene in Friedrichshain-Kreuzberg ist Marek M., besser bekannt unter seinem Spitznamen „Isa“, ein Held. Polizei und Justiz sehen in dem 42-Jährigen hingegen nichts anderes als einen notorischen Kriminellen, der immer wieder durch Gewaltdelikte auffällt. Er schlägt öfters zu, greift auch ohne Bedenken Polizisten an. Von Montag an steht „Isa“ erneut vor Gericht.
Es geht um gefährliche Körperverletzung. In Moabit, wo der Prozess vor dem Landgericht stattfindet, ist man gut vorbereitet. Denn wann immer Menschen aus der linksautonomen Szene wie „Isa“ auf der Anklagebank Platz nehmen müssen, rücken deren Unterstützer in großer Zahl an. Gewalt ist dabei in der Regel nicht zu befürchten. Mit Störungen der Verhandlung allerdings muss immer gerechnet werden.
Der gebürtige Pole Marek M, war früher einmal im Sicherheitsgewerbe tätig, angeblich als Personenschützer. Heute bezieht er Hartz IV und ist nach Angaben von Ermittlern so etwas wie der Türsteher des Szene-Lokals „Kadterschmiede“ in dem teilweise besetzten Haus an der Rigaer Straße 94. Es ist vor allem diese Funktion, die ihn zu einem wichtigen Mitglied der linken Szene im Kiez macht. Im März vergangenen Jahres soll M. vor einer Bäckerei an der Rigaer Straße einen 54-jährigen Passanten zusammengeschlagen und wenige Tage später einen Polizisten attackiert haben. Zu seiner Festnahme rückten aus Sorge vor Ausschreitungen seiner Unterstützer mehr als 300 Polizisten an.
Rigaer Straße (Friedrichshain): Autonome Szene schüchtert Zeugen ein
M. ging in Untersuchungshaft, wurde allerdings nach wenigen Wochen wieder auf freien Fuß gesetzt und im September 2018 zu eineinhalb Jahren Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Gegen das Urteil legten seine Anwälte Berufung ein, über die jetzt ab Montag entschieden wird. Vorgesehen sind zunächst vier Verhandlungstage.
Zu was die autonome Szene fähig ist, wenn es darum geht, Menschen wie „Isa“ zu unterstützen, mussten unter anderem Anwohner der Rigaer Straße und ein Beamter der Senatsjustizverwaltung erfahren. Ein Ehepaar beobachtete den Vorfall vor der Bäckerei, alarmierte daraufhin Polizei und Rettungsdienst und sagte schließlich im Prozess gegen M. aus. Dafür wurden die Eheleute, wie andere Zeugen auch, später bedroht und eingeschüchtert. „Wir wissen, wo ihr wohnt, wenn ihr mit der Polizei redet“, schmierten Unbekannte auf eine Hauswand und auf einer Internetplattform der linksextremen Szene wurde, einem Steckbrief gleich ein Foto der Ehefrau veröffentlicht.
Ende August drang eine Gruppe von zehn bis 15 Personen in das Gebäude der Senatsjustizverwaltung an der Salzburger Straße in Schöneberg ein, gelangte bis in das Büro eines im Bereich Strafvollzug tätigen Referatsleiters und bedrohte dort den Mann. Mitglieder dieser „Soli-Gruppe“ gaben in Bekennerschreiben und Beiträgen im Internet an, „Isa und andere politische Gefangene“ würden in der Haft schikaniert oder gar psychisch gefoltert.
Bei Marek M. selbst hat seine erstinstanzliche Verurteilung offenbar keinen nennenswerten Eindruck hinterlassen. Erst im März dieses Jahres soll er bei einer Razzia in dem Club „Mensch Meier“ in Prenzlauer Berg Polizisten mit Reizgas angegriffen und sechs Beamte zum Teil schwer verletzt haben. Nach Angaben der Polizei hatten 21 Beamte einer Einsatzhundertschaft und drei Polizisten eines mobilen Einsatzkommandos in zivil das Hauptzollamt Berlin bei der Kontrolle von Schwarzarbeit unterstützt. Als sich Zoll und Polizei Zugang zu dem Club verschaffen wollten, soll der Türsteher Reizgas versprüht haben. Sechs Beamte erlitten Augen- und Atemwegsreizungen. Auf den „Türsteher der Rigaer Straße“ wartet damit die nächste Anklage.
Der 42-Jährige wurde vorübergehend festgenommen, bei seiner Durchsuchung wurde ein Teleskopschlagstock gefunden. Der Fall wurde Thema im Innenausschuss. Aus Sicht der Clubbetreiber haben Polizisten das Kassenhäuschen gestürmt, in dem sich das Sicherheitspersonal vor den Zivilbeamten geschützt habe. Die Polizisten hätten alle Personen zusammengetrieben und sich weder erklärt, noch ausgewiesen, hieß es. Die Berliner Polizei weist diese Darstellung zurück.
Die Taktik der Polizei am 1. Mai ist voll aufgegangen