Vereint im Verein

Degen oder Florett: Fechten in Berlins ältestem Fechtverein

| Lesedauer: 6 Minuten
Clara Andersen
Cheftrainer Aleksej Gnyniuk trainiert Kinder und Erwachsene im Berliner Fechtclub.

Cheftrainer Aleksej Gnyniuk trainiert Kinder und Erwachsene im Berliner Fechtclub.

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Sportart mit Tradition: Fechten kann man im Berliner Fechtclub seit über 100 Jahren. Nach den Ferien beginnt ein neuer Anfängerkurs.

Berlin.  Es ist der Traum eines jeden Piratenfans: Mit einem Säbel kämpfen wie ein echter Pirat oder eine echte Piratin. Für die Mitglieder des Berliner Fechtclub e.V. ist das aber nicht nur eine träumerische Fantasie, sondern wird mehrmals in der Woche zur Realität. Denn der älteste Fechtclub Berlins bietet Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen seit 1895 das Erlernen der Kampfsportart Fechten mit verschiedenen Waffen an.

„Beim Fechten muss man schnell sein wie ein Sprinter, geschickt wie ein Jongleur und taktisch klug wie ein Schachspieler“, erklärt Gert Wichitill, der erste Vorsitzende des Berliner Fechtclubs. Das Fechten kombiniere nämlich viele verschiedene Fähigkeiten und fördert körperliche und geistige Fähigkeiten. Das zeigt sich schon während des zweistündigen Kinder-Trainings.

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Nach einem Aufwärmen mit Sprungübungen, Beinarbeit und Koordinations-Spielen beschäftigt sich der Trainer in so genannten Lektionen ganz individuell mit einzelnen Fechterinnen und Fechtern, um „Fehler zu bearbeiten und an jedem Vermögen anzusetzen“, so Wichitill. Er erklärt, dass dieses Training die höchste Art der fechterischen Übung und im Berliner Fechtclub daher in allen Altersklassen Teil der Trainingseinheiten sei. „Ich würde sagen, es zeichnet uns grundsätzlich aus, dass wir wirklich generationsübergreifend ein angeleitetes Training und ganz spezielle Übungen anbieten“.

Fechten – ein sicherer und vielfältiger Sport

Das Besondere an Berlins ältestem Fechtverein ist außerdem, dass das Fechten mit allen drei Fechtwaffen – dem Degen, dem Säbel und dem Florett – angeboten wird. „Für jede Waffe haben wir spezielle Trainer oder Übungsleiter, sodass für unsere Mitglieder bei jedem Training die Möglichkeit besteht, mit ihrer jeweiligen Waffe trainieren zu können“, so der Vereinsvorsitzende. Das sei bei vielen anderen Vereinen nicht möglich, denn die würden sich meistens auf den Degen – die in Deutschland am häufigsten verwendete Fechtwaffe – fokussieren.

Begonnen wird beim Berliner Fechtclub im Kinder- und Jugendbereich mit dem Florett. Aber Anfängerkurse für Erwachsene finden mit allen Waffen statt. Obwohl die drei Waffen für den Laien gar nicht so verschieden aussehen, gibt es doch einiges, was sich unterscheidet, wie Wichitill erklärt: „Je nachdem, mit welcher Waffe man kämpft, gibt es andere Trefferflächen. Beim Degen ist es zum Beispiel der ganze Körper und beim Säbel lediglich alles oberhalb der Gürtellinie.“ Während Florett und Degen außerdem Stichwaffen seien, kämpfe man mit dem Säbel mit Hieben und Stichen. Deswegen würden die verschiedenen Waffen unterschiedliche Techniken und Taktiken erfordern.

Aber egal, für welche Waffe man sich letztendlich entscheidet, gefährlich sei das Fechten bei ordnungsgemäßer Benutzung laut Wichitill mit keiner von ihnen. Verletzungen kämen inzwischen äußerst selten vor. Das liege vor allem an der speziellen Fechtausrüstung, die aus einem stichfesten Anzug und einer Fechtmaske besteht. Anfänger können diese Ausrüstung zu Beginn sogar kostenlos bei dem Berliner Fechtclub e.V. leihen, so der Vereinsvorsitzende. „Wir bieten in allen Altersklassen einmonatige Fechtkurse für Anfänger an, und da eine Fechtausrüstung mindestens 500 Euro kostet, möchte man die sich als Neuanfänger eben nicht gleich zulegen.“

Fechten ist wie ein schnelles Ping-Pong

Unter den rund 130 Mitgliedern des Berliner Fechtclubs sind neben den Anfängern aber natürlich auch Fortgeschrittene, die an Wettkämpfen teilnehmen. Petar etwa wurde bei den Berliner Meisterschaften vor kurzem Berliner Meister der U11 im Florett und die zehnjährige Wilhelmina errang im Damenflorett derselben Altersklasse die Bronze-Medaille. „Ich fechte erst seit letztem Jahr, aber es macht mir super viel Spaß. Ich mag vor allem die Schnelligkeit daran“, erzählt die Zehnjährige. Der elfjährige Hannes trainiert inzwischen dreimal in der Woche und wartet bereits ungeduldig auf die nächste Saison.

Auch die zweite Vereinsvorsitzende, Klara Köpke, meint: „Fechten ist wie ein schnelles Ping-Pong, bei dem es die ganze Zeit hin und her geht und das einen sowohl körperlich als auch geistig beansprucht“. Darüber hinaus sei das Fechten für sie ein Sport, in dem alle Menschen ihren Platz finden, die sich in anderen Sportarten vielleicht nicht so zu Hause fühlen. Wichitill ist außerdem der Meinung, dass der Fechtsport mit einer gewissen Faszination verbunden ist. „Für viele Leute ist Fechten etwas Edles, das mit vielen positiven Attributen besetzt ist.“

Das sind wohl einige der Gründe, wieso sich nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene für den Fechtsport begeistern und wieso der Berliner Fechtclub jeweils drei Mal in der Woche getrennte Trainingseinheiten sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene anbietet. Der Schwerpunkt liege aber in der Ausbildung des jüngeren Nachwuchses, der neben der körperlichen Fitness auch in Konzentration, Reaktion und mentaler Stärke trainiert werde, so Wichitill. So beginnt nach den Sommerferien für die Jahrgänge 2014 und jünger ein neuer Anfängerkursus (Infos auf der Vereins-Website). Für das Wohlbefinden und den Schutz der Kinder und Jugendlichen setzte man sich ganz besonders ein. „Wir bekommen hoffentlich noch in diesem Jahr das Kinderschutzsiegel des Landessportbundes. Dafür müssen alle Trainer und Übungsleiter spezielle Schulungen absolvieren. Dadurch stellen wir einmal mehr sicher, dass das Kindeswohl in unserem Verein im Mittelpunkt steht.“

Mehr über den Verein:

Gründung: Der Berliner Fechtclub e.V. wurde 1895 gegründet und ist damit der älteste Fechtverein in Berlin. Inzwischen hat der Verein rund 130 Mitglieder und bietet Fechten mit Florett, Degen und Säbel für Anfänger und Fortgeschrittene an.

Anschrift: Sekundarschule Wilmersdorf, Kranzer Straße 3, 14199 Berlin-Wilmersdorf

Kontakt: kontakt@berliner-fechtclub.de

Internetseite: https://berliner-fechtclub.de