Ciry West

Neue Pläne für das Huthmacher-Haus

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Carolin Brühl
Eine Simulation des neuen Huthmacher-Hauses (r.) mit Bikini-Haus und Zoo-Palast. Links die Türme des Upper West und des Zoofensters

Eine Simulation des neuen Huthmacher-Hauses (r.) mit Bikini-Haus und Zoo-Palast. Links die Türme des Upper West und des Zoofensters

Foto: Simulation: Filippo Bolognese

Hamburger Investor will das denkmalgeschützte Gebäude am Hardenbergplatz abreißen und ein neues Hochhaus bauen.

Charlottenburg. Wim Eckert, Architekt des Züricher Architektur-Büros E2A, malte im Stadtentwicklungsausschuss von Charlottenburg-Wilmersdorf eine schöne neue Zukunft für das Areal, auf dem das denkmalgeschütze Huthmacher-Haus am Hardenbergplatz steht – wenn stattdessen dort ein neues Büro- und Geschäftshaus errichtet werden dürfte. Fußgänger sollten rund um das aufgestelzte Haus und darunter hindurch gehen können.

Eine Fahrradgarage mit 700 Stellplätzen solle es geben, die gratis benutzbar sei, ein verglastes Café in einem Luftgeschoss in der Mitte des 95 Meter hohen Hauses und ein öffentlich zugängliches Dachgeschoss, das jedem Besucher ganz ohne „Kommerzzwang“ einen 360-Grad-Blick über die City West, Zoo und Tiergarten ermögliche. Als weiteres Bonbon soll das neue Haus sich auch energetisch autark mittels Sonnen- und Windkraft versorgen können, erzählte Eckert.

Keine ausreichende Standfestigkeit mehr

Eckert spricht für die Hamburger Newport Holding. Zwar sei das vorgestellte Projekt lediglich eine "rein theoretische Übung", aber für den Bauherren bestehe kein Zweifel daran, dass das Haus grundsätzlich abgerissen werden müsse, weil Ende 2020 die Nutzungsgenehmigung ablaufe und das Gebäude von Paul Schwebes und Hans Schoszberger von 1957 modernen Sicherheitsanforderungen nicht mehr genüge: Ein zweiter Rettungsweg fehle und auch die Standfestigkeit sei angegriffen. Alle Mieter müssten deshalb Ende 2020 ausziehen, so die Hauseigner.

Bayerische Hausbau hat Huthmacher-Haus im Mai verkauft

Nicht das erste Mal, dass die Zukunft des Huthmacher-Hauses zur Disposition steht. Schon die Bayerische Hausbau, die das Gebäude als Teil des Zoobogens mit Zoo-Palast und Bikini-Haus 2002 erworben hatte, äußerte in den vergangenen Jahren immer wieder Abrisspläne. Der 16-Geschosser bietet auf rund 15.000 Quadratmetern Nutzfläche Raum für Büros und Gastronomie. Abrisspläne scheiterten bislang immer am Denkmalschutz.

Im Mai 2018 verkaufte die Bayerische Hausbau das Büro- und Geschäftshaus Hardenbergplatz 2-4 schließlich an die Hamburger Newport Holding, die mit diesem Projekt erstmals in Berlin aktiv werden will: 95 statt bisher 60 Meter hoch und 22,5 Meter statt 15,5 Meter tief soll das neue Hutmacher-Haus werden. Die Breite soll nach Angaben des Investors wie bisher 80 Meter messen. Die Gebäudemaße betrügen bei einer Umsetzung der Pläne statt bisher 70.000 dann mit 170.000 Kubikmeter mehr als doppelt so viel. Immerhin soll die Gestaltung der Fassade des 250 Millionen teuren Neubaus eine Reminiszenz an die Gestaltung von Schwebes und Schoszberger sein und mit einem durchsichtigen Geschoss in der Mitte an die Tradition des Luftgeschosses des Bikini-Hauses anknüpfen.

Ausschuss will Areal rund um den Hardenbergplatz ganzheitlich planen

Die Mehrheit des Ausschusses machte am Mittwochabend jedoch deutlich, dass der Bezirk am Denkmalschutz festhalten wolle und eine Neugestaltung des Huthmacher-Hauses nur im Zusammenhang mit den Hochhausplänen zwischen Hardenbergstraße und nördlicher Hertzallee sowie einer Umgestaltung des Hardenbergplatzes denkbar seien, wie der baupolitische Sprecher der SPD, Wolfgang Tillinger sowie die Grünen-Sprecherin Jenny Wieland sagten. Hans-Joachim Fenske von der CDU kritisierte die "massive Scheibe" die jedem Ankommenden am Bahnhof Zoo den Blick versperre und möchte nun erst einmal prüfen lassen, warum das Haus seine Nutzungsgenehmigung und vor allem seine Standfestigkeit verliere. "Es dürfte klar sein, dass wirtschaftliche Interessen des Investors der Grund für die Abriss- und Neubaupläne sein dürften, und nicht etwa die mangelnde Sanierbarkeit des Gebäudes. Es stellt sich die Frage, welchen Mehrwert der Bezirk durch die Ausweitung hochpreisiger Büroflächen bekommt", kritisierte Linken-Fraktionschef Niklas Schenker. Lediglich die FDP bezeichnete die "Neuinterpretation" des Huthmacher-Hauses als einen städtebaulichen Gewinn für den Hardenbergplatz.

Landesdenkmalamt möchte Huthmacher-Haus erhalten

Dass die Bausubstanz des Huthmacher-Hauses einen Abriss erforderlich machen könnte, ist dem Landesdenkmalamt nach Angaben seiner Sprecherin Christine Wolf indes nicht bekannt. In dem Gebäude manifestiere sich zusammen mit dem Bikini-Haus, dem Zoo-Palast wie sonst an kaum einer anderen Stelle der Wiederaufbau West-Berlins in der 50er-Jahren. Nach den Abrissen des benachbarten Schimmelpfenghauses und des Gloria-Palastes sowie der Umnutzung des Café Kranzler komme den verbleibenden Elementen besondere Bedeutung zu.

Veränderungspläne der Bayerischen Hausbau Projekt GmbH waren nach Angaben des Landesdenkmalamtes bereits 2015 und 2017 Thema im Landesdenkmalrat Berlin. Im Protokoll der Sitzung vom 12.5.2017 heißt es: "Der Landesdenkmalrat …spricht sich aber gegen einen Abriss und Ersatzbau aus, weil es sich um eine Gesamtanlage handelt, in der jeder konstituierende Bestandteil ein Baudenkmal ist und vom Bauherren keine zwingenden Gründe gegen eine Sanierung um Modernisierung des Bestands oder Strategie des „Weiterbauens am Denkmal“ (z.B. durch Treppenhaus-Anbau) vorgetragen wurde.“