Wilmersdorf. Der Sportverein hat sich in der alten Baude am Volkspark Wilmersdorf ein gastronomisches Wohnzimmer geschaffen: die fesche “Wilma“.

Hell, offen, freundlich. Mit seinen dunkelrot-schwarzen Sitzbänken erinnert „Wilma“ an amerikanische Diner-Lokale. Kein Vergleich zum düstern, höhligen Ambiente, dass in der ehemaligen Volkspark-Baude herrschte. „Wilma“ ist gleichermaßen Restaurant, Café und Sportsbar. Der 1. FC Wilmersdorf hat gut 50.000 Euro in die Hand genommen, um so etwas wie ein gastronomisches Wohnzimmer für Vereinsmitglieder zu schaffen. Nach all den Jahren ohne eigenes Vereinshaus, ist man froh, vom Bezirk der Zuschlag für die Gastronomie erhalten zu haben. Die beiden Damen, die die Baude vormals betrieben haben, hatten keine Anbindung an den mehr als hundert Jahre alten Fußballverein mit seinen 600 Mitgliedern.

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Kein "Closed Shop" für Mitglieder: die neue "Wilma"

Nun ist die Baude kaum wiederzukennen in ihren neuen Look: Der Boden wurde neu gemacht, die Toiletten ebenfalls. Mit den hellgrünen Fensterrahmen ist der Verein nicht glücklich, da gab es allerdings Vorschriften vom Bezirk zu beachten. Opulente Flachbildschirme an den Wänden laden ein zum Anschauen aller Fußballspiele. Bundesliga, Champions- oder UEFA Nations League - wer nicht alleine zu Hause schauen mag oder kein Budget für Pay-TV-Angebote hat, findet nun neue Optionen in der Sportsbar. Hamudi Mansour, Vorsitzender des 1. FC Wilmersdorf, betont, dass „Wilma“ kein „closed shop“ allein für Vereinsmitglieder ist. Sondern ein Anlaufpunkt für alle Durstigen oder Hungrigen, die im Volkspark joggen, spazieren, spielen oder sonnen. Oder demnächst vielleicht auch wieder Schneemänner bauen, auch wenn diese Vorstellung in diesem goldenen Herbst noch weit weg ist.

Farid Dengiz kümmert sich als gastronomischer Leiter um die Sportsbar des 1. FC Wilmersdorf.
Farid Dengiz kümmert sich als gastronomischer Leiter um die Sportsbar des 1. FC Wilmersdorf. © Katja Wallrafen

Das gastronomische Konzept ist ambitioniert: Frische Salate, herzhafte Bioschnitzel, hausgemachte Burger und leckere Pasta verspricht die neue . Der Verein hat mit Farid Dengiz einen gastronomischen Leiter eingestellt und mit Thiago Valente einen international erfahrenden Koch gefunden. Valente, geborenen und ausgebildet in Brasilien, kam nach Stationen in Madrid, Paris und London vor vier Jahren nach Berlin. Er freut sich, dass es in einer niegelnagelneuen Küche wirken kann. Valente will beweisen, dass gute Küche durchaus auch für Kunden mit schmalem Geldbeutel möglich ist. „Das Angebot richtet sich schon an unsere Vereinsmitglieder, das sind Kinder, Jugendliche und ihre Familien - da können wir keine exklusiven Preisen aufrufen“, so Hamudi Mansour.

Thiago Valente wurde in Brasilien ausgebildet. Seit vier Jahren kocht er in Berlin, seit Anfang Oktober im Volkspark Wilmersdorf.
Thiago Valente wurde in Brasilien ausgebildet. Seit vier Jahren kocht er in Berlin, seit Anfang Oktober im Volkspark Wilmersdorf. © Katja Wallrafen | Katja Wallrafen

Schnitzel in Bio-Qualität

„Regionale Küche, frische Zutaten - das sind einfache Mittel, aus denen sich zaubern lässt“, verspricht Thiago Valente. Da ist das Wiener Schnitzel - selbstverständlich vom Kalb - eben ein bisschen kleiner, aber dafür in ausgezeichneter Bio-Qualität. Das Rezept für seine exklusiven Saucen zum Burger möchte Valente sich nicht entlocken lassen, das für die hausgemachte Limonade gibt er her: Gingerale, Rohrzucker, Limette und Minze. Für die Burger-Brötchen verlässt er sich auf Brioche-Teig. Seine Burger-Brötchen werden vom Bäcker aus der Nachbarschaft gebacken, wechselweise in den Backstuben von Czerr oder Tims.

Ein Treffpunkt für den ganzen Kiez

„Nun können wir uns noch stärker als bisher im Kiez engagieren“, sagt Hamudi Mansour. Beim 1. FC Wilmersdorf ist Integrationsarbeit Ehrensache, es geschehe quasi nebenbei und ohne Tamtam, so Mansour. Fußball sei mehr als Dribbling, Passspiel und Toreschießen: Fairplay, Freundschaft und vor allem Gemeinschaft. „Ohne Vereinshaus konnten wir uns nicht so engagieren, wie wir es eigentlich gerne getan hätten“, beschreibt Mansour. „Mit der Wilma wird das besser klappen.“ Zudem habe sich die so genannte Durchwegung, also die Öffnung des Spazierweges zwischen den Sportplätzen im Volkspark Wilmersdorf,bereits positiv ausgewirkt. „Das hat viel gebracht und tatsächlich, so wie wir vermutet hatten, dazu beigetragen, dass mehr Leute auch bei uns reinschauen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Jeder kann die „Wilma“ mieten - für Kindergeburtstage zu Beispiel. Andere Sportler nutzen die Gaststätte für ihre Zusammenkünfte, so etwa die Minigolfer von nebenan. Auch die Bürgerinitiative Wilmersdorfer Mitte kommt dort zusammen.

Noah Wirkowski (12) begleitet seinen Bruder Leo (9) zum Spiel. Die beiden mögen den neuen Look und die großen Bildschirme.
Noah Wirkowski (12) begleitet seinen Bruder Leo (9) zum Spiel. Die beiden mögen den neuen Look und die großen Bildschirme. © Katja Wallrafen | Katja Wallrafen

Im November ist geplant, einen Termin mit der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) durchzuführen. Hamudi Mansour plant zuvor einen Informationsabend, so dass Eltern sich aus erste Hand informieren können und sich nicht etwa überfahren fühlen. „Aber ich halte es für eine gute Sache, wenn wir vielleicht einige Menschen finden, die sich registrieren lassen für eine Stammzellenspende“, sagt er. „Denn wir können mehr als Fußballspielen.“

Information

„Wilma“ ist täglich geöffnet von 14-22 Uhr, am Wochenende von 9-18 Uhr. Straße am Schoelerpark 39, Wilmersdorf