Ehrung

Schüler gedenken eines Hausmeisters mit Zivilcourage

| Lesedauer: 2 Minuten
Brigitte Schmiemann

Schülerinnen des Sophie-Charlotte-Gymnasiums haben Otto Jogmins Leben recherchiert. Sie drehten einen Film und pflanzten einen Baum.

In Yad Vashem, Israels Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum in Jerusalem, ist der Name des Charlottenburger Hauswarts Otto Jogmin längst als „Gerechter der Völker“ in die Erinnerungswand eingraviert. Nur in Berlin, seiner Heimatstadt, fehlte bislang die Erinnerung an seine Zivilcourage, mit der er Juden während der Zeit des Nationalsozialismus rettete. Familienangehörige von Jogmin waren nicht mehr zu finden. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) hatte deshalb auf Bitte des ehemaligen israelischen Gesandten, Emmanuel Nahshon, das Sophie-Charlotte-Gymnasium in Charlottenburg gebeten, sich darum zu kümmern.

Ein halbes Jahr haben sich zehn Schülerinnen im Rahmen des Kurses „Studium und Beruf – Projektmanagement“ damit beschäftigt, das Leben von Otto Jogmin zu recherchieren und das Gedenken zu organisieren. Entstanden ist ein Film mit Interviews von Überlebenden und Historikern, auf dem Schulhof wurde eine Eberesche gepflanzt, die an Otto Jogmin erinnert.

Otto Jogmin (1894-1989) erhielt 1935 eine Anstellung als Hauswirt im Mietshaus Wielandstraße 18. Ein Jahr später übernahm er zudem eine Teilhauswartsstelle für das Nachbarhaus, was ihm die Möglichkeit gab, einen Kellerdurchbruch zu machen und Juden auch dort zu verstecken. Er fälschte die Meldebücher, trug bei den jüdischen Mietern andere Namen und Religionszugehörigkeiten ein. Mit Medikamenten und Lebensmittelrationen versorgte er sie.

Die Ergebnisse, so die 17- und 18-Jährigen, hätten ihnen tiefe Einblicke gegeben, warum Menschen anderen Menschen helfen und dabei sogar ihr Leben riskieren. Am Freitag stellten sie ihre Ergebnisse während eines Festaktes in der mit Schülern und Lehrern voll besezten Aula ihrer Schule an der Sybelstraße vor.

Die Sprecherin der israelischen Botschaft, Adi Farjon, Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und Barbara Schieb von der Berliner Gedenkstätte „Stille Helden“ bedankten sich, dass Otto Jogmin durch das Engagement der Mädchen jetzt und in Zukunft einen festen Platz an der Schule erhält.

( bsm )