Berlin. Von Berlin nach Afrika: Ehrenamtliche Unterstützung für Selbsthilfe-Projekte von Plan International in Ghana.

Stolz präsentiert Emmanuel Boadu den Besuchern aus Deutschland seine Familie und sein Haus. Vis à vis vom Eingang hat der Vater von vier Kindern in einem kleinen Häuschen aus Beton eine Toilette einbauen lassen, davor ein „Tippi Tap“ installiert, eine pfiffige Konstruktion aus Stock, Seil und mit Wasser gefüllter Flasche, um sich die Hände waschen zu können. Nur wenige Meter entfernt kann die Familie an einem neuen Brunnen mit Handpumpe Wasser holen.

Nur 66 Prozent haben Zugang zu Trinkwasser

Damit geht es Boadu deutlich besser als vielen seiner Landsleute. Nur 66 Prozent der ländlichen Bevölkerung haben im westafrikanischen Ghana Zugang zu Trinkwasser und lediglich neun Prozent verfügen über Sanitäranlagen. Das an Rohstoffen wie Gold, Rohöl und Kakao reiche Land gehört zwar zu den wachstumsstärksten in Afrika. „Und dennoch haben viele Menschen am wachsenden Wohlstand nicht teil“, sagt Solomon Tesfamariam, Landesdirektor von Plan Ghana. Mit seinem Projekt „Sauberes Wasser für Ghana“ will das Kinderhilfswerk Plan International Deutschland die Versorgung in Gemeinden und an Schulen verbessern.

Ehrenamtliche aus Berlin besuchen Hilfsprojekt von Plan International in Ghana
Ehrenamtliche aus Berlin besuchen Hilfsprojekt von Plan International in Ghana © Eli Hamacher

Rund 1000 Ehrenamtliche unterstützen in bundesweit 97 Aktionsgruppen – darunter eine in Berlin - die weltweiten Plan-Projekte, die zum Beispiel durch den Bau von Brunnen und Schulen die Chance auf berufliche Bildung oder politische Teilhabe stärken. Dafür sammeln die Ehrenamtlichen Spenden auf, bei Schul- und Straßenfesten, Sportveranstaltungen wie dem Istaf Indoor in der vergangenen Woche in der Mercedes Benz Arena oder bei Konzerten und Benefiz-Events. Um sich vor Ort anzuschauen, wie die durch Spenden, Patenschaften und öffentliche Mittel finanzierten Projekte den Alltag der Menschen verändern, sind acht Ehrenamtliche AG-Mitglieder Mitte Februar für eine Woche nach Ghana gereist.

Schüler klären ihre Mitschüler über Hygiene auf

Von der Hauptstadt Accra muss man nur rund 100 Kilometer fahren, um die Welt mit anderen Augen zu sehen. Am Ortseingang von Mintakrom weist ein großes Schild darauf hin, dass in dieser Gemeinde die offene Defäkation verboten ist, sprich die 1000 Einwohner nutzen Toiletten und nicht die Felder. Vor drei Jahren hätten nur fünf Haushalte in Mintakrom eine Latrine gehabt, heute hätten fast alle eine, berichtet Boadu, der ein Komitee leitet, das die Gemeindemitglieder in nachhaltigem Wasser- und Sanitätsmanagement schult. Unterstützt wird er von Gesundheitsclubs in den Schulen, in denen die Mädchen und Jungen ihre Mitschüler über die Bedeutung von Körperhygiene und den hygienischen Umgang mit Lebensmitteln aufklären. Know-how, das Leben retten kann. Denn die schlechte Sanitärsituation, mangelnde Hygiene und unsauberes Wasser führen zu Krankheiten und nicht selten zum Tod. 59 von 1000 Kindern sterben in Ghana, in Deutschland sind es vier.

In Mintakrom erklären große Plakate an Schul- und Hauswänden in Wort und Bild, wie man seine Hände richtig wäscht. Vor den Klassenräumen hat Plan Waschstationen, so genannte „Teckytaps“, installiert. Das in einer großen Blechtrommel gespeicherte Wasser bringen die Kids mit Tritten auf ein Fußpedal zum Laufen. Zusätzlich sorgen die neuen von Plan gemeinsam mit den Wasserkomitees errichteten Sanitäranlagen für bessere Hygienestandards. Damit das Wasser dauerhaft fließt, kassieren an den Brunnen ältere Dorfbewohnerinnen einige Cedis pro Eimer. Einnahmen, die die Komitees gemäß dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe mit ihren eigens geschulten Mitgliedern nutzen, um die neue Infrastruktur instand zu halten: die mit Handpumpen betriebenen, aber auch teilmechanisierten Brunnen, die Filtersysteme zur Reduzierung des Eisengehaltes ebenso wie die Sanitäranlagen.

Getrennte Toiletten bieten Privatsphäre

„Seitdem Plan das Wasser in die Gemeinden geholt hat, verbringen junge Mädchen mehr als 70 Prozent weniger Zeit damit, Wasser für ihre Familie zu holen“, sagt William Domapielle, Projektmanager von Plan Ghana. Zeit, die sie für den regelmäßigen Schulbesuch nutzen können. Denn zuvor haben sie täglich mehrere Stunden damit verbracht, Wasser außerhalb des Dorfes zu holen. Das war nicht nur körperlich extrem anstrengend, sondern auch wegen drohender Vergewaltigungen gefährlich. Die nach Geschlechtern getrennten Toiletten und Waschräume bieten den Mädchen jetzt zudem mehr Privatsphäre und bessere Hygienestandards, sodass sie auch während ihrer Menstruation die Schule besuchen können.

„Bei den Reisen mit Plan sieht man vor Ort, wie die Bevölkerung tatsächlich lebt und was die Spenden bewirken. Das motiviert mich auch sehr für die ehrenamtliche Arbeit zuhause“, sagt Conny Steigleder, die auch schon ein Plan-Projekt in Vietnam besucht hat.

Das im September 2015 gestartete Wasserprojekt wird Plan International Deutschland bis Oktober 2021 mit insgesamt 3,73 Millionen Euro fördern.

Plan International Deutschland

Plan International ist eine unabhängige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe. Mädchen und Jungen sollen weltweit die gleichen Rechte und Chancen haben und ihre Zukunft aktiv gestalten. Die Selbsthilfeprojekte finanziert Plan hauptsächlich über Patenschaften, Einzelspenden und öffentliche Mittel. Von den weltweit 1,2 Millionen Kinderpatenschaften betreut Plan International Deutschland mehr als 350.000 und erreicht damit in den Programmländern in Afrika, Asien und Lateinamerika mehr als drei Millionen Menschen.

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